30. Kapitel: Freitag, 24. März 2000

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Resa

Die Zeit bis Freitag zog sich wie Kaugummi. Warum sie ausgerechnet auf Freitag wartete, wusste sie nicht so genau. Vielleicht war es, weil es dann genau eine Woche her war, dass ihre Welt aus den Fugen geraten war. Vielleicht war es auch nur, weil sie hoffte, die Versicherung würde sich noch vor dem Wochenende melden. Schon am Montag hatte sie angefangen sich zu fragen, wieso sie überhaupt noch im St. Mungos bleiben musste. Ihr ging es eigentlich gut. Wenn man von der Sache mit ihren Beinen absah, an die sie sich noch immer nicht gewöhnt hatte. Am Dienstag hatte sie schließlich beschlossen etwas konkretes zu unternehmen. Sie hatte die Heiler um ein Gutachten gebeten und an ihre Krankenversicherung geschrieben. Es hatte doch etwas gutes, so gut in der Welt der Muggel verankert zu sein. So hatte sie seit ihrer Geburt eine Versicherung, die nützliche Dinge, die es in der Zaubererwelt nicht gab, wie Beispielsweise einen Rollstuhl übernehmen würde. Ihre Hoffnung bestätigte sich nicht, denn als Viktoria kam, hatte sie keinen Brief vorbei. Leider konnte die Schwester nicht lange bleiben. Ein sehr langweiliger Artikel über ein neues Gesetz zur Regulation von Kesselmateial musste geschrieben werden. Das Gesetz kam anscheinend noch aus der Zeit, bevor Voldemort die Macht ergriffen hatte und sollte jetzt endlich in Kraft treten. Einige Initiatoren von ihm waren während der Ära der Todesser gestorben, dass war wahrscheinlich der Einzuge Grund, weshalb man überhaupt einen Artikel darüber haben wollte. Gleichzeitig hatte es seit Mittwoch keinen neuen Artikel über das Gesetz zur Verbesserung der Lebensumstände von Halbwesen gegeben. Vielleicht beruhigte sich die ganze Sache langsam wieder. Nachdem Viktoria gegangen war, schlug Resa den von ihr mitgebrachten Tagespropheten auf. Auf der Titelseite stand etwas über eine Untersuchung aus der internationalen Zaubererwelt. Darunter wurde spekuliert, ob Hermine Granger wohl wirklich an einem Gesetz für die bessere Behandlung von Hauselfen schrieb. Resa konnte sich dies ganz gut vorstellen. Hoffte aber, dass die Hexe wusste worauf sie sich einließ. Schließlich hatte sie miterlebt, wie das Gesetz ihren Vater mehr und mehr Kraft gekostet hatte. Auf der nächsten Seite ging es um irgendwelche Pärchen und Spekulationen ob die und die Person nun mit der und der zusammen war oder ob dieser und jene sich getrennt hatten. Ganz unten fand sie die Todesanzeigen. Es standen einige Personen darin, die in der Ära der Todesser an diesem Tag gestorben waren. Sie hatte auch schon Nachrufe für diese Seite geschrieben. Immer wieder tauchten darin auch Namen auf, die Resa bekannt vorkamen. Einige Leute hatte sie gekannt, andere waren ihr während der Arbeit begegnet. Meistens waren sie zu der Zeit bereits unter der Erde gelegen.

Es klopfte erneut an der Tür, dabei erwartete Resa gar keinen Besuch. Sie setzte sich so gut es ging im Bett auf und rief dann ein „Herein". Nur Sekunden danach ging die Tür auf und Daniel steckte den Kopf herein. „Störe ich?" Fragte er und machte einen Schritt in den Raum. „Glaubst du wirklich, du könntest hier stören?" Resa lächelte und machte eine Geste, die den ganzen Raum umschloss. Auch Daniel lächelte nun. „Du könntest eine Untersuchung haben oder schlafen..." Gab er zu bedenken. „Habe ich aber nicht, also komm rein." Da war Resa ihm schon ins Wort gefallen. Sie deutete auf den Stuhl an ihrem Bett. Wie gesagt, sie wollte endlich hier raus und wenn sie das schon nicht konnte, dann war Besuch auch nicht schlecht. Zumal sie Daniel das letzte Mal am Dienstag gesehen hatte und auch wenn sie es sich nicht ganz eingestehen wollte, sie mochte die Gesellschaft des ehemaligen Hufflepuffs sehr gerne. „Wie geht's?" Fragte Daniel nun, er war inzwischen bei dem Stuhl angekommen und setzte sich. Resa schnitt eine Grimasse. „Keinerlei Verbesserung in der Sache mit meinen Beinen und langsam fällt mir hier die Decke auf den Kopf." Daniel schaute sie überrascht an. „Ich hätte nicht gedacht, dass du es so locker nimmst." Jetzt verschwand das Lachen auch aus Resas Gesicht. „Ich versuche positiv zu bleiben, aber es macht mir trotzdem verdammt viel Angst." Gab sie zu. Daniel legte ihr eine Hand auf den Arm. „Das ist auch gut so. Es zeigt, dass du Gefühle hast." Seine Stimme klang ruhig, während Resa die Tränen in die Augen stiegen. „Du solltest doch wissen, wie das mit den Gefühlen ist." Seit ihrem letzten Jahr in Hogwarts hatte sie sich geschworen stark zu sein. Sie musste es, denn nur so konnte sie die Arbeit machen, die sie machte. Es war ein Problem, das viele in ihrer Abteilung hatten. „Das weiß ich wohl..." Meinte Daniel nur. „Aber ich halte es für falsch." „Richtig oder falsch, was macht das noch für einen Unterschied?" Resas Stimme klang bitterer als beabsichtigt. Das Gespräch begann sich in eine unangenehme Richtung zu bewegen und Resa musste sich eingestehen, dass sie etwas verletzt von den Worten ihres Besuchers war. Dieser hatte sich gerader aufgesetzt. „Das ist ein gewaltiger Unterschied. Es ist der Unterschied, der uns zu Menschen macht und es ist der Unterschied, der letztendlich zu dieser Situation geführt hat." Daniels Rede klang leidenschaftlich und man merkte sehr deutlich, dass ihm viel an diesem Thema lag. Trotz allem musste Resa unwillkürlich lächeln. „Und ich dachte immer, ich hätte ein recht gutes Werteverständnis." Warf sie ein und auch Daniel musste nun schmunzeln. „So schlecht kann es nicht sein." Die ganze Spannung löste sich mit einem Mal und beide begannen herzhaft zu lachen. Es tat gut, denn so richtig Lachen tat man immer noch selten.

Irgendwann schaute Daniel auf. Er hatte immer noch Tränen vom Lachen in den Augen, war aber wieder ernst geworden. „Eine Sache meinte ich aber ernst, du solltest darüber reden." Er schaute Resa einmal tief in die Augen. Für einen Moment schien es, als könne er ihr ganzes Wesen erfassen. „Wer will denn sowas hören?" Fragte sie und ihre Stimme klang schon wieder sehr leise und brüchig. „Ein Seelsorger zum Beispiel," schlug Daniel vor. „Und woher nehmen und nicht stehlen?" Fragte Resa weiter und merkte gleichzeitig, wie ihre Stimme wieder fester wurde. „Wenn gerade keiner zur Hand ist, könntest du auch mit mir vorlieb nehmen." Daniel lächelte noch einmal und so kam es, dass sie den Vormittag damit verbrachten über ihre Sorge und das Leben nach dem Krieg zu reden.

Es wird besser werden - Die Wahrheit über die Ereignisse im Frühjahr 2000Where stories live. Discover now