44.Henry

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Die Vorbereitungen hatten diesmal etwas länger gedauert, was mir mehr Zeit lies, um mir die schlimmsten Dinge auszumalen. Doch sprach ich mir stattdessen gut zu und redete mir ein, es würde nicht so schlimm werden.

Die Tür ging auf und irgendjemand kam herein. Ich kniff die Augen zu und spürte im nächsten Moment, wie sie meinen Oberkörper entblößten. „Was um Himmels Willen haben sie vor?" dachte ich alamiert bei mir, meine Anspannung wuchs und ich biss auf meine Unterlippe. Starke Arme packten mich an den Schultern und zogen mich nach hinten. Ich spürte den kalten, harten Stein, als sie mich gegen die Mauer drückten. „Halt still Junge, ... jetzt wird's heiß...", raunte einer der Männer neben meinem Ohr, während die anderen schallend lachten. Hände wie Schraubstöcke fassten meine Fußknöchel und zogen an meiner Hose, die ohnehin nicht gut an meinen schmalen Hüften hielt. „Nein! Scheiße ...! Nein, verdammt ... was ... was macht ihr!?"

Alle Versuche mich aus ihren Fängen zu befreien scheiterten kläglich. Ich war ihnen ausgeliefert. Grobe Finger kratzten über meine nackte Haut und reizten jeden einzelnen Nerv in meinem Körper. „Bitte, ... bitte nicht! ... Nehmt mir nicht ... meine ... meine ... Männlichkeit", flehte ich weinerlich und zitterte vor Panik. Mit allem hatte ich gerechnet, nur mit sowas nicht!

Ein Klirren von Metallstäben ließ mich nun vollkommen verzweifeln. „Aufhören! ... Nein, nicht! ... Das könnt ihr nicht machen!" schrie ich noch, bevor sie meinen Mund mit einem Knebel verschlossen. Mein gesamtes Leben lief in Sekunden vor mir ab. Bilder meiner Familie, Jonathan, Alex, ... Magaretha ...

Die Wachen um mich waren verstummt, meine Augen immer noch fest geschlossen, um nicht sehen zu müssen, wie sie ... Dann ein Zischen, ich hörte jemanden auf mich zu kommen, Hitze, etwas wurde auf meine Brust gedrückt. Ein brennend heißer Schmerz durchfuhr mich und ich schrie, zumindest versuchte ich es. Tränen stiegen in meine Augen, als sich das glühende Eisen in meine Haut fraß. Höllische Schmerzen peinigten meinen Körper, ich öffnete meine feuchten Augen und sah auf das Brandwerkzeug auf meinem Schlüsselbein.

„Aufhören ... bitte ... aufhören", betete ich und gleichzeitig wurde mir jetzt bewusst, was sie vorhatten. Sie kennzeichneten mich als ihr Eigentum. Wieder mein volles Bewusstsein erlangend, begann ich zu zappeln, strampelte mit Händen und Füßen, so gut ich konnte, war den muskulösen Männern aber völlig unterlegen.

Endlich wurde das Siegel von meiner Brust genommen, doch der Schmerz blieb. Verschwommen, durch die ständig nachfließenden Tränen, konnte ich unscharf erkennen, dass eben dort wo gerade noch der Eisenklotz lag, nun eine purpurrote Wunde prangte. Einer der Widerlinge legte mir ein kaltes Tuch über die Stelle, um die Schmerzen zu lindern, jedoch half das nur geringfügig.

Zu meinem großen Entsetzen kam wieder einer der Wachen mit einem neuen Eisenstab. Von dem lodernden Brennen auf meiner Haut schon fast ohnmächtig, verspürte ich diesmal weniger. Beim dritten Mal war ich in einem Delirium, dass mein Empfinden von meinem unkontrolliert zuckenden Körper trennte, Schweißperlen standen auf meiner Stirn und ich hatte das Gefühl, als würde jemand eine Klinge in meine Brust bohren. Ich fragte mich, wie lange ich noch durchhalten konnte. Es war die Hölle auf Erden.

