66.Tamora

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„Tom! ... Komm schon Tom, wie sah sie aus!? Ihre Farbe! Das Muster! Sag schon ... schlaf jetzt nicht ein! Tom! Nein!" rief John verzweifelt und tätschelte dem Angesprochenen die Wangen, der nicht im Stande war zu antworten.

Thomas war nach dem Frühstück in den Wald gegangen, um Feuerholz zu sammeln. Kurz darauf vernahm Tam einen Schrei, den sie sofort ihrem Bruder zuordnete und rannte mit Richard und John in seine Richtung. Als sie ihn zusammengesackt im Unterholz entdeckten, war sein Gesicht schmerzverzerrt und er streckte zitternd einen Fuß von sich. Auf der bloßen Wade konnte man deutlich die Bisspuren von zwei Zähnen erkennen und Richard meinte noch die Schwanzspitze der Schlange gesehen zu haben.

Während John etwas hektisch zu helfen versuchte, indem er den Verletzten wachhielt, kniete sich Tamora neben ihren Bruder und untersuchte die Wunde. Sie kämpfte mit den Tränen, es war alles so schnell gegangen und sie wusste aus Erfahrung, dass in solchen Fällen jede Minute zählte, da sich das Gift der Schlange rasant in die Blutbahn seines Opfers schlich. Keiner überlebte solche Verletzungen, so grausam es auch war. Doch es half niemandem etwas, jetzt die Beherrschung zu verlieren. Sie biss tapfer die Zähne zusammen, konnte dem aufgebrachten Lockenkopf neben ihr aber nicht die Wahrheit sagen. „Um Gottes Himmels Willen! Wasser! Wir brauchen Waasserrr! Wieso macht ihr nichts! Wir müssen ihm helfen, verdammt noch mal, ... David!!!" schrie er schon fast hysterisch. Niemand wusste in diesem Moment, was sie tun sollten. Tam bereitete sich schon auf einen Abschied vor. Wenn nicht ein Wunder geschehen würde, waren dass die letzten Minuten mit ihrem geliebten Bruder.

So weit sollte es nicht kommen, weil David der erst jetzt durch das aufgebrachte Rufen von Jonathan auf sie aufmerksam wurde und zu ihnen lief, konnte den ganzen Vorfall sofort richtig einschätzten. „John beruhig dich ... es wird alles gut", sagte der Magier mit einer besänftigenden Stimme. Dann gab er Jedem verschiedene Anweisungen, richtete Toms Körper auf und lehnte ihn an einen Baumstamm. „Achtet darauf ihn so gut es geht in dieser Position zu halten. Das Gift darf nicht so rasch zum Herzen gelangen. ... Hier Tamora, versuche ihm etwas Wasser einzuflößen." Er reichte ihr den Beutel, den er mitgebracht hatte. „Bindet den Fuß ab, wascht die Wunde aus und probiert das Gift heraus zu saugen." Niemand zweifelte an seinen Worten, es schien als sandte David einen Zauber aus, der alle zuversichtlich stimmte. Nur Jonathan stand mit weit aufgerissenen Augen neben dem Verletzten und konnte nicht verstehen was hier vor sich ging. Und als der Magier sich abwandte und sagte, er würde gleich wieder hier sein, verlor er vollends die Beherrschung: „Waaaas, wohin? ... Wie kannst du jetzt ..." „Jonathan du kommst mit mir, ich benötige ein paar Dinge aus dem Wagen." Ohne auf eine Antwort des Kleineren zu warten, zog er ihn mit sich und sie rannten zum Lager zurück.

Tam und Richard befolgten genau die Anweisungen. Tom wimmerte vor Schmerzen, Schweißperlen standen auf seiner Stirn, das verletzte Bein färbte sich rot und begann bereits anzuschwellen. Tränen liefen seine Wangen herunter, er schien wirklich zu denken, dass sein Leben nun endete und wer konnte es ihm verübeln? Toms Schwester riss Stoff Streifen aus ihrem Rock, band den Fuß am Oberschenkel ab, was Tom aufschreien ließ. Dann benetzte sie ein weiteres Band mit Wasser und reichte es Richard. „Wasch die Wunde aus. ... Ich gebe ihm zu trinken. ... Wir schaffen das ... ich vertraue David." Es war zwar seltsam, dass Besagter scheinbar genau wusste was zu tun war und keine Zweifel offenließ, doch griff sie nach jedem Strohhalm der Hoffnung, um Tom zu retten. Was sollten sie auch anderes machen?

I was King (Deutsche Version)Where stories live. Discover now