31. Kapitel: Sonntag, 26. März 2000

7 0 0
                                    

Dudley

Pünktlich zur vereinbarten Uhrzeit am Sonntag Nachmittag stand Dudley im Grimmauldplatz und suchte die Nummer 12. Zuerst sah er nur eine Lücke, zwischen der Nummer 11 und der Nummer 13. Ganz langsam begann dort ein weiteres herrschaftliches Haus sichtbar zu werden. Ja, hier war eindeutig Magie im Spiel. Einen Moment stand Dudley einfach so vor dem Haus und überlegte, ob er wirklich hineingehen sollte. Schließlich hatten er und Harry nie ein wirklich gutes Verhältnis zueinander gehabt. Andererseits war er es gewesen, der die ganze Sache angestoßen hatte und deshalb sollte er sie nun auch durchziehen. Er straffte die Schultern und ging dann mit schnellen Schritten auf die Eingangstür zu. Die Menschen um ihn herum schienen das Haus noch immer nicht wahrzunehmen. Bevor er es sich anders überlegen konnte drückte Dudley auf die Klingel. Ein helles Geräusch ertönte und kurz darauf hörte er Stimmen. Die Tür öffnete sich und eine Frau kam zum Vorschein. Ihre roten Haare waren zu einem unordentlichen Pferdeschwanz gebunden und sie schaute Dudley einen Moment einfach nur an. Dann schien ihr allerdings aufzugehen wer er wohl sein musste und sie trat einen Schritt zur Seite um ihn hinein zu lassen. „So spät schon?" Fragte sie, während sie sich schon wieder halb zur Halle drehte. „Ich würde gerne sagen, dass ich keine Ahnung habe, wie das passieren konnte. Aber leider habe ich die." Dann fuhr sie mit einem Mal wieder herum. So plötzlich, dass Dudley unwillkürlich zusammenzuckte. Wie aus dem nichts hatte sie einen Zauberstab hervorgezogen und deutete damit auf etwas schräg hinter ihm. „Nein Teddy, du weißt, dass du das lassen sollst." Rief sie mit strenger Stimme. Auch Dudley drehte sich nun um und sah ein vielleicht zweijähriges Kind, das gerade dabei war einen Vorhang zu öffnen. Dahinter hörte man irgendwas schreien. Ehe er wusste, wie ihm geschah war die Frau schon nach vorne gestürmt und hatte den Jungen von dem Vorhang weggezogen. Gleichzeitig schwang sie ihren Zauberstab und das Geschrei hinter dem Vorhang verstummte. Die Frau seufzte und nahm den Jungen auf den Arm. Das war also Teddy, die Frage war nun nur noch, wer die Frau war. Harry hatte in diesem Bezug bisher nichts erzählt. Apropos Harry, dieser kam nun ebenfalls in die große Eingangshalle. Er blieb kurz im Türrahmen am hinteren Ende stehen und betrachtete die Szenerie. Dann lief er auf Dudley zu und begrüßte ihn. „Wie ich sehe hast du Ginny und Teddy schon kennengelernt und Mrs Black vermutlich auch." Dudley war baff, sein Cousin hatte tatsächlich schon eine Familie. Er bemerkte erst später, dass Ginny seinem Cousin bei der Erwähnung von „Mrs Black" einen Vorwurfsvollen Blick zugeworfen hatte. Harry hob nur die Hände. „Nächste Woche kommt jemand, der das hoffentlich endlich lösen kann." Erklärte er und nahm seiner Freundin, Frau? das Kind ab um es wieder auf den Boden zu stellen. „Komm Teddy, es gibt Kuchen." Erklärte er und beugte sich zu dem Jungen herunter. Dann schaute er wieder zu Dudley und bedeutete ihm still zu folgen. Die kleine Gruppe lief daraufhin auf die Tür zu, durch die Harry vorher in die Halle gekommen war. Dahinter verbarg sich ein Esszimmer, dessen Einrichtung irgendwo zwischen gemütlich und herrschaftlich schwankte. Harry platzierte Teddy in einem Kinderstuhl ganz oben an der langen Tafel. Dann bedeutete er Dudley sich ihm gegenüber zu setzen. Ginny war wieder verschwunden, vielleicht um den Kuchen zu holen oder um den Cousins etwas Privatsphäre zu geben. Diese nutzten sie wirklich gut indem sie sich erstmal anschwiegen.

Schließlich räusperte Harry sich. „Und, wie ist es dir in den letzten Jahren ergangen?" Dudley überlegte kurz. „Recht gut, ich habe irgendwie meinen Abschluss bestanden und meine Eltern davon überzeugen können, dass Verpackungstechnik ein Studiengang wäre, der sich gut in die Firma einbringen würde." Harry musste daraufhin schmunzeln. „Du und studieren, das hätte ich früher nicht gedacht." Es enttäuschte Dudley auf eine Weise, die er nicht für möglich gehalten hätte. „Ich hätte auch nicht gedacht, dass du jetzt schon Familie hast." Sagte er. Ob im Spaß oder im Ernst wusste er nicht so genau. Einen Moment sah Harry daraufhin verwundert aus. Dann lachte er: „Teddy ist nicht mein Sohn und Ginny und ich sind im Moment auch nicht mehr als ein Paar." Er sagte es so freundlich, dass es Dudley nicht allzu peinlich war eine solche Annahme gemacht zu haben. „Kuchen." Sagte Teddy während Harry immer noch lachte. „Es gibt gleich Kuchen." Erwiderte dieser wieder. Generell war der Harry, den Dudley nun kennenlernte, ganz anders als der Harry, den er in Erinnerung hatte. Er war fröhlicher, glücklicher und irgendwie auch lebendiger. Aus seiner Kindheit kannte Dudley nur den schweigsamen, leicht ironischen Harry, um den herum immer merkwürdige Sachen passiert waren. Dann war dieser auf diese seltsame Schule gewechselt, über die seine Eltern nie geredet hatten. Mit den Ereignissen bis zu diesem Zeitpunkt hatte Dudley irgendwann seinen Frieden gemacht, als er an diesem „sicheren Ort" festgesessen hatte. Er hatte plötzlich Angst vor seinem Cousin bekommen, der doch immer der Schwächere gewesen war. Zwar war bald klar geworden, dass dieser in den Ferien nicht zaubern durfte, aber er hatte nun trotzdem etwas geheimnisvolles an sich gehabt, dass Dudley zu diesem Zeitpunkt viel Angst gemacht hatte. Die ganze Sache hatte an dem Tag gegipfelt, an dem Harry ihn mit dem Zauberstab bedroht und ihm dann das Leben gerettet hatte. Es war ein einschneidendes Erlebnis gewesen und Dudley hatte am selben Tag verstanden, dass es Dinge gab, die er nicht mit seiner Faust lösen konnte. Wahrscheinlich musste er diesen schrecklichen Kreaturen sogar dankbar sein, denn sie hatten dafür gesorgt, dass er sein Leben geändert hatte. Am selben Tag hatte er Harry so niedergeschlagen wie noch nie in seinem Leben gesehen. Ihm war klar geworden, dass sein Cousin ein deutlich besserer Mensch als er selbst war. Denn er hatte ihn gerettet, obwohl ihm die Konsequenzen wahrscheinlich schon bewusst gewesen waren und obwohl Dudley nie besonders nett zu ihm gewesen war. Den letzten Harry hatte Dudley während seiner letzten zwei Besuche im Ligusterweg kennengelernt. Noch stiller und mit einer krankhaften Entschlossenheit. Er hatte etwas bitteres aber auch etwas wild entschlossenes und hoffnungsvolles an sich gehabt. Der Unterschied zu dem Mann, der jetzt vor ihm mit dem Kind scherzte, hätte nicht größer sein können. Es zeigte Dudley eines ganz genau:
Egal was kommen würde
- es würde immer weitergehen.

Es wird besser werden - Die Wahrheit über die Ereignisse im Frühjahr 2000Tempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang