47. Kapitel: Dienstag, 28. März 2000

9 0 0
                                    

Harry

Wie es dazu kam, dass er jetzt in einem Hauseingang nahe des tropfenden Kessels kauerte, wollte Harry gar nicht mehr wissen. Für seinen Geschmack ging alles viel zu schnell. Als er jünger gewesen war waren zwischen den Ereignissen und Erkenntnissen immer Schulwochen oder Wochen der Recherche gewesen. Jetzt ging alles schlag auf schlag. Gestern zwei Angriffe, laut Theresia heute wieder einer. Ausgerechnet auf den Mann, dem er vor vier Jahren schon einmal das Leben gerettet hatte. Harry erinnerte sich genau an den Tag und auch an den Albtraum würde er sich noch erinnern, würde er es zulassen. So kauerte er nur in seinem Hauseingang, den Tarnumhang über sich gestreift. Er wusste, dass Daniel Wiel in dem Gasthaus am Fenster saß und sich mit einem Kollegen unterhielt. Es war unauffälliger, als wenn diesen Job ein Auror übernommen hätte. Wiel würde ihm ein Zeichen geben, sobald Arthur Weasley Anstalten machen würde den Pub zu verlassen, den er aus unbekannten dienstlichen Gründen aufgesucht hatte. Theresia meinte, es könne sich auch um eine Falle wie bei ihrer Schwester und ihm selbst handeln. Harry war allerdings nicht darauf eingegangen, während er in der erstaunlich kühlen Luft wartete und das Fenster keinen Moment aus den Augen ließ. Irgendwas an der Sache mit der Liste schien nicht zu stimmen. Theresia hatte einen regelrechten Angstanfall bekommen, als Wiel sie erwähnt hatte. Eine dieser kleinen fiesen Stimmen meinte, er hätte mit diesem Vorgehen das Todesurteil dieser Hexe unterschrieben. Dabei war es vorbei. Sie würden diese Gruppe von Todesser festnehmen und dann würde es keinen Grund mehr geben um zu schweigen. Die fiese Stimme in Harrys Kopf lachte nur. Sie meinte, dass es immer einen Grund zu schweigen geben würde. Wahrscheinlich hatte sie damit recht, aber Harry verbot sich den Gedanken daran.

Gerade als er noch mit sich selbst Rang sah er drinnen plötzlich einen Zauberstab aufleuchten. Sein Blick wanderte vom Fenster zur Tür, während er sich bereit machte. Irgendwo in der Nähe würden nun auch die Todesser stehen, oder die Leute, die wohl Todesser waren. So unbekannt, dass sie bisher übersehen worden waren. „Oder es sind Kinder, Jugendliche, Leute in deinem Alter, die sich für das Schicksal ihrer Eltern rächen wollen," flüsterte die Stimme in seinem Kopf. Zum Glück ging in diesem Moment die Tür des Pubs auf. Der Ring an Harrys Finger wog auf einmal schwer, als sein wohl zukünftiger Schwiegervater auf die Straße trat. Über das Thema Hochzeit würde er wohl am Abend noch mit Ginny sprechen. Vorausgesetzt alles lief nach Plan und niemand starb. Im Pub schien es eine kleinere Unruhe zu geben, Harry achtete nicht weiter darauf. Sein wachsamer Blick galt allein Arthur Weasley und der Straße um sie herum. Nicht einmal das einsame Blatt, dass wohl noch irgendwie vom Herbst übrig geblieben war und nun über die Straße geweht wurde, entging seinem Blick. Als es auf der anderen Seite angekommen war begann alles schief zu laufen. Ein Auto fuhr, viel zu langsam für normale Verhältnisse die Straße entlang. Für eine Zeitspanne, die sich wie eine Ewigkeit anfühlte, hatte Harry keinen klaren Blick auf die andere Straßenseite. Als das Auto endlich vorbei gefahren war, konnte er Arthur auch nicht direkt ausmachen. Einen langen erleichterten Moment dachte er, er sei dispperiert und somit in Sicherheit. Dann sah er ihn knapp außerhalb seines Blickfeldes die Straße entlanggehen. Immer noch unter dem Tarnumhang verborgen begann Harry ihm zu folgen. Dabei beschäftigte ihn vor allem die Frage, warum der Zauberer nicht einfach disapperierte. Auch nahm er das Geräusch der fahrenden Autos viel deutlicher wahr. Einmal mehr schien es allerdings so, als wäre diese Straße für Muggel gesperrt worden. Hinter ihm hörte er, wie die Tür des tropfenden Kessels erneut aufging. Harry drehte seinen Kopf nicht, hoffte aber, dass es Daniel Wiel war und, dass sich dieser ebenfalls an den Plan hielt. Er hörte Schritte hinter sich, anscheinend hielt Wiel sich an dem Plan. Eine prickelnde Spannung lag nun in der Luft. Ähnlich der an lauen Sommertagen, auf die ein schreckliches Gewitter folgte. Die Luft schien nur darauf zu warten sich zu entladen und ohne großes Zutun seinerseits spannte Harry sich deutlich an. Seine rechte Hand lag bereits auf seinem Zauberstab, jetzt umgriff sie ihn fester und holte ihn noch immer unter dem Umhang verborgen aus der Tasche. Jede Sehne in seinem Körper schien inzwischen Alarm zu schreien und doch blieb es fast gespenstig ruhig. In Harrys Kopf kam ein Bild eines Dementors an die Oberfläche. Ja, es war ein wenig als würde ein Dementor durch diese Straße wandern. Nur, dass da kein Dementor war und sicher auch keiner sein würde. Alles schien nur noch auf das unvermeidliche hinauszulaufen.

Und es war fast eine Erlösung, als plötzlich eine Stimme die Stille durchbrach. „Hey, Weasley", Harry konnte die Stimme nicht zuordnen und er konnte es sich auch nicht leisten sich komplett umzudrehen. Ein flüchtiger Blick über seine Schulter machte eine vermummte Gestalt aus. Weiter hinten war Daniel Wiel noch immer scheinbar in ein Gespräch mit einem Kollegen versunken stehen geblieben. Vor Harry hatte sich auch Arthur umgedreht. „Was ist?" Fragte er mit seinem leicht zerstreuten Gesichtsausdruck. Immerhin konnte Harry erkennen, dass auch der Zauberer nach seinem Zauberstab gegriffen hatte. Dann entlud sich die Spannung in einem Gewitter aus verschiedenen Lichtblitzen. „Stupor", rief die vermummte Gestalt. Der Zauberstab deutete ganz klar auf Arthur Weasley. Harry warf einen Schildzauber dazwischen. Dann wanderte sein Blick über die Fassaden hinter dem Zauberer. Die Stimmen, die weitere Flüche und Schutzzauber riefen, verklangen zu einem undeutlichen Kanon, während er sich voll und ganz auf seine Aufgabe konzentrierte. Einmal flog ein Fluch nur knapp an ihm vorbei und störte seine Konzentration für Sekunden. Hinter ihm duellierten sich immer noch mehrere Zauberer, aber Harrys Konzentration lag ganz allein auf einem wagen Umriss auf der nächsten Hauswand. „Accio Tarnumhang", murmelte er und im selben Moment wurde die Person wieder ganz sichtbar. Sie selbst schien dies gar nicht zu bemerken, eine tiefe Stirnfalte hatte sich auf ihrem Gesicht gebildet, während sich sowohl Mund als auch Zauberstab bewegten und einen weiteren schrecklichen Fluch aussprachen.

Harry reagierte in Sekundenschnelle. „Expelliarmus", rief er dieses Mal mit lauter Stimme. Das Wort hallte in der ganzen Straße wieder. Arthur Weasley zuckte zusammen und die Person verlor tatsächlich ihren Zauberstab. Harry kam allerdings nicht mehr dazu ihn zu fangen. Denn im selben Moment wurde er von einem Schockfluch getroffen und alles wurde Schwarz.

Es wird besser werden - Die Wahrheit über die Ereignisse im Frühjahr 2000Tempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang