Fixing a Friendship

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Die Woche verging wie im Flug. Der Schulalltag hatte mich und Ryan schnell wieder in seinem festen Griff und so hatten wir kaum Zeit, viel miteinander zu reden. Die gesamte Woche ließ Vater sich nicht mehr zuhause blicken, worüber ich jeden Tag aufs neue erleichtert war. Mein Gesicht sah nach ein paar Tagen wieder etwas besser aus, trotzdem wirkten manche Lehrer noch besorgt, wenn sie mich sahen. Meine Englischlehrerin Mrs. Hobbs sprach mich darauf an, ob ich nicht mit der Schulpsychologin reden wolle, was ich entschieden ablehnte.

Wir bekamen relativ viele Arbeiten wieder heraus und ich stellte etwas erstaunt fest, dass ich gar nicht so schlecht war. Für einen winzigen Moment spielte ich mit dem Gedanken, mich auf ein Stipendium zu bewerben. Doch was sollte ich dann mit meinen Geschwistern machen? Außerdem wüsste ich gar nicht, was ich studieren sollte...

Am Freitag versuchte ich verzweifelt, meinen Kopf oben halten. Ich hatte schon wieder die ganze Nacht gearbeitet und mein gesamter Körper verlangte Schlaf. In den ersten beiden Stunden hatte ich den Fehler gemacht, meinen Kopf auf meine Arme zu legen und war sofort eingeschlafen. Mein sehr verärgerter Politiklehrer hatte mich wieder geweckt. Er ließ eine spitze Bemerkung fallen, bei der ich rot wurde und mich sofort entschuldigte, dass ich geschlafen hatte. Die gesamte Klasse starrte mich an. Verlegen knetete ich meine Hände. In letzter Zeit stand ich eindeutig zu häufig im Mittelpunkt.

In den letzten beiden Stunden hatten wir wieder Biologie. In dieser Stunde waren Ian und Kyle mit ihrem Thema dran. Sie gaben sich in etwa so viel Mühe, wie ich von ihnen erwartet hatte. Ryan saß wieder neben mir. Er hatte die Arme verschränkt und starrte die beiden feindselig an. Seit Kyle mich in der Mensa geschlagen hatte und Ryan mich verteidigt hatte, herrschte Eiszeit zwischen ihnen.

Die gesamte restliche Schule musste darunter leiden. Ich konnte mich nicht daran erinnern, dass jemals zuvor so viele kleinere Schüler terrorisiert worden wären. Ich hatte schon mehrere kleinere Jungen gesehen die tropfnass und schniefend aus der Jungentoilette gekommen waren. Am Mittwoch waren eine gesamte Reihe an Schließfächern umgekippt worden und es standen vermehrt Fahrräder auf dem Schulhof, deren Reifen aufgestochen waren. Ian und Kyle ließen ihre Wut und ihren Frust an den Jüngeren aus.

Ich hatte das Gefühl, auch Ryan machte es zu schaffen, dass sie sich nicht mehr vertrugen. Wir hatten einmal in einer Mittagspause darüber geredet. Er war der Meinung, sie hätten eine Grenze überschritten. Von ihm aus müssten sie nie wieder ein Wort mit ihm wechseln. Allerdings waren Ian und Kyle seine besten Freunde seit der Vorschule gewesen und ich fühlte mich ausgesprochen schuldig bei dem Gedanken, dass ich der Grund war, weswegen sie sich zerstritten hatten. Ich hatte das Gefühl, es wäre für alle gut, wenn er sich endlich mal mit den beiden aussprechen würde.

Als die Stunde vorbei war packten wir unsere Sachen zusammen. Ryan warf Ian und Kyle immer noch giftige Blicke zu, die sie genauso wütend erwiderten. Möglicherweise lag es an meiner Müdigkeit, dass ich so schnell gereizt wurde, doch in diesem Moment platzte mir der Kragen.

„Verdammt nochmal", sagte ich lauter als eigentlich beabsichtigt, „ich halt das nicht mehr aus, geh endlich rüber und rede mit den beiden!" Ryan schnaubte wütend.

„Sie sollten sich entschuldigen!"

„Mir bedeutet ihre Entschuldigung nichts, ich habe schon längst vergessen, was passiert ist. Aber du solltest mit ihnen reden! Mensch, Ryan, ihr seid schon zu lange Freunde, um eure Freundschaft wegen mir kaputt gehen zu lassen!", schiss ich ihn zusammen. Ryan blickte mich leicht irritiert an, solche Ausbrüche war er von mir nicht gewöhnt. Dann zuckte er einmal unwillig mit den Schultern, nahm jedoch seinen Rucksack und ging zu den beiden anderen Jungen.

Ich lächelte kurz in mich hinein, ausgesprochen zufrieden mit mir. Es wurde wirklich Zeit, dass sie sich aussprachen. Ich verließ den Raum, ich würde wahrscheinlich eher hinderlich sein bei diesem Gespräch. Stattdessen ging ich zu meinem Schließfach und setzte mich danach in der Eingangshalle der Schule auf eine Bank. Ryan und ich hatten ausgemacht, dass wir heute zusammen in dem Buch lesen würden, das wir in Englisch behandelten. Um die Wartezeit zu überbrücken holte ich mein Handy raus. Als ich durch das Menu scrollte, überkam mich das Verlangen, Marc zu schreiben. Ich hatte seit Mutters Tod nichts mehr von ihm gehört.

Hey, wie geht's dir so? Stell dir vor, habe Billy wiedergetroffen und sein blöder Hund hat überlebt... Ich war gespannt, was Marc davon halten würde. Normalerweise dauerte es immer etwas, bis er antwortete und so war ich überrascht, als schon nach einigen Sekunden eine Antwort kam.

Scheiße, diese beschissene Töle, ich hätte noch ein zweites Mal schießen sollen! Ich kicherte leise.

Ich glaube, dann hätte Billy dich wirklich umgebracht, antwortete ich.

Das wäre es mir wert gewesen... Ich wollte gerade antworten, da wurde ich von drei Jungs abgelenkt, die zusammen durch die Eingangshalle auf mich zukamen. Es sah so aus, als hätten sie sich wieder einigermaßen vertragen. Jedenfalls hatten Ian und Kyle wieder ihre Plätze in Ryans Fahrwasser eingenommen.

Als sie näherkamen, sah ich, dass Ryan entspannt grinste. Kurz durchfuhren mich Zweifel. Was sollte ich tun, wenn sich herausstellte, dass er in ihrer Gegenwart immer noch das Arschloch von früher war? Dann schob ich diese Gedanken resolut zur Seite und stand auf.

Ryan stellte sich neben mich. Kyle und Ian sahen mich etwas verlegen an. Ich blickte irritiert zu Ryan.

„Ich glaube, die beiden wollen dir etwas sagen...", meinte er zu mir. Ich zog die Augenbrauen nach oben. Was kam denn jetzt?

„Ähm... ja, also...", druckste Ian herum.

„Wir wollten uns bei dir entschuldigen, ich dafür, dass ich dich geschlagen habe und Ian dafür, dass er dich beleidigt hat...", spuckte Kyle schließlich aus. Unwillkürlich musste ich grinsen. Dass ich noch erleben durfte, wie Kyle und Ian sich bei jemandem entschuldigten, Halleluja...

Ian nickte bekräftigend und meinte nur: „Genau!" Dann sahen die beiden Ryan an. Er rollte mit den Augen.

„Ach, verzieht euch ihr beiden...", entließ er sie gönnerhaft. Ian runzelte die Stirn.

„Sehen wir uns heute Abend?", fragte er nach, als sei er sich noch nicht ganz sicher, ob zwischen ihm und Ryan wirklich alles in Ordnung war.

„Ja", antwortete Ryan schlicht.


So das wars mal wieder, ich hoffe, es gefällt euch. Voten und kommentieren nicht vergessen ;)

The dark inside meWhere stories live. Discover now