25. Kapitel: Montag, 20. März 2000

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Dudley

Während Dudley noch versucht hatte, seine Gefühle wieder in den Griff zu bekommen, war Harry plötzlich unaufmerksam geworden. Noch immer wusste Dudley noch nicht ganz, was er von seinem Cousin halten sollte. Schon als Kind war Harry anders gewesen und Dudley hatte ihn dafür verachtet, bis er gelernt hatte, dass dieses "anders" sein Leben retten konnte. Seit dem hatten die beiden Cousins kaum noch ein Wort miteinander gesprochen. Dudley hatte immer wieder überlegt, den ersten Schritt zu machen. Er hatte es jedoch nie getan, bis es schließlich zu spät gewesen war. Jetzt, wo die beiden sich wieder gegenüber standen kamen all die Gefühle aus den letzten Jahren wieder hoch und Dudley brauchte einen Moment um sich wieder zu sammeln. Er brauchte genau den einen Moment, den Harry brauchte um abzuschweifen. Als Dudley dann endlich wieder etwas sagen konnte, war er bereits nicht mehr sicher, ob sein Cousin ihm zuhörte. Das dieser einfach losrannte, als wäre der Teufel hinter ihm her, hätte er trotzdem nicht erwartet.

Das Harry gut rennen konnte, wusste er noch aus seiner Kindheit. Er hatte aber angenommen, dass es keinen Grund zum Rennen gab. Nicht hier, auf dem U-Bahnsteig, wo sie von so vielen anderen Menschen umringt waren. Also folgte Dudley Harry. „Harry, was soll das?" Fragte er. Eine Antwort bekam er von dem Angesprochenen jedoch nicht. Dieser war mit dem Rücken zu ihm stehen geblieben und starrte auf den Boden. Dudley folgte dem Blick und sah einen Mann auf dem Boden liegen. Er hatte die Augen geschlossen und seine rechte Hand lag blass und ausgestreckt neben ihm. Gerade wollte er erneut fragen, was hier los war, da rannte Harry schon wieder los und lies Dudley alleine mit den Passanten und dem Mann zurück. In diesem Moment entschied Dudley Dursley, dass es Zeit war das Richtige zu tun. Er ließ sich auf die Knie sinken und beugte sich über den Mann. Fieberhaft versuchte er sich an den erste Hilfe Kurs zu erinnern, den er gemacht hatte um seinen Führerschein zu bekommen. Erstmal die Atmung überprüfen. Dudley beugte sich noch weiter und presste sein Ohr an den Brustkorb des Mannes. Dieser hob und senkte sich. Zwar nur schwach, aber der fremde Mann lebte noch. Erleichterung schoss durch Dudleys Körper und vermischte sich mit der Angst. Einige Schaulustigen hatten einen Kreis um ihn gebildet. Keiner von ihnen machte Anstalten ihm zu helfen und auch Harry war nicht zurückgekehrt. Wieder rief Dudley seine Erinnerungen aus dem Kurs auf. Was sollte man machen, wenn der Verletzte noch selbstständig atmen konnte? Genau, in die stabile Seitenlage bringen. Dudley sah ein Bild vor sich, wie Benjamin Dolkins beim Üben versuchte Cornelia Bon zur Seite zu drehen. Es war kein schöner Anblick gewesen und doch war es sehr hilfreich. Mit etwas Zeit schaffte Dudley es den Mann auf die linke Seite zu drehen. Den rechten Arm drapierte er vor dem Mann. Der Linke steckte immer noch in seiner Tasche. Gerade wollte Dudley ihn heraus ziehen, als ihm einfiel, was er gleich am Anfang hätte machen sollen. Er kramte in seiner Tasche nach dem Handy, das er von seinen Eltern bekommen hatte. Noch waren die Geräte recht klobig, aber er war sich sicher, dass sich das bald ändern würde. Gerade hatte er das Gerät aufgeklappt und angeschaltet, als eine Person sich schweratmend neben ihn kniete. „Ruf besser keinen Krankenwagen." Vernahm er die Stimme seines Cousins. Dudley hob den Kopf und sah, wie sich Harry am linken Arm des Mannes zu schaffen machte. Als er ihn hervor zog sah Dudley, dass die Hand immer noch etwas umklammert hielt. Er hatte dieses Etwas schon oft genug gesehen und die Angst schoss ihm erneut in die Glieder. Es war ein Zauberstab, den der Mann umklammert hielt. Harry nickte nur und löste die Hand vom Griff des langen dunklen Stabes. „Mit etwas Glück kann ich ihn darüber identifizieren." Erklärte er. Dann fiel sein Blick wieder auf Dudleys Handy. „Vorher sollte ich aber Hilfe holen." Damit zog Harry seinen eigenen Zauberstab und murmelte etwas. Kurz darauf kam etwas silbriges aus der Stabspitze. Dudley hatte dieses Silber schon einmal gesehen, damals in jener schrecklichen Nacht, die ihn immer noch in seine Träume verfolgte. Doch das silbrige Teil verschwand sofort wieder und Harry drehte sich zu ihm um. „Hilfe dürfte unterwegs sein." Sagte er, aber Dudley wusste nicht, was er darauf antworten sollte. Während Harry nun die Menschentraube, die sich um ihn herum gebildet hatte in Augenschein nahm, versuchte Dudley immer noch zu verarbeiten, was gerade geschehen war. „Hier gibt es nichts zu sehen." Hörte Dudley seinen Cousin sagen. Es führte ihm wieder einmal vor Augen, wie selbstsicher dieser geworden war. „Obliviate". Hörte er Harry wieder murmeln. Dieses Mal lag einiges an Autorität in seiner Stimme. Die Menschenmenge um sie herum löste sich langsam auf. „Hilf mir mal ihn etwas an den Rand zu tragen." Sagte Harry nur einen Moment später zu ihm. Seinem Cousin schien dies um einiges einfacher zu fallen, als das Gespräch mit ihm selbst. Wortlos packte Dudley mit an und die Beiden schafften es den Mann zur Seite zu tragen. „Was kommt denn für Hilfe?" Fragte Dudley schließlich, während Harry sich wieder an dem Zauberstab des Verletzten zu schaffen machte. „Ich habe einen Patronus ins St-Mungo-Hospital geschickt. Die werden einen oder mehrere Heiler schicken." Erklärte dieser breitwillig und schwenkte den Zauberstab. Ein kleines Hologramm des Mannes, der gerade vor ihnen lag kam aus der Spitze. „Der zweite Ministeriumsangestellte in einer Woche." Murmelte Harry. „Und das auch noch in der U-Bahn, unter lauter Muggeln." Dudley verstand nicht, was genau das heißen sollte. Er war sich aber auch nicht ganz sicher, ob er das wirklich wissen wollte. Abrupt wendete sich Harry von dem Zauberstab ab. Das Hologramm verschwand. „Es scheint, als würde irgendwer auf keinen Fall wollen, dass wir miteinander reden." Erklärte er und lächelte schwach. In diesem Moment sah er älter als Dudley aus, älter als Dudley je aussehen könnte. „Komm doch am Sonntag vorbei. In meiner Wohnung werden wohl kaum Zauberer sein, die angegriffen werden könnten." Dudley biss sich auf die Zunge. Etwas unpassenderes hätte er nicht sagen können und doch schien Harry nicht aufgebracht darüber zu sein. „Geht nicht, wir haben Teddy das ganze Wochenende über." Erklärte er und in Dudley schoss die Frage hoch, was ein Teddy damit zu tun hatte. Er schrieb es auf die Liste der Fragen, bei der er nicht sicher war, ob er eine Antwort wollte. Während der Zeit, in der sie sich vor diesem namenlosen gefährlichen Zauberer versteckt hatten, hatte Dudley den anwesenden Zauberern ab und zu Fragen über ihre Welt gestellt. Er wusste weit mehr, als seine Eltern glaubten. Trotzdem war er sich bei manchen Sachen nicht sicher, ob er sie wissen wollte. Denn auch die Zaubererwelt war nicht perfekt. Das hatte er schnell festgestellt.
Über Harrys Gesicht huschte ein Lächeln und so etwas wie ... Erleichterung.
„Wenn dir ein Kleinkind und schreiende Gemälde nichts ausmachen kannst du auch einfach zu mir kommen." Sagte er. Dann saßen sie einfach nur stumm da und warteten auf die Heiler, die ihnen hoffentlich helfen konnten.

Es wird besser werden - Die Wahrheit über die Ereignisse im Frühjahr 2000Tempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang