Go, Eagles

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Schon von weitem hörte man den Lärm, den die Fans von sich gaben. Ich hatte mit Ryan ausgemacht, dass wir uns am Nordeingang des Lincoln Financial Field Stadions treffen würden. Aber nun, wo ich hier war, bezweifelte ich, dass das eine gute Idee gewesen war. Es war furchtbar voll. Überall waren Männer und Frauen in grünen Trikots oder sogar mit grün bemalten Oberkörpern und Gesichtern. Ich hatte keine Ahnung, wie ich in dieser Menschenmenge Ryan finden sollte...

Etwas verloren blieb ich stehen und ließ meine Augen über die Menge streifen. Ich kannte kein einziges Gesicht. Unschlüssig runzelte ich die Stirn. Was sollte ich jetzt nur machen?

Plötzlich legten sich von hinten Hände über meine Augen und ein eindeutig männlicher Oberkörper drückte sich von hinten an mich.

„Wer bin ich?", flüsterte Ryan in mein Ohr. Sein Atem kitzelte.

„Ryan, hör auf damit." Unwillkürlich musste ich kichern. Ich stieß seine Hände weg und drehte mich um. Ryan grinste mich schief an.

„Na komm, lass uns reingehen."

„Hast du mal die Schlage gesehen? Es dauert mindestens noch eine Stunde, bis wir reinkommen..." Er lachte und ich war verwirrt. Dann packte er mich an der Hand und zog mich hinter sich her.

„Komm mit, ich zeig dir was." Seine Hand war warm und weich, aber es war furchtbar ungewohnt. Ryan lief mit mir die ganze Schlage entlang bis vor zum Eingang. Dort gab es nebendran einen kleinen Eingang, vor dem ein Mann von der Security stand.

Lässig grüßte Ryan ihn und zog mich an ihm vorbei. Drinnen wand ich meine Hand aus seiner. Ich fühlte mich unwohl, obwohl ich nicht genau wusste, wieso eigentlich. Wir liefen einige Treppen nach oben und traten schließlich in einer riesigen Loge wieder ans Licht. Die Sitze waren sogar gepolstert, doch die Plätze um uns herum waren leer. Irritiert schaute ich mich um.

„Warum sind die Plätze alle leer?"

„Die sind standardreserviert. Für Leute wie uns..." Ryan zwinkerte mir zu.

"Oh...", brachte ich nur heraus. Ich fühlte mich schäbig. Ohne Ryan hätte ich noch nicht einmal das Geld für eine normale Karte gehabt. Einen Block weiter füllten sich die Sitze. Dort herrschte Chaos, Lachen, Leben und Gewühl.

„Wollen wir uns nicht lieber zu denen setzen?", fragte ich und deutete rüber zum dem anderen Block. Ryan musterte mich erstaunt. Doch dann zuckte er mit den Schultern.

„Na gut, wenn du willst..."

Wir liefen eine Treppe wieder hinunter und einen Gang entlang. Am Ende des Gangs öffneten wir eine Tür und plötzlich standen wir mitten in lachenden, rufenden und drängelnden Menschen.

Kurz hatte ich das Gefühl, keine Luft zu bekommen, überwältigt zu werden von den Massen von Menschen um mich herum und bereute meinen Vorschlag, aber dann spürte ich Ryans Hände an meinen Schultern. Umsichtig dirigierte er mich durch das Gedränge bis wir bei der Tribüne ankamen und ich mich erleichtert auf einen freien Sitz fallen ließ. Ryan setzte sich neben mich und grinste süffisant.

„Na, gefällt es dir hier?", fragte er mit leicht ironischem Unterton. Ich schaute mich um. Überall um uns herum waren Menschen. Eigentlich hasste ich große Menschenmengen, aber hier herrschte eine so gute Stimmung, dass ich wie von selbst auch gute Laune bekam.

„Ja", sagte ich und strahlte ihn an. „Ja, hier gefällt es mir!"

Das erste Viertel verging wie im Flug. Es war ein gutes Spiel, zumindest soweit ich das beurteilen konnte. Eigentlich hatte ich nicht besonders viel Ahnung von Football, bis auf das Wenige, das ich aus dem Fernsehen aufgeschnappt hatte. Aber seit Marc vor zwei Jahren verschwunden war, hatte ich kein Spiel mehr gesehen.

Die Philadelphia Eagles spielten gegen die Detroit Lions und es war wirklich spannend. Die Spielzüge der Eagles waren kreativ und unerwartet, aber die Lions konnten sich gut anpassen. Am Ende des ersten Viertels konnte ich unmöglich sagen, wer gewinnen würde.

Ryan schlug vor, ein bisschen Popcorn zu holen und ich bestand darauf, mitzukommen. Wir tauchten wieder in die Menge ein.

Bevor wir jedoch einen Imbissstand erreichen konnten, hörten wir eine Stimme.

„Hey Ryan, warte doch mal!" Ich konnte die Stimme nicht sofort zuordnen, doch automatisch drehte ich mich um. Meine Sicht wurde jedoch von Ryans Körper verdeckt, der direkt hinter mir war und so sah ich nur Ryans Gesicht. Seine Miene war hart geworden, seine Kiefermuskeln angespannt. Die Stimme war von irgendwo hinter ihm hergekommen, doch so konnte ich nichts sehen. 

Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und blickte über seine rechte Schulter. Im Halbdunkel konnte ich nur zwei große, männliche Silhouetten erkennen. Zwei Silhouetten, die auf uns zukamen.

The dark inside meUnde poveștirile trăiesc. Descoperă acum