52.Alexander

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Theodore trieb es nun wirklich zu weit, immer mehr Beschwerden aus dem Volk erreichten mittlerweile den „schlecht" regierenden König. Alexander bekam in letzter Zeit, zum Glück oder eher Pech, öfter die Gelegenheit, den Herrscher zu sehen. Anfangs regte Theodore sich über die Situation richtig auf. „Was diesem niedrigen Volk einfällt, MIR ihren König nicht zu gehorchen und sogar zu widersprechen!" donnerte er immer wieder, doch mittlerweile legte es sich ein wenig. Er mag vieles falsch machen, doch dumm war er deswegen noch lange nicht. Selbst er merkte, dass er dem Volk eine kleine Pause gönnen musste, wenn er danach so fortfahren wollte, wie bisher. Nach ein paar Steuererlässen und Minderungen der Aus- und Einfuhrkosten, suchte er sich eine Beschäftigung, um sich die Zeit zu vertreiben. „Hey Wachmänner! Bringt mir mein Schachbrett und einer von euch, der würdig ist gegen mich anzutreten, soll vortreten."

Das war nicht das erste Mal, jemanden zu einem Spiel mit ihm zu verdonnern. Die Wachen hatten bereits alle einmal ihr Glück versuchen dürfen. Fast alle! „Du bist dran Alexander, ... wir habens schon hinter uns", hieß ihn sein Vorgesetzter genervt an. „Muss das sein", seufzte der Angesprochene und verdrehte die Augen, beugte sich aber dem Befehl. Mit dem Brett in der Hand und einem bösen Blick, schritt er auf den Bruder seines ehemaligen Königs zu und sah in ein ebenso grimmiges Gesicht. „Du also, ... Ist niemand anderes mehr bereit? ... Nein? ... Nun gut, dann werde ich eben dafür sorgen, dass du hochkannt verlierst, mein lieber ... Alexander." Den Namen sprach er aus, als wäre er giftig.

Der Diener nahm ihm gegenüber Platz und stellte die Figuren in der richtigen Reihenfolge aufs Brett. Alex hatte einen Entschluss gefasst, er musste ihn besiegen, in dieser Runde würde er für Jonathan und Henry als Sieger hervorgehen. Der erste Bauer wurde nach vorne geschoben, ein Zug nach dem anderen.

„Denkst du immer noch an meinen Bruder, Alexander? Nach dieser langen Zeit, in der er nicht zurückgekommen ist ..." Alex sah erstaunt vom Spielbrett auf. Theodores Ton war nicht spöttisch, eher ein wenig müde. „Natürlich! Er ist der wahre König ... und mein Freund. Ich habe ihm einst meine Treue geschworen und daran halte ich auch fest", erklärte er seinem Gegenüber und warf den Springer seines Gegners mit der Dame aus dem Spiel. Theodore nickte nur etwas gelangweilt. „Ich verstehe, ... doch Jonathan kehrt nicht zurück ... und was Henry betrifft, der ... hat es bestimmt nicht überlebt", meinte er nun etwas schuldbewusst, doch im nächsten Moment schlug er mit seinem Reiter die gegnerische Dame und grinste wieder überlegen.

„Was für ein Widerling du bist", Alex schüttelte verächtlich den Kopf. „deine Brüder sind beide da draußen, kämpfen womöglich ums Überleben und DU? ... Du lässt es dir hier im Schloss gutgehen", zischte der Wachmann dem König zu. Dieser wirkte nicht überrascht, jedoch meinte Alexander, einen reumütigen Funken zu erkennen, irgendwo tief drinnen in den braunen Augen, die denen seiner Brüder so unheimlich ähnlich sahen. „Und du bist so großmaulig und stur wie eh und je", gab Theodore giftig zurück. Sie spielten weiter und von beiden Seiten kamen keine Worte mehr, nur noch verachtende Blicke.

Die Runde gewann der König, es war voraus zu sehen, da Alexander viel seltener Schach spielte und eigentlich völlig außer Übung war. Natürlich ärgerte er sich über seine Niederlage, jedoch konnte man durchaus behaupten, dass sie lehrreich gewesen war. Es zeigte sich ein ganz klein wenig schlechtes Gewissen auf dem Gesicht des Siegers. Das war ein Fortschritt, ein leises Eingestehen, eine Schuld seinen Brüdern gegenüber zu haben. Ein Punkt, den der wahre König Jonathan gegen diesen unfähigen Herrscher einsetzen konnte. Wenn er nur endlich zurückkommen würde, er und Henry.

Endlich nach ewiger Zeit wieder ein Alexander Kapitel, um die Geschehnisse bei Theodore und ihm zu schildern.
Lg Tsuna-saw-ada

I was King (Deutsche Version)Where stories live. Discover now