20. Kapitel: Sonntag, 19. März 2000

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Ginny

Ron blickte noch immer verständnislos zwischen Harry, Hermine und ihr hin und her. Auch Hermine schien sich keinen Reim darauf machen zu können, warum sich Harry plötzlich so für die Familie interessierte. Für Ginny aber hatte der Vortrag ihrer Freundin erneut gezeigt wie weit ihre Gesellschaft auch zwei Jahre nach dem Ende von Voldemort noch von Normalität entfernt war. Auf dem Gesicht ihres Freundes konnte sie ziemlich gut ablesen, wie es dahinter arbeitete. Er schien die Informationen bereits erfolgreich einzuordnen. „Aber Theresia Fox hat doch in der Schlacht um Hogwarts gekämpft. Wieso wird ihm das nicht ebenfalls angerechnet?" Fragte sie um die anhaltende Stille zu durchbrechen. „Weil die Leute sich manche Dinge so zurechtlegen, wie sie es gerne haben wollen." Harry schaute sie an und Ginny meinte in seinem Blick etwas wie Überraschung lesen zu können. Ihr Freund war eben nicht der einzige Gewesen, der sich die Listen angeschaut hatte. „Was mich eher überrascht ist die Tatsache, dass die Familie Fox so durch den Schmutz gezogen wird, während Viktoria Fox immer noch beim Propheten arbeitet." Erklärte er dann was erneut auf allgemeine Überraschung traf. „Wieso interessierst du dich eigentlich auf einmal dafür?" Fragte Ron nun nach. Es war das erste Mal, dass er sich aktiv an der Unterhaltung beteiligte. Vorher hatte er nur schweigend dagesessen und seinen Kuchen gegessen. Harry seufzte. „Eigentlich sollte ich nicht so viel erzählen aber wir können es sowieso nicht mehr lange geheim halten..." Begann er. Das wunderte Ginny, denn soweit sie wusste gab es bei dem Fall keine Geheimhaltungsstufe. Andererseits war man vielleicht einfach nicht mehr dazu gekommen diese zu verhängen. „Theresia Fox liegt nach einem Angriff im Krankenhaus." Erklärte Harry schließlich. Das verpasste der Stimmung einen Dämpfer. Sie waren schonmal hier gewesen, während eine Person nach einem Angriff im Krankenhaus lag. Mit einem Schaudern dachte Ginny an ihr viertes Schuljahr zurück, als ihr Vater wegen einem Schlangenbiss im Krankenhaus gelandet war. „Und du glaubst der Angriff war eine Reaktion auf die Kampagne." Stellte Hermine schließlich fest. Im Stillen dachte Ginny, dass es zumindest Voldemort nicht gewesen sein konnte. „Im Grunde genommen könnte es jeder sein, anwesende ausgeschlossen." Widersprach Harry der Hexe jedoch bevor diese ihren Gedanken weiter ausführen konnte. Er seufzte erneut und schob sich das letzte Stück seines Kuchens in den Mund. „Jetzt lasst uns aber über etwas anderes reden." Während Harry das sagte griff er zur Teekanne und schenkte sich nach. Mit einem kurzen Blick fragte er auch Ginny, ob sie noch was wollte. Diese nickte dankbar und starrte dann auf den Dampf, der über ihrer Tasse emporstieg. „Hast du eigentlich was von Mum und Dad gehört?" Fragte Ron in diesem Moment und Ginny löste ihren Blick von der Tasse. „Sie waren letztens zu Besuch und Mum meinte, es wäre ziemlich still im Fuchsbau seit wir weg sind." Damit hatte sie natürlich recht, aber es war auch schon still gewesen, als Ginny als vorläufig letzte Weasly nach Hogwarts gekommen war. Jetzt war auch sie bereits mit der Schule fertig und ihre Eltern waren auf dem besten Weg Großeltern zu werden. Bill und Fleur hatten ihnen kurz nach Weihnachten erzählt, dass Fleur schwanger war. Ginny hatte sich gefreut, auch wenn es komisch war zu wissen, dass sie bald Tante sein würde. Das hieß, irgendwie war sie das ja auch schon für den kleinen Teddy Lupin, der oft die Wochenenden bei ihnen verbrachte. „Kann ich mir vorstellen." Nahm Hermine die Unterhaltung wieder auf. „Ihr ward so viele unter einem Dach und jetzt sind meistens nur noch Arthur und Molly da." Noch eine Sache, die sich nach dem Krieg verändert hatte. Irgendwann hatten Hermine und Harry angefangen auch Ginnys und Rons Eltern mit Vornamen anzusprechen. Harry hatte einmal im Scherz gemeint, dass er sich wohl nie wieder von Ginny trennen konnte, weil sonst sein ganzes Umfeld sauer auf ihn sein würde. Sie hatten beide darüber gelacht und gleichzeitig daran gedacht, dass es wirklich schwer werden würde sich zu trennen. Dann war aber der Gedanke zurückgekommen, dass sie dies im Grunde auch gar nicht wollten. Jetzt nicht und in Zukunft hoffentlich auch nicht.

