Epilog

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Die meisten Leute waren bereits gegangen und hatten die Familie am Grab zurückgelassen. Es war wohl eine der größeren Beerdigungen der Nachkriegsgeschichte gewesen. Die Menschen am Grab hätten nicht mit so vielen Leuten gerechnet, es war eine Tragödie. Ineinander versunken standen sie da, zu viert wo sie doch zu fünft sein müssten. Jeder von ihnen ging anders mit dem Tod um. Sie machten sich Vorwürfe oder verdrängten das Ganze. Das sie es nicht rückgängig machen konnten wussten sie trotzdem. So standen sie nur da und trauerten stumm, während sich der Platz langsam leerte.

Irgendwann gingen sie dann. Zuerst das jüngste Kind der Familie. Die Eltern folgten. Sie gingen langsam und beschwerlich. Der Verlust des Kindes war nur schwer zu ertragen und doch hatten sie keine Tränen mehr und so gingen sie nur stumm durch das Tor des Friedhofs und verschwanden die Straße hinunter. Das zweite Kind jedoch verharrte vor dem Stein. Eine Träne glitzerte in seinem Auge und die rechte Hand hatte es um seinen Zauberstab geballt. Da legte sich plötzlich eine Hand auf diese. „Du kannst sie nicht zurückzaubern", sagte eine Stimme. Gegen seinen Willen musste das Kind oder besser die junge Frau lächeln. „Ich weiß", erklärte sie. Der Mann hinter ihr nickte. Auch er machte sich Vorwürfe wegen dem Todesfall. Aber er schien damit zumindest im Moment klar zu kommen. „Erinnerst du dich?" Fragte er. Sie nickte. Natürlich erinnerte sie sich. Für einen Moment schwelgten sie in Erinnerungen:

„Du kannst sie nicht zurückzaubern" Die Frau drehte sich um. Hinter ihr stand ein Mann, seine beschmutzte Uniform wies ihn als Hufflepuff aus. Er kam ihr auch wage bekannt vor. Aber sie konnte ihn nicht zuordnen.

Die Frau und der Mann schauten sich an. In den Augen der Beiden glitzerte es. Wahrscheinlich war es nicht der richtige Ort und auch nicht die richtige Zeit für sowas. Aber gerade im Schatten des Schrecklichen wächst oft etwas Wunderbares. Wer wüsste das besser als die Menschen ihrer Generation und so kam es, dass sie sich in diesem Moment immer näher kamen. Sie kamen sich immer näher und doch wurde es nur eine Umarmung. Die Umarmung war lange und fest. Wahrscheinlich war sie intimer als irgendetwas anderes. Die Location stimmte nicht, der Zeitpunkt stimmte nicht. Es stimmte überhaupt nichts, aber den perfekten Zeitpunkt gab es nicht. Den perfekten Zeitpunkt würde es nie geben. So passierte etwas unglaubliches auf diesem Friedhof. Die Gesichter der beiden Personen kamen sich doch wieder näher. Aus der Umarmung wurde ein Kuss. Aus dem Kuss wurde vielleicht mehr als nur ein Gefühl. Vielleicht hätten manche geglaubt, dass dies total unangebracht wäre. Der Toten jedoch hätte es sicher gefallen. Ihr hätte es gefallen, wenn über ihrem Grab eine neue Liebe entstanden wäre. Die Frage war nur, ob diese Liebe bestand haben würde oder ob die Sterne doch zu schlecht für sie gestanden hatten. Das konnte jedoch nur die Zukunft zeigen.

Die beiden Personen lösten sich wieder voneinander. Nur ihre Hände blieben zusammen. So drehten sich die beiden Personen wieder zum Grab. „Ihr hätte es gefallen." Meinte die Frau. Der Mann lächelte. „Wer sagt, dass es ihr jetzt nicht gefällt?" Fragte er. Die Frau wandte ihren Blick gen Himmel. „Dort, wo auch immer sie jetzt ist, sicher." Erwiderte sie. Dann wendete sie sich ab und auch die beiden Personen verließen den Friedhof. Das eiserne Tor fiel hinter ihnen zu und tauchten den Ort in Stille. Für den Moment ließen sie ihn in Frieden, aber er würde immer einen Schatten auf ihr Leben werfen. Sie verschwanden die Straße hinunter und ließen den Grabstein zurück. Auf diesem stand nur ein einziger Name und die Daten.

Viktoria Fox
1977 - 1998
Der Tod ist immer auch ein neuer Anfang.

Es wird besser werden - Die Wahrheit über die Ereignisse im Frühjahr 2000Where stories live. Discover now