Abgestumpft vor mich hin stöhnend, schleppten sie mich nach diesem unendlichen Martyrium in einen angrenzenden Raum und legten mich auf ein Bett. Die kühlen Tücher wurden gewechselt und ein stinkendes Gebräu auf die gebrannten Stellen gestrichen. Es sollte dazu dienen, die Wunden zu reinigen, damit sich nichts infizieren würde, schließlich sollte ich so schnell wie möglich einsatzfähig sein.

Nun lag ich da, benommen und müde. Das Pochen auf meiner Brust vereinte sich mit den Schlägen meines Herzens. Und dennoch gab es eine positive Sache in meiner misslichen Lage. Meine Männlichkeit blieb unberührt.

Ich lächelte schwach, nahm noch war, dass sie mir eine Flüssigkeit einflößten, dann brach ich weg.

Einige Stunden später wurde ich unsanft aus dem Schlaf gerissen. Das Brennen auf meiner Brust, ließ mich all die Erinnerungen an das Geschehene erneut durchleben. Mit schmerzverzerrtem Gesicht richtete ich mich auf, immer noch war ich leicht benebelt und meine Wunden schienen bei weitem nicht so stark zu schmerzen, wie sie wohl sollten. Ohne Wiederstand von meiner Seite, halfen sie mir zum Arbeitsplatz in den Waschraum, anscheinend musste ich in meinem Zustand arbeiten. Schwach loderte Wut in mir auf. Ich hatte keine Lust mehr ... Warum gab es so grausame Menschen? Wie konnte Theodore ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, beide seiner Brüder im Exil wissen? Wie konnte Joachim und diese drei Gauner noch ruhig schlafen, nachdem sie mich einfach verkauften? Und was bitte dachte Björn, diese scheiß Ratte, nun, wo er mich so entstellte und mich meiner Ehre beraubte?

So konnte und sollte es nicht weitergehen, dieser Entschluss stand bereits fest, nachdem ich vom Waldhaus wegmusste. Ich seufzte schwer und versuchte meinen Ärger loszulassen. „Schöne Margaretha, ... du bist einer der guten Menschen, die ich kennenlernen durfte."

„Nun pack mit an! Und komm ja nicht auf die Idee herum zu jammern", maulte mich meine Eskorte an. Mein erweckter Stolz als Königssohn, hätte mich sicherlich dazu veranlasst, diesem Typen Worte anzuhängen, die sich für Adelige normal gar nicht gehörten, doch hielt ich mich zurück. Ich fühlte mich viel zu schwach und außerdem wollte ich ja in die entgegengesetzte Richtung „arbeiten". Nachdem die Wache gegangen war, kam Kajetan auf mich zugelaufen.

„Nummer 12! Was ...?" er erstarrte, als er meine verbundene Brust sah und seine Augen weiteten sich. Weshalb machte er sich plötzlich Gedanken um mich? Nur, weil wir gemeinsam arbeiten mussten? „Nummer 12, hast du große Schmerzen?" kam wieder von dem Jungen. Ich verdrehte nur die Augen, denn jede unnötige Bewegung ließ meinen Körper erzittern. „Was? ... nein ... st ... echt angenehm... Und mein Name lautet Henry!" gab ich mit vor Schmerz zusammengebissenen Zähnen zurück. Irrte ich mich, oder wich er mir ein wenig aus? „Ja ... natürlich ... Henry!" Was sollte das Getue? Sonst ignorierte er mich immer. „Nun steh nicht so blöd rum, fang an wir müssen fertig werden, sonst gibt's kein Essen für uns", fuhr ich ihn schwach an. Langsam wurde mein Kopf klarer, das Mittel, welches sie mir eingeflößt hatten, verlor seine Wirkung und ich konnte mich auf die Arbeit konzentrieren. Das würde mich auch von den langsam wiederkehrenden Schmerzen der Brandmale ablenken.

Oja, riesen Brandwunde auf der Brust und so ziemlich das einzige worum er sich sorgt ist.. XD
Danke fürs Lesen!

Lg Tsuna-saw-ada

I was King (Deutsche Version)Where stories live. Discover now