75.Henry

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Margaretha meinte sie würde auf mich warten, da ich nochmal beabsichtigte zurückzugehen, um mich zu verabschieden. Sie und ich hatten beschlossen, doch nach Hause zuspazieren. Wir waren hier nur störend, selbst wenn ich gerne noch länger mit meinem Bruder über vieles sprechen wollte, war mir durchaus aufgefallen, dass er irgendwie eingeschränkt, ja gefangen von den Armen der Vergangenheit zu sein schien.

Langsam näherte ich mich dem Lagerplatz und hörte Stimmen, nein ... nur eine, es war Jonathan und ... er sang. Ich blieb stehen und lauschte genauer, die Worte verstehen wollend, die er so „bitter-süß" in die kühle Nachtluft hauchte. Es waren traurige Zeilen, voller Gefühle und Liebe? Ich fragte mich, was es sein konnte, das ihn so fertig machte, doch schon im nächsten Moment wurde es mir klar. Dieser Magier umarmte ihn, zog ihn an sich, wie ein ...
Jonathan murmelte etwas in seine Schulter und David fragte gerade so laut, dass ich es verstand. „Nichts kann meine Liebe zu dir mindern." Dann beugte er sich vor und ... küsste John. Sofort stand ich aus meiner Späh-Haltung auf, alles war plötzlich klar, ich verstand es nun. Doch stieg auch Wut in mir hoch. Er hatte uns alle belogen ...

Die beiden unterhielten sich weiter und ich ging leise auf sie zu. „Ich bin ..." stotterte mein Bruder. Ich war knapp hinter ihnen. „Ein verantwortungsloser König!" platzte es aus mir heraus und klang kälter als gewollt. Sowohl Jonathan als auch sein „Geliebter" fuhren zu mir herum. Und als er begriff, in welcher Situation er sich befand, begann er mit den Armen zu rudern. „Henry!? ... Warte ich kann alles erklären", rief Jonathan aus, doch ich lies ihn nicht aussprechen. Die letzten drei Jahre machten mich schlagfertig und selbstbewusst, jedoch auch sehr grob... „Was willst du groß erklären? Du ... Lügner ... Sie hatten alle Recht! Du stehst auf Männer und du hast damals mit diesem Typen herumgemacht! Wieso leugnest du deine abartigen Vorlieben? Steh zu deinen Fehlern. Das ganze Volk in den Untergang zu stoßen, nur um glücklich als Ziegenbock mit deinem ..." Ich musterte David kurz. „Deinem Betrüger-Magier, herumzuschmusen. Der noch nicht einmal weiß, wer du bist und warst!" Er starrte mich fassungslos an und seine Augen wurden mit jedem meiner Worte einen tick größer. „Jonathan Morchester, erster Erbe des Königshauses, mein großer Bruder, ... stellt sich als Weichei heraus, der nicht in der Lage ist, sein Volk aus den Händen seines jüngeren Bruders zu reißen, weil er zu feige ist zurückzugehen! Schämst du dich nicht?" 

Jonathan war vor meinen Augen kleiner geworden. Ich fühlte mich schlecht, für alles was ich zu ihm sagte, doch wollte ich es nicht für mich behalten. Dieser Zwischenfall damals, sorgte dafür, dass ich all dies durchmachen musste. Immer dachte ich er wäre unschuldig und würde sicher irgendwie planen, zurück ins Schloss zu gelangen, doch ... mein Bruder saß da, starrte mir leerem Blick in die Glut und Tränen flossen seine Wangen herunter. „Erbärmlich", murmelte ich bei dem Anblick. Im nächsten Moment packten mich große Hände am Kragen und zerrten mich hoch. Der Magier holte mit seiner Faust aus und schlug zu. Ein brennender Schmerz machte sich auf meiner Wange breit. Mich zu wehren machte wenig Sinn, sein Griff war fest wie ein Schraubstock, keine Chance freizukommen. Der große Mann brauchte keine Worte, um mich einzuschüchtern. Sein sturer, böser Blick brannte sich in mein Gedächtnis, so wütend und Hass erfüllt, dass es mehr weh tat als seine Ohrfeige. 

„Aufhören!" Ich hatte nicht erwartet, Jonathans gefasste Stimme zu hören. „Schluss damit! ... Bitte David, lass ihn los." Seine Hand legte sich sanft auf den angespannten Arm des Blonden. „Es stimmt, ... ich bin Jonathan Morchester, der eigentliche König von England." Verblüfft ließ er mich abrupt los und protestierte: „Aber ... John ... Jonathan, er ..." Mein Bruder nickte: „Er ... ist Henry Morchester, der jüngste von uns drei Brüdern. Es ist wahr, ... alles ... Ich wurde verbannt, da der Verdacht, mit einem Mann ein Verhältnis zu haben, mich vor das Gericht brachte. Ein gut durchdachter Trick, eine List durch Bestechung und Verrat, kostete mich den Thron. Zu der Zeit war ich unschuldig, hatte nie Gefühle dieser Art. Damals bestritt ich die dreiste Lüge, aber heute ... in dieser Nacht, kann ich nicht leugnen diesen Mann hier zu lieben. ... Es tut mir leid Henry ..." Mein Kopf war immer noch verwirrt. Ich hatte nicht mit einer Aussage in diese Richtung gerechnet. „Lügner ...", murmelte ich nur und rannte davon. Hinter mir die Rufe, laut und mit jedem Mal klangen sie verzweifelter. Meine anklagenden Worte taten mir jetzt schon leid, andererseits konnte ich mich nicht dazu überwinden umzukehren. Ich ergriff die verschreckt aussehende Margaretha an der Hand und zog sie mit mir. „Henry! Was ist los?" erkundigte sie sich, bekam jedoch keine Antwort. Ich wollte einfach nur weg von hier, niemandem zeigen wie verletzt und ärgerlich ich war.

Wir erreichten die Felder vor unserem Hof und ich blieb stehen. Schnaufend und nach Luft schnappend, war es nun meine Wenigkeit, die sich die Tränen nicht länger verhalten konnte.

Es wird langsam spannend XD

I was King (Deutsche Version)Donde viven las historias. Descúbrelo ahora