61.Margaretha

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Hey du! ... Wach auf! Die Mädchen müssen versorgt werden! Ab in die Küche, Püppchen!" So lief das nun schon seit Wochen. Nachdem diese Halunken merkten, dass ich ihnen nützlich sein konnte, nahmen sie mich aus ihrem „Sortiment verschiedenster Jungfrauen" heraus und setzten mich als Hausmädchen ein. Diese Verbrecher entführten junge Frauen, erpressten die Eltern und verkauften uns an irgendwelche Schweine, die Keine mehr abbekommen hatten. Einfach widerlich! Ich schnaubte erneut auf und tat, was sie von mir verlangten, denn so sehr ich sie auch verachtete, zum Feind machte man sich diese Männer lieber nicht. Das war eindeutig zu riskant.

So verrichtete ich nun also für diese Schurken, naja ... gewisser Weise eigentlich für die entführten Mädchen sämtliche Arbeiten. Kochen, Wäsche waschen, Haare bürsten, Kleider flicken, ... die Liste war lang. Immer wieder dachte ich daran wegzulaufen, doch dies war so gut wie unmöglich. Wir befanden uns in einer wahren Einöde. Nirgend wo weit und breit konnte man andere Menschen erahnen. Die „Ruine" in der wir untergebracht waren, wurde von einem tiefen Graben umgeben, der vor geraumer Zeit sicher mit Wasser gefüllt war. Keine Stelle war so unübersichtlich, dass man sich davonstehlen konnte. Und dann die ganzen Wachposten.

Seufzend leerte ich die geschnittenen Kräuter in den Topf über der Feuerstelle. Wie es wohl meinen Eltern erging? Hatte Henry schon von meiner Entführung gehört? „Ach Henry ..." Ich nahm stark an, dass sein Plan funktionierte und die Wäscherei nun Geschichte war. Was machte er jetzt bloß?

Niemand dachte an die Möglichkeit, auf dem Weg zu meinem Onkel entführt zu werden. Meine Schwester Vivien ließen sie zurück, da sie noch zu jung war, doch mich zerrten sie vom Wagen. Ich wusste nicht, wie sie meine Eltern verständigten und wohin sie Vivien brachten.

Gedankenverloren rührte ich den großen Suppentopf noch einmal gründlich um, nahm ihn auf und brachte ihn in den Raum, indem die Mädchen warteten. Sie wurden nicht ständig bewacht, so viel Anstand hatten die Entführer nun doch. Die armen Kerle standen draußen um die Mauern der zerfallenen Burg. Sie waren nicht zu beneiden, dachte ich, während ich die Suppe auf den Tisch stellte, auf dem bereits die Schüsseln verteilt standen. Die Männer wurden dazu gezwungen, stundenlang ihre Posten einzuhalten, bei Regen, Wind oder Schneegestöber. Die Gegend war rau und trist, die Luft scharf und eisig, darum husteten die Wachen sich auch die Lunge aus dem Leib. Manchmal, wenn vom Essen noch etwas übrigblieb, brachte ich ihnen die Reste hinaus, die sie dankbar annahmen. Doch wohin sollte das führen? Wollte ich meine Feinde zu meinen Freunden machen. Nein, ... so sehr ich mir auch meine Freiheit wünschte, konnte ich doch die anderen nicht im Stich lassen. Die meisten waren ein wenig jünger als ich, fürchteten sich vor ihrem ungewissen Schicksal und wer konnte es ihnen verübeln? An irgendwelche Männer verkauft zu werden, einzig und allein der Gedanke daran machte Angst.

Ich dachte an Henrys Schicksal. Er meinte zweimal verkauft worden zu sein ... doch konnte man dies mit unserer jetzigen Situation vergleichen? Er wurde als Arbeitskraft gekauft, wohingegen eine Frau nicht wirklich als helfende Hand bei solchen Dingen gesehen wurde. Jedes Mal, wenn die Käufer den Raum betraten, von einem Mädchen zum anderen traten und sich gierig die Lippen leckten, spürte man die Anspannung meiner Leidensgenossinnen. Wenn eine von ihnen gewählt wurde, merkte man die Erleichterung bei den übrigen, aber auch Angst der nächste zu sein. Theresa, ein sensibles Mädchen aus unserer Runde, war nach jedem Kauf mit den Nerven total am Ende. Sie heulte Stunden danach noch dicke Tränen. Irgendwann in diesen Wochen begann ich für sie zu singen, um sie ein wenig zu beruhigen. So wie mein weißhaariger Junge es für mich tat. Und es funktionierte ebenfalls. Was sie am liebsten hörte, da es ermutigend und aufbauend wirkte, war „Freedom is Yours".

Another day breaks to a new sense of reason
Another mind wakes to the light of a vision
A journey beginning

Another night falls to a growing emotionAn innocent soul dreams beyond the horizon

The future is waiting for you


Freedom is all that you need
Freedom is taking the leadFreedom is rising to standFreedom is there in your hand
Do you hear the sound?

A million voices rejoice and unitingThe possibilities of life are igniting

Just feel the strength will be there to come together


Es vermittelte ihr irgendwie das Gefühl, alles selbst in die Hand nehmen zu können und sein Schicksal zu beherrschen. Sie meinte es helfe dabei, sich stark zu fühlen und dies war in unserer Lage sehr wichtig. Aber nicht nur sie dachte so, jede einzelne von uns angehenden Frauen, fasste nun ihren Mut zusammen. Es war wie ein Kampf, eine Auseinandersetzung mit sich selbst. Ein Duell ums nackte Überleben.

I was King (Deutsche Version)Where stories live. Discover now