10. Kapitel: Samstag, 18. März 2000

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Harry

Harry trat aus dem U-Bahnschacht und atmete erst einmal die frische Luft ein. In den Tunneln war es selbst zu dieser Jahreszeit stickig und so konnte Harry gar nicht anders, als seine Schritte etwas zu verlangsamen.
Er lief nun an einer recht dicht befahrenen Straße entlang und hielt Ausschau nach der richtigen Kreuzung. Tatsächlich fand er sie nach nur wenigen Metern und bog links ab.

In dieser Seitenstraße fuhren weniger Autos und auch sonst schien sie eher verlassener zu sein. Nur ganz am Ende sah Harry eine Frau einen Kinderwagen die Häuserwände entlangschrieben. Trotz der Lage mitten im Muggellondon schien dies kein schlechter Platz für einen magischen Angriff zu sein. Automatisch spannte Harry sich an und griff in die Manteltasche seines Muggelmantels.
Der Griff seines Zauberstabes fühlte sich beruhigend kühl an. Harry ließ ihn erst wieder los, als er das Tor erreicht hatte, dass ihn wohl zur Wohnung von Theresia Fox bringen würde. Laut den Ministeriumsunterlagen lebte diese bereits seit über einem Jahr in einer WG, was nicht vermerkt war, war die Information ob in dieser andere Zauberer oder Muggel lebten. Er machte sich schon auf einige unangenehme Fragen gefasst, aber zu seiner Verwunderung ging das Tor einfach auf und gab den Blick auf einen schönen kleinen Hinterhof frei. Zögernd betrat Harry diesen und zog die Tür hinter sich ins Schloss. Er lief langsam einmal quer über die Pflastersteine und fand an der Haustür des zweiten Abschnittes ein Klingelschild, auf dem der Name Fox geschrieben stand. Daneben standen die Namen Mielert und Grimmel. Darunter waren noch zwei weitere Namensschilder angebracht, was Harry dazu brachte seine Annahme zu überdenken. Das hier war ein Muggelwohnblock. Es wäre aufgefallen, hätte hier ein Zaubererduell stattgefunden. Der perfekte Ort für einen Anschlag sah eindeutig anders aus.

Immer noch in seine Gedanken versunken drückte Harry auf den Klingelknopf und wartete. Kurz darauf hörte man ein Summen und er konnte die Tür aufdrücken. „Wieso sie wohl nicht nachschauen, wer da klingelt?", fragte er sich im Stillen. Seine Sorge erwieß sich allerdings als unbegründet. Denn sobald er die Tür geöffnet hatte hörte er eine Stimme aus dem Treppenhaus: „Wer ist da?", fragte sie und klang dabei sehr misstrauisch. Harry seufzte nur. „Ich komme hoch!", rief er zurück und machte sich dann daran die Stufen in den vierten Stock zu erklimmen.
Dank der Ausbildung war Harry gut genug in Form, um den Weg in kurzer Zeit zurückzulegen, ohne außer Atem zu kommen. Das registrierte wohl auch der Mann, der breitbeinig im Türrahmen der Wohnung auf ihn wartete. Er schien kurz so etwas wie Anerkennung zu empfinden. Dann wechselte seine Stimmung erneut zu misstrauisch. „Wer sind sie und was wollen sie hier?", bellte er und erinnerte Harry beinahe ein wenig an seinen Onkel Vernon.
Dabei sah er ihm nicht wirklich ähnlich, mit seinem durchtrainierten Körper, der zudem noch mindestens zehn Zentimeter größer als Vernon war. Hätte Harry, der ebenfalls kleiner als der Mann war, nicht eineinhalb Jahre Aurorentraining hinter sich und die Gewissheit Lord Voldemort besiegt zu haben, er wäre wahrscheinlich eingeschüchtert gewesen. So aber seufzte er nur gedanklich und wollte gerade eine Antwort geben, als aus der Wohnung eine weitere Stimme ertönte: „Das wird sicher jemand wegen Theresia sein", rief sie. Kurz darauf tauchte eine Frau hinter dem Mann auf. Sie hatte braune lange Haare, die ebenso mit Mehl bestäubt waren, wie die Schürze, an der sie gerade ihre Hände abwischte. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen um über die Schulter des Mannes zu schauen und für den Bruchteil einer Sekunde veränderte sich der Blick der Frau.
Sie war eine Hexe, sie hatte ihn erkannt.

Es war der Mann, der Harry zurück aus seinen Gedanken holte. „Woll'n sie nun reinkommen?", fragte er und seine Stimme klang nicht mehr ganz so herrisch, eher genervt. Da machte Harry lieber, dass er die Wohnung betrat.

Sie war nicht sehr groß, aber bei den Preisen war das auch nicht verwunderlich. Der Flur war schmal und mit mehreren Regalen und einer Bank zugestellt. Fünf Türen konnte Harry auf die schneller erkennen. Er schaute sich noch um, als erneut die Stimme der Frau erklang. „Lassen sie die Schuhe einfach an". Das tat Harry, der gar nicht daran gedacht hatte, sofort. Aber er verstand auch die Aufforderung dahinter, er solle ihr endlich folgen. Als er das tat fand er sich in einer Wohnküche wieder. Ein langer Tisch stand auf einem braunen Teppich, während die Küche von einer Art Tresen abgegrenzt wurde. Auf einem der Stühle, die um den Esstisch gruppiert waren, saß bereits der Mann, während die Frau noch in der Küche hantierte. Nun, da Harry wusste, dass sie eine Hexe war, musterte er den Mann nochmals genau. Dieser bemerkte den Blick und erwiderte ihn störrisch. Nein, dieser Mann war seinem Onkel Vernon zu ähnlich, als das er ein Zauberer sein könnte. Harry schien über diese Erkenntnis beinahe erleichtert zu sein. Er setzte sich dem Mann gegenüber und begann nun das erste Mal wirklich zu sprechen: „Mein Name ist Harry Potter und wie sie bereits vermutet haben, bin ich wegen ihrer Mitbewohnerin Theresia Fox hier. Wer von ihnen hat sie denn gefunden?". Der Mann und die Frau, die sich nun ebenfalls an den Tisch gesetzt hatte, tauschten einen Blick. Vielleicht sprachen sie sich ab, ob sie nach einem Polizeiausweis fragen sollten, aber diese Formulierung rief wohl überraschend wenig fragen herum. Dann hob die Frau ihre rechte Hand. „Ich habe sie gefunden, Martin war zu der Zeit noch in der Uni". Zum Zeichen, dass er verstanden hatte, nickte Harry. Das erklärte auch, warum Theresia so schnell im St. Mungos gewesen war, was ihr vermutlich das Leben gerettet hatte. Er überlegte kurz und wandte sich dann an den Mann, Martin wie die Frau ihn genannt hatte. „Haben sie irgendwas was mit dem Fall zusammenhängt mitbekommen?". Der Mann verneinte mit einem Kopfschütteln. Erklärend fügte er noch ein: „Nur das, was Amelia mir erzählt hat", hinzu. Dies vereinfachte die Angelegenheit für Harry noch einmal. Er wandte sich an die Frau: „Dann würde ich gerne erstmal mit ihnen sprechen, gibt es einen Ort, wo das ungestört möglich ist?". Amelia nickte nur. Sie warf Martin einen strengen Blick zu und dieser verschwand daraufhin ohne sich zu verabschieden. Die Tür fiel hinter ihm vielleicht etwas zu laut zu.

„Tut mir leid, er hat schlechte Erfahrungen mit der Behörde gemacht". Amelia schenkte Harry ein entschuldigendes Lächeln und zuckte nicht mit der Wimper, als dieser seinen Zauberstab zückte, um den Muffiliato - Zauber zu wirken. „Sie haben es also erkannt", sagte sie nur mit tonloser Stimme. „Sie ebenso", erwiderte Harry und das schien zu reichen um auch Amelia zu zeigen, was ihr Fehler gewesen war. Oder sie glaubte das Ministerium war wissender als es war. „Wollen sie einen Kaffee?", fragte sie und Harry verneinte. „Können sie mir einfach erzählen was passiert ist?". Amelia nickte. Sie warf einen Blick auf die Feder, die alles mitschreiben würde und begann dann mit ihrem Bericht:

Es wird besser werden - Die Wahrheit über die Ereignisse im Frühjahr 2000Donde viven las historias. Descúbrelo ahora