23.Jonathan

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Auch in den Tagen danach, spürte ich beinahe permanent Davids Blick auf mir. Er wollte etwas, und wenn dem so war, lies der große Mann nicht locker. So gut kannte ich ihn mittlerweile schon. Ich versuchte es so gut wie möglich zu ignorieren und meine leichte Nervosität zu verbergen.

Eines Abends begann es leicht zu regnen, woraufhin wir feststellen mussten, das Davids Wagen gerade einmal Schutz für zwei von uns bot, da unsere „Truppe" nun wieder gewachsen war, nachdem uns Richard aus heiterem Himmel verkündete, sich uns anzuschließen. In Folge dessen, blieb uns nichts anderes übrig, als eine passende Lösung zu finden, um nicht bei jedem Regenwetter nass zu werden. Tom und Tam schlugen vor, dass wir uns eine große Plane zulegen sollten. Richard plädierte gleich für Zelte, doch nach dem ich darauf hinwies, dass es einfacher sein würde, mit unseren gemeinsamen, mehr oder weniger „Reichtümern", einen größeren Wagen zu kaufen, legte niemand mehr einen Einwand vor.

So war es beschlossene Sache. Wir legten also all unser Geld zusammen und David sollte entscheiden, wer ihn in die Stadt begleiten durfte. Wie nicht anders zu erwarten war, wählte er mich.

In den frühen Morgenstunden spannte der Magier sein Pferd vor den Wagen. Es sah so aus, als wollte er auf der Stelle los. Es war verständlich, da er uns für die Nacht den Wagen überlassen hatte. „Komm endlich Jonathan, ... es sieht wieder nach Regen aus und ich schwöre dir, ... ich schlafe dieses Mal nicht im Freien", murrte er etwas schlecht gelaunt und forderte mich auf, mich zu ihm zu setzen, doch ich zog es vor, hinten einzusteigen. Wir verabschiedeten uns von den anderen und machten uns eiligst auf den Weg.

Von hier war es ungefähr eine Stunde mit dem Pferd bis in die nächste Stadt. Aber da es David anscheinend gar nicht mehr erwarten konnte, trafen wir bereits nach knappen dreißig Minuten auf die ersten Häuser, zu meinem Glück. „Halt an! ... Verdammt ... halt sofort an", rief ich zu ihm nach vor und lehnte aus dem Fenster. Er zog an den Zügeln um Magnus zu stoppen und blickte sich verwirrt um. „Was ist los?" ... „Mir ist schlecht! ... Aaach du scheiße ... mir ist so ...", schwer atmend versuchte ich den hochkommenden Mageninhalt in mir zu behalten. „Nur ein paar Minuten ... gib mir nur ...", jammerte ich und sprang schwer fällig ins Freie. „Du hättest bei mir sitzen können", gab er leicht spöttisch von sich und ich wollte sein Grinsen gar nicht erst sehen. „Ja ja, fahr du mal voraus und sieh dich um. ... Den Rest geh ich zu Fuß", kam meine beleidigte Antwort und zu meinem Erstaunen, schnalzten die Zügel und der kleine Karren rollte weiter.

Leise vor mich hin fluchend, trottete ich den steinigen Weg entlang. Mein Magen beruhigte sich langsam wieder und meine Stimmung hellte sich schlagartig auf, als ich den Marktplatz erreichte und die vielen verschiedenen Läden und Stände betrachtete. Meine Gedanken waren lange nicht mehr bei dem Kauf des neuen Wagens, mehr drehten sie sich um die vielen Attraktionen, die es hier gab. An einer Ecke hörte man fröhliche Kinderstimmen, an der anderen, das Feilschen der Händler und wiederum an einer, die Klänge einer Harfe und der liebliche Gesang eines Mädchens. Ich ging vorsichtig ein Stück näher und sah sie mir genauer an. Die Kleine dürfte ungefähr in Henrys Alter sein, blonde Haare, ein rundliches hübsches Gesicht und leuchtende blaue Augen. Als die Erinnerungen meinen Bruder streiften, spürte ich einen leichten Stich in der Brust. Seit einigen Tagen schon, hatte ich nicht mehr an ihn, Alex oder Theodore gedacht. Ein Schuldgefühl stieg in mir hoch, wie es ihnen wohl ging ... Noch einmal streifte mein Blick das singende Kind und ich wäre wahrscheinlich noch länger dort verweilt, doch plötzlich wurde ich von einer tiefen Stimme aus meiner Trace gerissen. „Bist du fertig mit glotzen?" wollte David plump wissen. Doch da lag ein Anflug eines kleinen verständnisvollen Lächelns in seinem Gesicht. „Ähm ... ja. Hast du schon was gefunden?" wechselte ich sofort zu unserem eigentlichen Vorhaben. Nun denn, würden wir uns jetzt erst mal einen neuen Wagen beschaffen.

Das gestaltete sich schwieriger als gedacht, denn der mürrische Verkäufer zeigte sich leider nicht sehr hilfsbereit. Er deutete um sich und wies lediglich auf ein paar Wägen und meinte nur, wir sollten nicht all zu wählerisch sein, denn wenn kein passender dabei wäre, würden wir leer ausgehen, da er anscheinend der einzige Verkäufer für unsere Wünsche war. Daraufhin begann eine genaue Besichtigung. Davids Vorstellungen entsprach keiner dieser Gefährte, doch schlussendlich einigten wir uns. Der einzige Hacken an der Sache war jedoch, dass "ein" Pferd nicht in der Lage war, ihn alleine zu ziehen.

Ich konnte beinahe spüren, wie sehr diese Sache meinen „Freund" zu schaffen machte. Darum lenkte ich kruzerhand einfach ein: „Hey David, ... weißt du was? Ich werde mir einfach auch ein Pferd zulegen, somit wäre das Problem geklärt, nicht wahr?" Doch natürlich war „so einfach", nicht annähernd so einfach wie es sich anhörte. Wir feilschten so geschickt und lange mit dem Verkäufer, bis er sich schließlich genervt bereiterklärte, uns den Wagen billiger zu verkaufen. So blieb mir noch ein wenig mehr Geld übrig. Jedoch bezweifelte der Blonde, das wir uns davon wirklich ein lebendes Tier beschaffen konnten. So spannten wir den Schimmel erst mal alleine vor den großen Karren und zogen und schoben so gut es ging mit. Weit kamen wir nicht. Magnus schnaubte bockig, David klemmte sich seinen Finger in der Deixel und ich ... ich war hilflos überfordert. Tja, ... das konnte wohl noch eine Weile dauern.

Kapitel 23, vielen Dank fürs Lesen^^

I was King (Deutsche Version)Where stories live. Discover now