43. Kapitel: Montag, 27. März 2000

6 0 0
                                    

Harry

Es war eindeutig eine illustre Gesellschaft, die sich am frühen Montagabend in irgendeinem freien Raum des Ministeriums einfand. Harry hatte nicht geschaut, wofür der Raum eigentlich gut war. Es reichte ihm, dass er leer war und keine Geheimhaltungs- oder Sicherheitsstufe trug. In dem Raum hatte er einen Tisch und mehrere Stühle vorgefunden. Wahrscheinlich war er einmal als Konferenzraum genutzt worden, jetzt standen irgendwelche Kartons in den Ecken, auf denen zentimeterdicker Staub lag. Um den Tisch herum hatten sich im Laufe von zehn Minuten allerhand Leute versammelt. Ginny, die mit ihm hergekommen war und sich strickt weigerte ohne ihn nach Hause zu fahren. „Dumm rumsitzen kann ich auch hier und da habe ich ein weniger schlechtes Gefühl." Hatte sie erklärt und Harry war leider kein gutes Gegenargument eingefallen. Sie steckten alle schon viel zu tief in der Sache drin, spätestens seit dem Angriff am Nachmittag. Seit dem saß eine kleine Stimme in seinem Kopf, die sich fragte, ob jeder Fall eines Aurors so ausging und ob er das schaffen könnte. Bisher konnte er sie recht gut ignorieren, was an den anderen Anwesenden lag. Daniel Wiel, war ebenso wie Ginny einfach nicht gegangen. Auf die Frage, was er denn mit der Sache zu tun hatte, hatte er: „Alles und nichts", geantwortet. Danach hatten Harry die Worte gefehlt und so war auch Wiel dageblieben. Der Auror, der ihnen mit seinen Leuten zur Hilfe gekommen war, hatte ihn daraufhin amüsiert angeschaut. Er hieß William Johnson und war mit der Begründung geblieben, dass dies nun auch sein Fall sei. Immerhin hatte er ihnen diesen Raum besorgt, in den dann kurz darauf auch das letzte und überraschendste Mitglied ihrer Gruppe gerollt gekommen war. Gerollt im wahrsten Sinne des Wortes. Theresia Fox hatte sich einen Rollstuhl besorgt und war mit den Worten zur Tür hereingekommen, dass sie jetzt wisse was zu tun sei. Wahrscheinlich hatte sie dabei entschlossener geklungen als sie war, Harry hatte Erfahrung damit. Warum er auf seinem Stuhl saß wusste er ebenfalls nicht. Wahrscheinlich weil sein Name Harry Potter war und er solche Besprechungen geradezu magisch anzuziehen schien.

