37. Kapitel: Montag, 27. März 2000

11 0 0
                                    

Ginny

Wie zu erwarten war das Haus am Grimmaultplatz noch verlassen, als Ginny gegen 15 Uhr die Haustür aufschloss. Nicht einmal Mrs Black schimpfte, was vielleicht daran lag, dass sie sich wirklich bemühte leise zu sein. Das Training, dass sie als professionelle Quiddichspielerin absolvieren musste war um einiges härter als das einer Schülerin. Sie war noch ziemlich neu im Team und musste sich inzwischen ziemlich behaupten. Schließlich standen die wirklich wichtigen Spiele an und zudem noch die Quiddichweltmeisterschaft. Da waren ihre Nerven nach dem Training oft blank und sie war froh über die Stille. So leise wie möglich machte sie sich auf den Weg ins Esszimmer. Das erforderte mehr Körperbeherrschung, als man zunächst meinen könnte. Wie zufällig fiel ihr Blick dabei auf den Trollfuß, den sie Tonks zu Ehren stehen gelassen hatten. Damals hatte sie gemeint, dass sie das nicht tun müssten. Heute war sie froh es getan zu haben. Einen Moment Sinnierte sie über die Wende, die ihr Leben seit dem alles entscheidenden Tag gemacht hatte. Dann lief sie weiter in das Esszimmer und blieb wie angewurzelt stehen.

Sie war sich sicher, dass sie den Esstisch am Morgen abgeräumt hatte, Harry hatte ihn, so glaubte sie, sogar noch abgewischt oder sauber gezaubert. Jetzt aber stand eine einzelne Vase darauf. In ihr befand sich eine wunderschöne Rose, die die Farbe ihrer Haare hatte. Im ersten Moment dachte sie, gleich würde sie irgendwo eine Leiche entdecken. Hatte es nicht einmal einen Mörder gegeben, der an jedem seiner Tatorte eine rote Rose hinterlassen hatte? Wenn, dann war das wahrscheinlich ein Muggel gewesen, was die ganze Sache ziemlich unmöglich für diese Situation machte. Denn außer Dudley Dursley, den sie nicht als Serienmörder einschätzte, konnte niemand das Haus sehen oder betreten und ein Todesser würde sich wohl kaum an einem Muggel orientieren. „Aber er könnte es nicht gewusst haben..." flüsterte eine leise Stimme in ihrem Kopf. Ginny war kurz versucht ihr recht zu geben, zu lange waren Todesser die Antwort auf fast alles gewesen. Ein geheimes Gespräch? Es ging um Todesser, seltsame Vorfälle? Wahrscheinlich Todesser, ein Attentat? Ziemlich sicher ebenfalls Todesser. Sie schüttelte den Kopf. Nein, keine Todesser. Angehörige dieser Organisation waren entweder tot, im Gefängnis oder hielten sich zu bedeckt für eine solche Botschaft. Etwas beruhigt und doch in Alarmbereitschaft ging Ginny auf den Tisch und die Vase zu. Die Blume sah noch recht frisch aus, auch wenn das ein Illusionszauber sein könnte. Die rechte Hand hielt immer noch den Zauberstab umklammert, während ihre linke Hand sich langsam nach vorne Bewegte um die Blume zu berühren. Es passierte nichts und Ginny entspannte sich noch mehr. Die Stimme in ihrem Kopf lachte, was sollte auch passieren? Wahrscheinlich hatte Harry die Blume dorthin gestellt um ihr eine Freude zu machen. Schließlich war sie heute als erstes aus dem Haus gegangen. Für eine gefühlte Ewigkeit stand sie einfach nur so da und berührte die Blütenblätter der Blume. Wo ihre Gedanken waren wusste sie dabei nicht ganz so genau. Aber sie kamen wieder zurück und Ginny drehte sich kurzentschlossen um. Sie zeigte mit ihrem linken Arm dabei kurz auf die Tür, als wolle sie sich selbst den Weg weisen. Vielleicht wollte sie das auch, was eine einzelne Rose alles anstellen konnte.

Erneut durchquerte Ginny nun die Eingangshalle. Dieses Mal auf dem Weg zu den Treppen und weiterhin um Stille bemüht. Die Vorhänge vor dem Bild von Mrs Black waren zugezogen. Hoffentlich hielt Harry mit seinem Versprechen Wort, dass bald jemand kommen und sich das anschauen würde und hoffentlich konnte dieser jemand auch etwas machen. Auf Zehenspitzen ging sie also die Treppe hinauf, die sie nur allzu gut aus ihrer, wahrscheinlich war es noch ihre Kindheit, kannte. Damals hatte sie sich darüber geärgert, dass sie niemals ganz alleine war. Jetzt wünschte sie sich manchmal den bunten Trubel zurück, der in diesem Haus schon geherrscht hatte. Vor allem die Leute, es waren so viele, aber die Namen hatte sie oft genug aufgezählt. An ihrem Ziel angekommen öffnete sie die Tür und betrat das Schlafzimmer. Gegenüber der Tür, direkt neben einem der Außenfenster, hatten sie einen Spiegel angebracht. Ginny ging zielstrebiger auf ihn zu, als sie sich fühlte. Der Blick, mit dem ihr Spiegelbild sie musterte war kritisch. Sie war nicht unbedingt die Größte, würde immer ein wenig kleiner als Harry bleiben. Ihre roten Haare, die alle in der Familie hatten, lockten sich noch stärker von dem angewendeten Trockenzauber. Ihr Gesicht schien gewöhnlich und hatte doch etwas ungewöhnliches, dass Ginny nicht richtig beschreiben konnte. Sie starrte sich im Spiegel an und ihr Abbild dort starrte zurück. Es schien ihr etwas mitteilen zu wollen, was Ginny nicht verstand, bis sie plötzlich eine Stimme vernahm: „Hallo, Schönheit," Todesser, es war das zweite Mal, dass der Gedanke Ginny an diesem Tag kam. Aber die Panik blieb dieses Mal aus. Unterbewusst hatte sie die leicht amüsiert klingende Stimme wohl bereits richtig zugeordnet. Im nächsten Moment konnte sie die Person auch im Spiegel sehen.

Harry stellte sich hinter sie und legte ihr eine Hand auf die Schulter. Sein Spiegelbild schien sie nun ebenfalls zu mustern. Die Frage, warum er nicht bei der Arbeit war, drängte sich Ginny gar nicht erst auf. Sie musterte nur ebenfalls Harrys Spiegelbild, als würde es eine Antwort für sie bereithalten. „Ginevra Molly Weasley", sagte es schließlich, oder besser Harry sagte das. Er nahm seine rechte Hand von ihrer Schulter und schien irgendwas in seiner Tasche zu suchen. Ginny musterte nur weiter sein Spiegelbild, ihr Gehirn schien zu nichts Anderem im Stande. „Ich könnte hier jetzt lange Reden schwingen, aber wahrscheinlich weiß kaum einer so gut wie ich wie wenig Zeit manchmal noch bleibt. Würdest du mir also die unglaubliche Ehre erweisen und meine Frau werden?" Harrys Spiegelbild war nun kaum noch zu sehen. Es musste auf die Knie gegangen sein, oder besser Harry war auf die Knie gegangen. Ginny brauchte einen Moment, bis ihr Kopf das realisiert hatte. Ganz langsam drehte sie sich um, nur um zu sehen, dass sie mit der Vermutung richtig gelegen hatte. Ihre ganzen Eindrücke der letzten Momente strömten auf sie ein und vermischten sich mit der Frage, wie lange das ganze geplant worden war und woher Harry gewusst hatte, dass sie den Spiegel nach Antworten fragen würde. Dieses Mal hatte sie scheinbar eine bekommen. Harry schaute sie immer noch an, er lächelte und hatte tatsächlich einen Ring besorgt. Ginny hatte sich nie überlegt, wie ein Heiratsantrag aussehen sollte, den sie annehmen würde. Aber in diesem Moment wurde klar, dass er nur so aussehen konnte. „Ja, ich will", flüsterte sie. Vielleicht rollte auch eine Träne ihre Wange hinunter, das konnte sie nicht so genau sagen. Harry lächelte nun noch strahlender, strahlender als sie es aus ihren Erinnerungen kannte. Er steckte ihr den Ring an den Finger und sie lächelte Ebenfalls. Dann küssten sie sich und hörten erst damit auf, als sie von der Türklingel unterbrochen wurden. Mrs Black blieb stumm.

Es wird besser werden - Die Wahrheit über die Ereignisse im Frühjahr 2000Where stories live. Discover now