31.Tamora

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Es war nett mitanzusehen, wie sehr ihre Truppe zusammenwuchs. Vor allem Jonathan und David schienen unzertrennlich. Der ehemalige König hatte dem Magier zwar immer noch nicht seine wahre Identität preisgegeben, doch das störte nicht. Sie waren zufrieden, so wie es war. Keiner stellte lästige Fragen oder versuchte ihre Vergangenheit herauszufinden. Da jeder von ihnen anscheinend ein Geheimnis mit sich trug.

In der Nähe ihres Lagerplatzes, waren Tam und Jonathan beim Feuerholz sammeln auf einen umgestürzten Baum gestoßen. „Was für eine mächtige Buche, ich denke der Blitz hat sie getroffen", meinte das Mädchen und erntete einen erschrockenen Blick ihres Begleiters. „Wer sonst hätte so ein Ungetüm zu Fall gebracht?" fragte sie neckisch und versuchte auf den liegenden Stamm zu klettern. „Sir Jonathan! ... Komm schon, ich brauche deine Hilfe." Woraufhin der Gerufene sich hinter Tamora stellte und ihr etwas ungeschickt unter die Arme griff. „Weiß nicht, ... ein Riese vielleicht?" kam eine mürrische Antwort. Er hob Tam so weit wie möglich hoch, damit siw über den Baum klettern konnte und als ihr Kopf über den umgefallenen Baum ragte, sah sie aus den Augenwinkeln eine kleine Gestalt, die sich langsam auf sie zu bewegte. „Wer ist da? ... Hallo?" erkundigte sie sich, bekam aber keine Antwort. „Hey! Was siehst du. ... Wer ist da hinten?" fragte John neugierig und blickte mit zusammengekniffenen Augen misstrauisch um sich, bevor er versuchte Tam zu folgen. Doch dazu kam er nicht mehr.

„Ach ... niemand. Dieses braune Etwas ist schon verschw..." und noch bevor sie fertiggesprochen hatte, sprang eine Wildkatze aus dem Dickicht, geradewegs auf den völlig überraschten Jonathan zu, dessen Füße jetzt schneller als sein Verstand reagierten. „Hilfe! ... Es frisst mich! ... Ahhh, verdammt hilft mir den niemand?" schrie Jonathan hysterisch und rannte in Richtung der Lagerstelle. Eine seltsame Szene ergab sich daraus, wie der kleine Mann vor der Katze, die das schönste Fell besaß, dass Tam jemals gesehen hatte, davonlief. Es war dem Zwillingsmädchen ein Rätsel wie John es schaffte, bei der Lichtung heil anzukommen, da er über Wurzeln und Steine stolperte aber nicht auf seine Nase fiel.

Natürlich drehten sich gleich alle Köpfe der anderen nach dem Gejagten um, als er wild mit den Armen rudernd, über die Feuerstelle sprang. Die Katze, die um einiges größer als eine gewöhnliche Hauskatze war, aber bei weitem nicht so groß wie ein Tiger, trabte gelassen hinter ihm her. Die Tiere stoben auseinander und John kletterte mit letzter Kraft auf den Wagen. Ein Bild für Götter. Einen Moment war es still, doch dann konnte sich Tam nicht mehr halten, brach in schallendes Gelächter aus und steckte alle damit an. „Verschwinde!" schimpfte John von oben herab. „Husch! ... Kann nicht einfach irgendjemand dieses Biest nehmen oder zumindest von mir weglocken?" Das Tier saß unten und blickte ihn aus kugelrunden Bernsteinaugen verliebt an, so als ob es sagen wollte, komm spiel mit mir.

„Oh süß, ... ich glaub sie mag dich", schwärmte David, packte die Katze am Nacken und hob sie hoch. „Nein! ... Nicht! Sie wird dich beißen und kratzen und ...," John verstummte und seine Augen weiteten sich bei dem Anblick vor ihm. Der Magier kraulte das Tier unter dem Kinn, dem es sichtlich zu gefallen schien. „Kommst du dann mal runter? Oder hast du vor, dort oben zu übernachten?" fragte der Katzenfreund und die anderen mussten sich extrem bemühen, um nicht schallend loszulachen. Jonathan sah etwas beleidigt aus und grummelte leise vor sich hin, als er herunterstieg. Vorsichtig kam er auf David zu und begutachtete dessen Fang. „Seltsam ... wo kommt das Vieh den her?" erkundigte er sich in einem abfälligen Ton. Woraufhin ihm der Zauberer einen strengen Blick zuwarf. „Ich denke es ist ein Weibchen John. Ein wenig mehr Respekt würde ich mir erwarten," rügte er seinen Freund, der weiterhin nur auf das Tier starrte. „Sie ist ganz zahm, ... komm näher und berühre sie, oder ... hast du etwa..." Zaghaft streckte Jonathan seine Hand aus und fuhr der Katze über das glänzende Fell. Als aber plötzlich ein tiefes Brummen aus dem Rachen des Tieres kam, zog der ängstliche Lockenkopf seinen Arm wieder zurück. „Hee? ... Nein, ... Ich glaub die mag mich nicht. ... Sie knurrt", beschwerte er sich. „John, ..." David verdrehte die Augen. „Gib mir deine Hand", die tiefe Stimme klang fordernd, doch seine Augen sahen den Kleineren so vertrauenswürdig an, dass dieser nicht zögerte. Fast alle hatten bereits das Interesse an der Szene verloren, sogar Betty, die Hündin von Richard, widmete sich wieder ihrer Fellpflege. Nur Tamora schien fasziniert von dem Paar, dass nun mit verschränkten Fingern das Tier in Davids Arm streichelte. „Katzen schnurren, Jonathan. Und das machen sie nur, wenn sie sich wohl fühlen", erklärte der Magier und führte die kleinere Hand mit dem Wuchs des Felles. Man könnte meinen, dass der geduldige Vater seinem Sohn den Umgang mit Tieren beibrachte, doch das Mädchen bemerkte bei den Beiden etwas anderes. Johns gerötete Wangen und ein Lächeln auf den schmalen Lippen des Blonden als sich ihre Blicke trafen.

„Wir sollten sie behalten, ... und du mein Lieber von und zu Morrow, wirst dich um diese wunderschöne Katze kümmern", verkündete der Magier und drückte die Hand in seiner. „Lern ihr ein paar Kunststücke, so dass wir sie in unsere Show einbauen können. ... Na was meinst du? John und Kiki?" Der Angesprochene räusperte sich verlegen, zog seinen Arm zurück, um sich befangen durch die Locken zu fahren. „Du ... du meinst ...? Das ist ein Scherz, oder? Ich kann das nicht, ... sie wollte mich ... fressen", das klang nicht sehr glaubwürdig und das schüchterne Grinsen in seinem Gesicht nahm dem ganzen den Ernst. John war befangen, die Nähe und Berührung von David ließen ihn die Angst vor der Katze vergessen, doch eine andere erwachen. Er wollte sich das aber nicht eingestehen. Nein, ... niemals.

David und sein kleiner Zoo, naja, ne Katze hat noch gefehlt😆

I was King (Deutsche Version)Where stories live. Discover now