44. Kapitel: Montag, 27. März 2000

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Ginny

Theresia Fox räusperte sich. Sie hatte den Blick von jemandem, der wusste, dass er gleich alle wichtigen Fakten auf den Tisch legen würde. Ginny hatte ihn ein paar Mal bei Hermine gesehen, ansonsten kannte sie niemanden, der so schaute. Zumindest bis jetzt. Alle Aufmerksamkeit hatte sich nun auf die Hexe gerichtet, die, wie um die Wichtigkeit ihrer Aussage zu unterstreichen, eine kurze Pause machte. „Tatsächlich war es sogar sehr großes Glück, dass alle Angriffe zunächst so glimpflich verlaufen sind. Meine Mitbewohnerin, die mich gefunden hat, hat mich diese Woche besucht. Sie war im Ausland auf der Schule und macht aktuell eine Ausbildung zur Apothekerin. In unseren magischen Verzeichnissen kommt sie praktisch gar nicht vor und bis zu jenem Vorfall habe ich nicht gemerkt, dass es sich bei ihr um eine andere Hexe handelt. Ebenso konnte beim zweiten Angriff nicht vorausgesehen werden, dass sich ein anderer Zauberer auf dem Bahnsteig befinden würde und was den dritten Angriff angeht." Sie machte eine kurze Pause um Luft zu holen. Währenddessen schwirrten die Gedanken durch Ginnys Kopf. Sie hatten es mit so gut wie perfekt geplanten Attentaten zu tun und die Täter hatten es auch auf sie abgesehen. Den grünen Fluch, der sie knapp verfehlt hatte, würde sie so schnell nicht vergessen. „Eigentlich war eine andere Person dafür vorgesehen, um diese Zeit im Park zu sein. Julian Cater arbeitet auch bei den magischen Geschöpfen und war einer der führenden Köpfe der größten Selbsthilfegruppe im Ministerium. Er ist nicht so gut in Vgddk und im Moment leider krank." Nachdem Theresia geendet hatte sah Ginny Harry einen Blick mit Auror Johnson tauschen. Die Beiden hatten wohl die meisten Erfahrungen mit sowas. Zumindest soweit Ginny das einschätzen konnte. „Wissen wir irgendwas über die angewendeten Flüche?" Fragte Auror Johnson daraufhin in die Runde. Dabei schien jeder, einschließlich Ginny seinem Blick auszuweichen. Es war mehr so eine Art Reflex, aber der Blick war wirklich unheimlich. „Die Heiler meinten, dass sie das Spektrum inzwischen auf einen lähmenden Fluch eindämmen konnte. Allerdings nicht sowas wie die Ganzkörperklammer sondern was dauerhaftes mit sehr viel dunkler Magie. Ich habe wohl einen guten Verteidigungsspruch erwischt, weshalb er mich nicht komplett gelähmt hat. Wäre das nicht passiert, wäre ich wahrscheinlich schon tot." Ginny hatte ihren Zauberstab die ganze Zeit in der Hand gehalten. Seit Jahren legte sie ihn nie lange aus der Hand. Während sie den Worten der Hexe lauschte umklammerten ihre Finger den Stab fester. Sie konnte ihre Fingerknöchel weiß hervortreten sehen, als sie einen Blick darauf wagte. „Der perfekte Mord", murmelte irgendwer am Tisch. „Es wäre extrem schwierig gewesen einen Fluch als Todesursache zu bestimmen, wenn es eine natürliche gegeben hätte." Dachte Ginny im stillen. Laut sagte sie nur: „Jemand wollte sich etwas beweisen, indem er vor aller Augen Morde begeht und damit durchkommt." Fast wäre der Plan aufgegangen, nur ein paar kleine Zufälle hätten nicht passieren dürfen und schon würden sie nicht hier sitzen. „Oder jemand wollte anderen etwas beweisen..." Murmelte Harry neben ihr. Ginny schaute ihn an. Ihr Freund/Verlobter, ungewohnt so zu denken, schien tief in seinen Gedanken versunken zu sein. „Vielleicht wollte jemand beweisen, dass das Ministerium nichtmal in der Lage ist seine Angestellten zu schützen." Sagte er dann. Aus den Augenwinkeln nahm Ginny nun eine Bewegung wahr. Theresia Fox war zusammengezuckt. Kreidebleich saß sie in ihrem rollenden Stuhl und schaute auf die dicke Staubschicht auf einem der Kartons an der Wand. „Es ist noch nicht vorbei", flüsterte sie. Wieder einmal trat das Phänomen zu Tage, dass ihre Worte trotzdem von allen im Raum verstanden wurden. Ginny bekam beim Klang der Stimme eine Gänsehaut. Am Nachmittag war alles noch mehr oder weniger in Ordnung gewesen. Jetzt saß sie da, in irgendeinem Raum des Ministeriums, zwei Personen aus ihrem engsten Umkreis waren angegriffen worden und sie selbst war ebenfalls nur knapp den Tod entronnen. Wie sich das anfühlte hatte sie nach zwei Jahren schon fast wieder vergessen. Es war in die Dämmerung hineingerutscht, in der so vieles ruhte, was man nie ganz vergessen konnte. „Das hat irgendwer zu mir gesagt, kurz bevor ich weg gedämmert bin." Fügte Theresia der Erklärung hinzu. Dann herrschte erneut Stille.

„Haben die Festgenommenen irgendwas gesagt?" Fragte der fünfte im Bunde, er hatte sich vorher als Daniel Wiel vorgestellt. „Mit Ausnahme von Viktoria Fox nicht." Antwortete Harry ihm. Auror Johnson sah ihn nur leicht erstaunt an und Theresia Fox zuckte bei der Erwähnung des Namens zusammen. Ginny hatte in diesem Moment Mitleid mit ihr, nicht weil sie ziemlich frisch dem Tod entronnen war oder ihre Beine nicht bewegen konnte. Nein, Ginny hatte Mitleid mit ihr, weil sie wusste wie es war, wenn ein Familienmitglied mehr oder weniger Verrat an der Familie beging. Nur, dass Theresia das im Gegensatz zu ihr damals nicht glauben zu können schien. „Ihre Aussage klingt recht schlüssig. Das St. Mungos ist ein öffentlicher Ort und würde so ins Profil passen. Außerdem müsste es sich nachprüfen lassen, wenn Viktoria wirklich zum angegebenen Zeitpunkt dort war." Das war wieder die Stimme von Daniel Wiel. Ginny beobachtete von ihrem Platz aus, wie Theresia ihm einen dankbaren Blick zuwarf. Das es zwischen den Beiden knisterte würde wahrscheinlich ein blinder sehen. Oder auch nicht, die meisten Menschen dachten nach all dem Schrecken nicht unbedingt als erstes an Liebe. Es gab wahrscheinlich sogar eine Statistik dazu, der Aufarbeitungskommission sei dank. „Das werde ich später nachprüfen." Harry schien das natürlich nicht aufzufallen, er nickte Daniel zu und Ginny wusste, dass er sicher noch einen Zwischenstopp beim St. Mungos einlegen würde. „Dann wars das nun wohl..." Murmelte Daniel Wiel, er hatte tatsächlich eine Armbanduhr und musterte diese nun mit prüfendem Blick. „Aber eine Frage bleibt doch immer noch!" Ginny hatte geredet, bevor sie nachgedacht hatte. Sie erhielt die Quittung in Form von überraschten und erwartungsvollen Blicken. Nur Daniel Wiel schaute immer noch mit gerunzelter Stirn auf seine Armbanduhr. Was war an der Uhrzeit nur so interessant? Ein Räuspern holte sie zurück in die Wirklichkeit. Sie atmete die ihrer Meinung nach wichtigste Frage stellte: „Wer steckt hinter allem und wichtiger, wer wird das nächste Opfer sein?"

Es wird besser werden - Die Wahrheit über die Ereignisse im Frühjahr 2000Where stories live. Discover now