4. Kapitel: Freitag, 17. März 2000

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Harry

Im Zaubereiministerium freute sich auch Harry über seinen baldigen Feierabend. Er hatte gerade den letzten Papierkram für diesen Tag erledigt, als eine Memo ihm mitteilte, dass er sofort in das Büro seines Vorgesetzten kommen sollte. Verwirrt und leicht besorgt machte er sich auf den Weg. Seine Hände schwitzten während er mit erhobenem Haupt durch die Abteilung ging. Auroren konnten ziemlich eigen sein, dass hatte er eigentlich schon immer gewusst, aber während seiner Ausbildung hatte dies ein neues Ausmaß genommen. Ab und zu wünschte er sich sogar, er hätte einen anderen Beruf anstatt seines Traumberufes ergriffen. Denn auch hier eilte sein Ruf ihm voraus und so versuchte er sich seine Gefühle nicht anmerken zu lassen, während er den Gang bis zum Ende verfolgte.

Vor der Tür des Büros blieb er noch für einen Moment stehen, dann klopfte er und öffnete die Tür.
Mr Burnod sah aus, als hätte er genau in dem Moment Harrys Ankunft erwartet, in dem dieser an die Tür geklopft hatte. Im Kollegium hielt sich hartnäckig das Gerücht, dass der Leiter des Aurorenbüros den Weg zu seinem Büro mit allerlei Spionagezaubern ausgestattet hatte. Vielleicht war er allerdings auch einfach nur besonders gut in seinem Job. Er blickte Harry direkt an und schenkte ihm dann etwas, was wohl ein lächeln sein sollte, auf Grund seiner Narben aber eher gruselig aussah. Dann deutete er auf den Stuhl am anderen Ende seines Schreibtisches. „Guten Abend Mr Potter", sagte er, während Harry noch beschäftigt war der Anweisung folge zu leisten. „Guten Abend Mr Burnod", erwiderte er. Der Auror nickte. Er sah aus als wäre er eine Mischung aus Kingsley Shacklebolt und Rufus Scimgeour, dem aktuellen und dem verblichenen Zaubereiminister, wenn es um die Ausstrahlung ging. Wenn man aber nur das Aussehen beachtete ähnelte der Auror stark dem verstorbenen Mad-Eye Moody, nur mit zwei gesunden Augen und etwas jünger. Im Ministerium hatte sich Mr Burnod bereits einige Feinde gemacht, während er versuchte die Abteilung von dem letzten Schrecken Voldemorts weg zu führen. So hatte er zum Beispiel die Ausbildung eines Aurors auf die Hälfte reduziert, was viele kritisierten. Harry aber verstand, was der Mann damit bezweckte. Denn es gab erstens einfach zu wenig Auroren und zweitens waren die meisten Bewerber sowieso im Widerstand gewesen und hatten so bereits eine solide Grundlage.
Er hätte vielleicht noch weiter über seinen Chef philosophiert, wenn er nicht eine Mappe von diesem zugeschoben bekommen hätte. „Ich habe mir einige Berichte über sie angeschaut und muss sagen, dass ich mit ihrer Arbeit sehr zufrieden bin". Mr Burnod machte eine Pause, in der Harry nicht wusste, was er denken sollte. Sein Chef verteilte sein Lob recht spärlich, was Harry zwar verstand aber doch nicht guthieß. Die Stimmung in der Zentrale war wohl auch deswegen oft von Konkurrenz belastet und trüb. „Deshalb halte ich es für angemessen sie nun mit einem Fall zu betrauen, den wir gerade reinbekommen haben". Trotz der vielen Gelegenheiten spürte Harry, wie sein Herz ein wenig schneller schlug. Bisher hatte er hauptsächlich die anderen Auroren bei ihrer Arbeit unterstützt um weitere Erfahrungen zu sammeln. Nicht immer war dies eine einfache Angelegenheit gewesen und so war er doch froh dieses Mal scheinbar allein arbeiten zu können. „Das St. Mungos hat uns informiert, dass sie eine bewusstlose Hexe eingeliefert bekommen haben. Alles deutet daraufhin, dass sie sich duelliert hat oder überfallen wurde. Es geht jetzt erstmal darum den genauen Zustand der Hexe abzuklären. Morgen können sie dann genauere Recherche betreiben". Mr Burnod machte erneut eine Pause um eine schwarze Mappe hervorzuziehen. Dieses System der Verwaltung war erst nach dem Sturz von Voldemort eingeführt worden und Harry wollte sich gar nicht vorstellen, wie es vorher gewesen sein musste. Sein Chef reichte ihm die Mappe über den Tisch hinweg und schob dabei die vorherige zur Seite. „Ich erwarte sie am Montagmorgen um 10.00 Uhr hier, um ihre ersten Ergebnisse zu besprechen und bitte übertreiben sie es nicht mit den Überstunden, die werden sie noch brauchen, wenn diese vermaledeiten Prozesse endlich beginnen". Mit diesen Worten war Harry entlassen. Er stand auf nickte dem Leiter des Aurorenbüros nochmals zu und stand kurz darauf wieder im Gang.

Neugierig öffnete er dort die Mappe und sah erstmal ein schönes klassisches Deckblatt, auf dem die Art des Falles (Angriff auf eine Hexe), das Datum des Ermittlungsbeginnes (17.03.2000), der Ermittelnde Auror (Harry Potter) und ein Code für die Archivierung, den Harry nicht weiter beachtete, vermerkt waren. Er blätterte weiter und fand auf der nächsten Seite den Bericht des Aurors, der die Nachricht erhalten hatte. Es war Sarina Waters gewesen, die aktuell aufgrund einer Schwangerschaft nur Bürodienst machte. Sie hatte in ihrer feinen leicht verschnörkelten Schrift vermerkt, dass die Nachricht um 17.43 Uhr per Patronus eingegangen war. Danach war gegen 17.48 Uhr ein Bericht per Eule gekommen. Es hatte sich um einen dieser Vordrucke gehandelt, in denen Ankunftszeit, Verletzungen, Verdächte und natürlich der Name der betroffenen Person vermerkt waren. Jetzt blätterte Harry erneut weiter und fand genau diesen Vordruck auf der nächsten Seite. Ganz oben prangte das Logo des St. Mungos, darunter waren die Informationen geschrieben. So hieß die betroffene Hexe Theresia Fox und war 20 Jahre alt. Während Harry auf den Namen starrte schoss ihm das Bild einer jungen Frau mit dunkelbraunen langen Haaren und einem analytischen Blick durch den Kopf. Er hatte sie bei der Trauerfeier für die Verstorbenen der Schlacht um Hogwarts angerempelt und sie hatte darauf merkwürdig reagiert. Auch wusste Harry inzwischen, dass sie auf seiner Seite in der Schlacht gekämpft hatte und inzwischen im Ministerium arbeitete. Er las weiter und fand eine genaue Beschreibung der Symptome. So war die Frau zum Zeitpunkt ihrer Einlieferung nicht bei Bewusstsein gewesen. Ihr ganzer Körper hatte sich verkrampft und war zum Teil in eine Art Totenstarre gefallen. Das danach folgende Feld für die Art der Krankheit bzw. den Fluch, der das verursacht hatte, war leer. Nur eine unleserliche Unterschrift war noch darunter gekritzelt worden.

Die nächste Seite war leer und so konnte Harry endlich den Blick von der Mappe lösen. Er stand immer noch vor dem Büro seines Chefs. Allerdings hatte er sich während des Lesens etwas nach Vorne bewegt. Ein Blick auf die Uhr ließ ihn aufschrecken. Er war eigentlich mit Ginny verabredet gewesen und das in weniger als zwei Minuten. So blieb ihm keine Zeit für weitere Gedanken und er machte sich lieber schnell auf den Weg zurück in sein Büro, um seine Sachen zu holen. An diesem Abend würde er nicht noch einmal herkommen.

Es wird besser werden - Die Wahrheit über die Ereignisse im Frühjahr 2000Where stories live. Discover now