Als er das dachte merkte er, dass alle Blicke auf ihn gerichtet waren. Noch eine Situation, die er magisch anzuziehen schien. Ein Augenrollen konnte er gerade so unterdrücken. Dann riss er seinen Blick los und richtete sich gerader auf. „Schön das sie alle hier versammelt sind, um endlich etwas Licht ins Dunkel zu bringen. Mein Name ist Harry Potter und ich bin in diesem Fall leitender Auror. Wenn sie irgendwas zu sagen haben, dann tun sie das doch einfach." Wow, so hochgestochen und ironisch war er schon lange nicht mehr gewesen. Andererseits, wieso musste er immer das Wort bei sowas haben? „Ich bin Theresia Fox und würde sie erstmal bitten mich Theresia zu nennen. Miss Fox ist aktuell meine Schwester und ich weiß nicht ob ich im Moment so genannt werden möchte." Theresia schaute in die Runde. „Dann sind sie die Schwester von Viktoria Fox, die aktuell verdächtigt wird?" Auror Johnson richtete sich auf und Wiel schickte einen besorgten Blick zu Theresia. Lief zwischen den Beiden etwas? Aber das war vorerst auch zweitrangig. Theresia bestätigte die Frage mit einem Nicken. Harry warf Johnson daraufhin einen warnenden Blick zu. Die Befangenheitsdebatte würde sie aktuell keinen Schritt weiter bringen. „Vielleicht sollten wir zuerst zusammentragen, was wir schon wissen." Schlug Ginny vor. Harry kramte daraufhin schonmal nach seiner Mappe und wie zu erwarten gab es keinen Einspruch. Alle Blicke hatten sich wieder auf ihn gerichtet. „Die Angriffsserie startete soweit bekannt am Freitag den 18. April mit dem Angriff auf die Ministeriumsangestellte Theresia Fox. Dieser wurde auf dem Weg von der U-Bahn, die sie für den Heimweg benutzte, aufgelauert. Mindestens zwei Personen waren darin verwickelt. Alle bisher festgenommenen bestreiten eine Mitschuld. Theresia wurde kurz darauf von ihrer Mitbewohnerin, ebenfalls einer Hexe, aufgefunden, welche das St Mungos informierte." Harry blickte kurz zu Theresia, welche die Geschichte erneut durch nicken bestätigte. „Der zweite Angriff, von dem wir wissen, war am Montag den 21. April ebenfalls abends. Ein weiterer Angestellter wurde in einer U-Bahnstation auf dem Bahnsteig mit einem Fluch niedergestreckt. Wieder waren Zauberer vor Ort, aktuell wird von einem Täter ausgegangen, der allerdings nicht gefasst werden konnte. Der Angestellte ist inzwischen an den Nachwirkungen des Zaubers verstorben. Von den Heilern wissen wir, dass es eine recht komplizierte Zauberformel gewesen sein muss, was in gewisser Weise ins Bild passt." Wieder machte Harry eine Pause. Im Raum herrschte betretenes Schweigen. Niemand hatte bereits vom Tod des Vergiss-michs wissen können. Harry war erst kurz vor beginn des Treffens informiert worden. „Der vorletzte Angriff erfolgte eine Woche später, heute Morgen. Tatort war der Hydepark, das Opfer ebenfalls beim Ministerium angestellt. Hier wurden die Fähigkeiten des Opfers klar unterschätzt, was für eine weniger akribische Planung spricht. Die betroffene Person ist selbst ins St Mungos gekommen." Es war noch gar nicht so lange her, da hatte Harry selbst erst von dem Angriff auf Luna erfahren. Der Tag schien sich seit seinem gelungenen Antrag in einer stetigen Abwärtsspirale zu befinden. Viel tiefer konnte es nun wirklich nicht mehr gehen. „Der unseres Wissens nach letzte Angriff ereignete sich heute Nachmittag in einer ruhigeren Straße in London. Es war das erste Mal, dass dem Opfer nicht aufgelauert wurde sondern man versucht hat es aktiv in den Hinterhalt zu locken." Harry schaute in die Runde. In den letzten Angriff waren so gut wie alle anwesenden verwickelt gewesen, er glaubte nicht daran dazu noch groß etwas sagen zu müssen. Tatsächlich ergriff Wiel kurz darauf das Wort: „Die Verbindung zwischen den Opfern sollte klar sein, sie waren alle Angestellte des Ministeriums und in irgendeiner Weise in den Widerstand verwickelt. Zudem kann wohl kaum jemand bestreiten, dass es zudem die Verbindung gibt, dass jeder Angriff an einem öffentlichen Platz verübt wurde." Er erhielt keinen Widerspruch, schien aber auch nichts mehr zu sagen zu haben. Eine unangenehme Stille legte sich über den Raum. Wie lange sie andauerte konnte Harry nicht sagen. Lange genug auf jeden Fall. Er beobachtete die anderen Anwesenden noch einmal genau. Niemand schien sich wirklich wohl zu fühlen. So lange, bis Theresia sich irgendwann räusperte.

Es wird besser werden - Die Wahrheit über die Ereignisse im Frühjahr 2000Where stories live. Discover now