13. Kapitel: Samstag, 18. März 2000

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Harry

Während Harry mit wenigen Worten die Situation zu erklären versuchte, begann Theresia Fox erneut zu zittern. Schon fast panisch blickte sie sich um wobei ihr Blick erneut an Harry hängen blieb. Wie schon beim ersten Vorfall dieser Art lief Harry ein kalter Schauer über den Rücken. In dem Blick der Hexe lag so viel Verzweiflung, dass es kaum auszuhalten war. Das hieß, in diesem Fall lag auch etwas Panik darin und er war eher hilflos als verzweifelt.

„Können sie einen Heiler holen?", fragte Theresia plötzlich und unterbrach damit seinen Vortrag, der eh keinen Sinn mehr ergeben hatte. „Ich spüre meine Beine nicht". Es war eine trockene Feststellung. Obwohl ihr Blick immer noch sehr intensiv war, wirkte Theresia gefasst. Gefasster, als Harry in dieser Situation wäre auf jeden Fall. „Natürlich", beeilte er sich zu sagen und stürmte aus dem Zimmer.

Leider fand er auf dem Flur niemanden vor, weshalb er immer weiter in eine Richtung ging. Ohne es zu merken hatte er dabei den Weg zum Flügel für Langzeitpatienten eingeschlagen. Er erkannte den Gang, den er entlang lief und wollte gerade wieder umdrehen, als er das zweite Mal an diesem Tag mit jemandem zusammenstieß. Zumindest fast. Gerade noch rechtzeitig konnte er zur Seite ausweichen und stieß stattdessen gegen eine der seitlichen Wände. Das Porträt der Erfinders irgendeines Heiltranks wackelte. Zum Glück schien es dem Porträtierten nichts auszumachen.

„Neville?", fragte Harry einen Moment später überrascht. Er hatte seinen Schulfreund schon länger nicht mehr gesehen. Es sollte ihn aber nicht überraschen ihn hier zu treffen. Nicht, nachdem er wusste, dass Nevilles Eltern hier behandelt wurden. Er hatte sie sicher besucht. „Was machst du denn hier?", fragte Harrys Freund und schaute ebenfalls überrumpelt zurück. „Erklär ich dir später, hast du einen Heiler gesehen?". Mit diesen Worten blockte Harry weitere Fragen ab. Erstmal war es wichtiger diesen verdammten Heiler aufzutreiben. „Die nächste Tür links, was ist den passiert?". Anstatt auf die Frage des Zauberers zu antworten stürmte Harry an diesem Vorbei und öffnete die nächste Tür auf der linken Seite. „Nur für Personal", stand darauf, aber Harry hatte bereits mehr als eine Tür geöffnet, die er eigentlich nicht hätte öffnen dürfen. Da war diese Tür wirklich harmlos.

Tatsächlich fand er hinter der Tür einen kleinen Raum, in dessen Mitte ein Holztisch stand. An der Wand war eine kleine Küchenzeile untergebracht, an der ein mittelalter Mann stand und sich Kaffee einschenkte. Von Hand, nicht mit Magie, wie es manch anderer machen würde. Er drehte den Kopf, als Harry die Tür aufriss. „Der Bereich hier ist nur für Personal", erklärte der Heiler genervt. „Hat man hier nicht einmal seine Ruhe?". In seinem Gesicht konnte Harry Müdigkeit sehen. Er hatte braune Augen, die stumpf wirkten. Auf seinem Gesicht hatte sich bereits eine tiefe Stirnfalte gebildet, obwohl der Mann höchstens dreißig war. Harry bekam ein schlechtes Gewissen, weil er den Heiler in seiner wohlverdienten Pause störte. „Es geht um Theresia Fox", erklärte er, während er die Blicke von dem Heiler und Neville auf sich ruhen spürte. „Sie spürt ihre Beine nicht mehr". Dem Heiler blieb der Schluck Kaffee im Hals stecken. Er hustete, während Harry sich zu Neville umdrehte, der ihm auf seinem Weg gefolgt war. Sein Freund hatte große Augen bekommen, er wusste wohl wer Theresia war. Dies war wohl nicht ganz unverständlich, wenn man bedachte, dass sie alle zusammen zur Schule gegangen waren. „Ich komme sofort", sagte der Heiler in diesem Moment. Er hatte aufgehört zu husten und sein Gesicht hatte auch wieder eine normale Farbe angenommen. Er schnappte sich nur schnell seinen Zauberstab und eilte dann an Harry und Neville vorbei aus dem Raum. Die beiden Zauberer folgten dem Heiler schweigend.

Es gab nichts, was man auf diese Worte sagen konnte und so standen sie schon kurz darauf wieder vor der Tür von Theresia Fox. Sie war noch immer halb geöffnet, es schien als wären weder Theresias Mutter, noch ihre Schwester bisher zurückgekehrt. Beim Eintreten konnte diese These bestätigt werden. Nur Theresia lag immer noch in ihrem Bett und starrte mit glasigem Blick an die Wand. Harry bewunderte die Stärke dieser Frau, es war eine andere, wie die, die er selbst an den Tag legte. Er wusste nicht was er an ihrer Stelle getan hätte. Aber es wäre auf gar keinen Fall diese Reaktion gewesen. Er hätte wahrscheinlich geschrien und um sich geschlagen und wäre furchtbar wütend auf sich und die Welt gewesen. Danach hätte er sich mit seinem Schicksal abgefunden und das wäre vermutlich noch schlimmer gewesen.

„Was genau ist passiert?", fragte der Heiler und beugte sich über die Hexe. „Am Anfang war alles normal, es gab keine Alarmglocken oder sowas. Erst als ich mich jetzt aufsetzen wollte habe ich gemerkt, dass ich keine Kontrolle über meine Beine habe". Der Heiler nickte. Dann beugte er sich vor und zog die Bettdecke, mit der Theresia bis gerade eben zugedeckt gewesen war, zur Seite. „Ich muss wissen ab wo ihr Körper gelähmt ist. Erst dann kann ich eine geeignete Therapie beginnen".

„Sie scheinen viel von den Methoden der Muggel zu halten". Theresia schaute den Heiler an, ihr Blick hatte etwas Analytisches und gleichzeitig etwas Zerbrechliches. Der Heiler lächelte: „Manchmal sind sie besser als wir". Er tastete Theresias Fuß ab. „Bitte geben sie bescheid, sobald sie etwas spüren". Langsam bewegte er seine Hand nach oben. Doch Theresia blieb stumm. So wie sie und der Heiler schauten dürfte das nichts Gutes bedeuten. In diesem Moment kamen auch Viktoria und die Mutter der Geschwister wieder ins Zimmer. Als sie die ernsten Blicke sahen stürzten sie an Theresias Bett. „Was ist passiert?". Viktoria klang erschöpft, besorgt, alarmiert. Ihre Mutter hingegen schien noch zu aufgewühlt, um etwas zu sagen. „Ich spüre meine Beine nicht", erklärte Theresia sachlich, als würde sie über das Wetter sprechen oder über Börsenwerte. Ihre Mutter strich ihr über die Wange. „Es wird alles wieder gut", sagte sie während der Heiler einen Kollegen benachrichtigte. Es versetzte Harry einen Stich diese glückliche Familie zu sehen. Er schaute auf die zwei Frauen am Bett der Hexe. Vielleicht konnte er den Angriff nicht mehr verhindern. Aber er konnte die Leute finden, die für das Leid der Familie verantwortlich waren.

Er schwor sich alles in seiner Macht stehende zu tun um dafür zu sorgen, dass die Verantwortlichen niemandem mehr schaden konnten. Seit er Voldemort besiegt hatte war er nicht mehr so entschlossen gewesen.

Es wird besser werden - Die Wahrheit über die Ereignisse im Frühjahr 2000Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt