29. Kapitel: Dienstag, 21. März 2000

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Ginny

Als Ginny nach Hause kam war es noch still im Haus. Selbst Mrs Black hatte wohl keine Lust zu streiten. Die Hexe lief dieses Mal direkt in die Küche, fand aber weder auf einer der Arbeitsflächen noch auf dem Esstisch einen Zettel von Harry. Er war also wahrscheinlich noch bei der Arbeit. Ginny seufzte. Manchmal wünschte sie sich ihre Schulzeit zurück, in der sie sich zumindest um das Essen nie hatte kümmern müssen. Jetzt musste sie meist nach einem anstrengenden Training noch selbst irgendwas zusammen zaubern, da ihr Freund in 99,9 Prozent aller Fälle noch später als sie selbst nach Hause kam. Es war also nur Pragmatisch, dass sie zumindest das Kochen die meiste Zeit übernahm. Das erklärte sie auch jeder Person, die es unbedingt hören wollte. Tatsächlich hatten Ginny und Harry noch nie groß Gedanken über Gleichberechtigung im Haushalt gemacht. Es hatte sich so ergeben, dass Ginny meistens für das Abendessen sorgte und Harry am Wochenende Ordnung machte. Meist war es auch Harry, der einkaufte. Er behauptete immer, es würde ihn entspannen. Ginny war sich allerdings ziemlich sicher damit, dass er einfach nur glaubte, sie würde mit dem Training genug zu tun haben. Was ja auch stimmte, aber mehr als er hatte war es nun auch nicht. Ginny seufzte erneut. Dieses Mal hatte sie einen Blick auf ihre Vorräte geworfen. Es war wirklich Zeit die Einkäufe zu erledigen. Aber nicht jetzt. Jetzt hieß es erstmal aus den verschwitzten Sachen heraus zu kommen. Sie hatte sich so beeilt nach Hause zu kommen, dass sie sich nicht einmal umgezogen hatte. Wieso wusste sie selbst nicht genau. Aber es war jetzt wirklich Zeit zum Duschen und so kam es dazu, dass ihr nächster Weg ins Badezimmer im ersten Stock führte, während Mrs Black endlich aufgehört hatte zu schreien.

„Bin wieder da!" Rief es von unten, genau im dem Moment, in dem
Ginny mit nassen Haaren die Tür hinter sich zuzog. Wahrscheinlich hätte sie diese mit einem einfachen Zauber trocknen können, aber sie tat es nicht. Einfach nur weil sie es konnte. Manchmal war es so, manchmal tat sie Dinge einfach nur weil sie möglich waren. Dann dachte sie an die Zeiten, an denen diese Dinge manchmal nicht möglich gewesen waren und an die Leute, die diese Dinge nicht mehr tun konnten. Von unten hörte sie Schritte und sah dann ihren Freund auf sie zusteuern. Er sah niedergeschlagen aus, lächelte aber als er sie sah. „Ich war schnell einkaufen, der Kühlschrank sah noch leerer aus, als ich ihn in Erinnerung hatte." Ginny lächelte ebenfalls. „Danke," sagte sie und gab ihm einen Kuss. Früher hätte sie vielleicht protestiert, weil sie ihrem Freund nicht auf der Tasche liegen wollte. Auch wenn dieser immer sagte, dass er sowieso viel zu viel Geld hatte. Kurz nach ihrem Einzug hatten sie sich allerdings zusammengesetzt und entschieden ein gemeinsames Verließ bei Gringorotts zu beantragen. Mit der Hilfe von Bill und Hermine hatten sie für jeglichen Fall vorgesorgt, sodass zumindest das kein Thema in ihrem Haushalt mehr war. Harry löste sich als erster von ihr. „Wie war das Training?" Fragte er und musterte Ginny und ihre nassen Haare eingehend. „Anstrengend", stöhnte diese nur. „Vor allem unsere Lieblingsreproterin vom Tagespropheten, ich bin direkt danach abgehauen." Harry schmunzelte. „Ich kann wahrscheinlich froh sein, dass sie nicht mehr bei uns im Atrium rumlungert." Daraufhin musste auch Ginny schmunzeln. Sie erinnerte sich an einige sehr genervte Briefe, die sie noch während ihres letzten Schuljahres bekommen hatte. Darin waren regelmäßig die neusten Eskapaden mit Rita Kimkorn und einigen anderen Reportern vom Tagespropheten zu lesen gewesen. In die Schule hatten sie ja nicht mehr kommen dürfen, dagegen war direkt am Anfang eine Beschwerde eingelegt worden. „Bist du irgendwie vorangekommen?" Fragte Ginny nun, während sie und Harry den Weg über die breite Treppe zurück in Richtung der Küche gingen. Sofort bemerkte sie eine Veränderung in der Körperhaltung ihres Freundes. „Scheint nicht so." Harry lachte ironisch auf: „Da hast du recht." Seine Stimme klang bitterer als normal. Erst dann richtete er sich wieder auf und ein kleines Lächeln erschien auf seinem Gesicht. „Wo wir gerade von Reportern reden, die Strategie um den Fall bekannt zu machen ging auf. Zumindest eine Sache die gut gelaufen ist." Sie waren nun in der Küche angekommen, wo Ginny tatsächlich eine große Tasche mit Lebensmitteln fand. Schweigend begann Harry damit alles wegzuräumen. Ginny begann ihm zu helfen. „Ich habe Alexander Fox getroffen." Erzählte Harry währenddessen. Ginny horchte auf und schob gleichzeitig eine Packung Reis in den Vorratsschrank. „Scheint so, als würdest du doch etwas vorankommen." Die Beiden schauten sich über eine Lauchstange hinweg an. „Er hat mich gefragt, ob es seine Schuld war." „Was würdest du sagen, wenn deiner Tochter sowas passieren würde?" Erst als sie es gesagt hatte, bemerkte Ginny, was es überhaupt war. Einen Moment lagen die Worte in der Luft. „Deine Tochter".... Dann lächelte Harry. „Was würdest du denn dann sagen?" Mit einem Schlag löste sich die Spannung, die sich langsam zwischen den Beiden aufgebaut hatte und sie mussten lachen. Ginny glitt eine Dose mit Tomaten aus der Hand und schlug krachend auf dem Boden auf. Das bremste den Übermut der Beiden etwas. Immer noch lachend bückte sie sich und stellte die Dose auf eine Ablage. In dem Moment fragte sie sich, wieso sie das Ganze nicht mit Magie erledigt hatten. Es wäre sich einfacher gewesen. Aber die Arbeit hatte auch eine beruhigende Wirkung auf sie. Ihre Gedanken kamen langsam wieder zur Ruhe und sie schaute Harry an. „Was hast du ihm geantwortet?" Fragte sie mit ernster Stimme und ihr Freund schaute sie verwirrt an. „Was habe ich wem geantwortet?" Die letzten Einkäufe waren nun verstaut und Ginny deckte mit etwas Magie den Tisch. „Alexander Fox." Meinte sie dabei nur, was Harry wohl auch gerade aufgegangen war. „Dass er nicht schuld ist." Sagte er mit ernster Stimme. „Und?" Ginny schaute ihn direkt an. „Stimmt es?" Wieder brauchte Harry einen Moment um zu begreifen, worauf sie hinauswollte. „Natürlich stimmt es," er klang als sei das Selbstverständlich. Woraufhin Ginny keine weiteren Fragen stellte. Trotzdem fragte sie sich noch den halben Abend, ob Harry dem Zauberer wirklich gesagt hätte, wenn der Unfall wegen ihm passiert wäre. Die Frage verfolgte sie noch bis in ihre Träume und wurde zu einem Mischmasch aus Unfällen ihrer Familie und Fandungsplakaten.

Es wird besser werden - Die Wahrheit über die Ereignisse im Frühjahr 2000Where stories live. Discover now