Es war bereits später Abend als Ron und Hermine sich verabschiedeten. Sie hatten eine eigene Wohnung in der Nähe des Ministeriums und keine Lust über Nacht zu bleiben. „Soweit ist es ja nicht." Hatte Hermine zum Abschied gesagt, dann waren sie und Ron disapperiert. Eine Weile war Ginny noch auf der Türschwelle stehen geblieben und hatte auf das gegenüberliegende Haus geblickt. Es hatte etwas gedauert, bis sie angefangen hatte das magische Haus als ihr Zuhause zu betrachten. Sie erinnerte sich noch gut an den Tag, an dem Harry gemeint hatte, sie könne genauso gut hier einziehen. Erst hatte sie protestiert, dann aber war auch ihr klar geworden, dass es für ihren Freund wohl keinen großen Unterschied machte. Also hatte sie ihre Sachen gepackt und war eingezogen. Irgendwie hatte das ohne größere Schwierigkeiten geklappt und jetzt, fast ein Jahr später war es schon fast normal für sie hier zu wohnen. In diesem alten geschichtsträchtigen Haus, in dem Sirius' Mutter noch immer nicht müde war über ihre Anwesenheit zu schimpfen. Es wurde wirklich Zeit dieses Problem in angriff zu nehmen. „Willst du auch noch was Essen?" Rief Harry hinter ihr. Es hörte sich so an, als wäre er in der Küche. Ein Lächeln schlich sich auf Ginnys Gesicht. „Ich komme." Rief sie zurück und ein Muggel drehte sich auf der Straße um. Wieder zu erwarten sah er nichts und setzte seinen Weg schließlich kopfschüttelnd fort. Als sie es sah machte Ginny ebenfalls auf dem Absatz kehrt und schloss die Tür hinter sich. Heute würde niemand mehr angreifen, die Schlacht war vorbei und Voldemort war tot. Trotzdem hatte sie das Gefühl, das etwas neues im Schatten heranwuchs. Auch sie konnte nicht vergessen, was geschehen war. Der Angriff auf die Ministeriumsangestellte hatte ihre Zweifel wieder aufleben lassen. Die kleine Stimme, die ganz hinten in ihrem Kopf saß und sagte, dass es nie vorbei sein würde. Ginny wusste, dass es Harry ähnlich ging. Zu oft hatten sie in schlaflosen Nächten darüber geredet. Er meinte immer, es würde von Tag zu Tag besser werden. Sie war sich da nicht so sicher, behielt es aber für sich.
Aus der Küche kam das Geräusch eines Tellers, der auf dem Boden aufschlug. Kurz darauf hörte sie Harry fluchen. Mit einem Kopfschütteln vertrieb Ginny Weasly die düsteren Gedanken und machte sich endgültig auf den Weg zu ihrem wunderbaren Freund.

Es wird besser werden - Die Wahrheit über die Ereignisse im Frühjahr 2000Where stories live. Discover now