Nightmare

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Unruhig wälzte ich mich in meinem Bett herum. Es war bereits nach Mitternacht und ich konnte immer noch nicht schlafen. Genervt rollte ich mich auf den Rücken und verschränkte die Arme hinter meinem Kopf. Frustriert starrte ich an die Decke.

Was war das nur für ein Tag gewesen! Morgens hatte ich meine Mutter begraben und abends war ich beinahe selbst gestorben...

Ich wusste einfach nicht, was ich von Ryan halten sollte. Anscheinend spielte er nicht nur in der Schule den Badboy. Es hatte heute Abend so gewirkt, als würde er mit harten Drogen dealen. Auch schien er eine relativ hohe Position innezuhaben. Was sollte ich nur davon halten?

Ich dachte an den Moment zurück, in dem er mir das Messer an die Kehle gesetzt hatte. Ich hatte in diesem Moment wirklich gedacht, ich müsste sterben. Umso seltsamer war danach dieser Augenblick gewesen, als wir nebeneinander auf dem Boden gesessen hatten. Vielleicht war es Quatsch, aber in dem Moment hatte ich das Gefühl gehabt, eine Art Verbindung zu ihm zu spüren, ihn irgendwie zu verstehen. Aber wahrscheinlich war das wirklich Bullshit.

Die letzten Tage hatte ich wie in einer Blase gelebt. Am liebsten hätte ich mich in meinem Bett verkrochen und wäre nie wieder aufgestanden, aber das ging nicht. Am Mittwoch war ich ins Büro von Misses Freeman, der Direktorin, gegangen und hatte gefragt, ob es möglich wäre, das Nachsitzen zu verschieben. Ich hatte ihr nicht alles erzählt, hatte lediglich gesagt, dass meine Mutter gestorben sei und ich gern möglichst viel Zeit bei meiner Familie sein wolle. Sie hatte sich sehr verständnisvoll gezeigt und das Nachsitzen um eine Woche verschoben.

Nach der Schule war ich zur Arbeit gegangen. Ich hatte auch auf das Verständnis meines Chefs gehofft, dass ich gestern nicht zur Arbeit erschienen war. Aber diesmal war ich enttäuscht worden. Er hatte mir fristlos gekündigt. Noch ein Problem um das ich mich in nächster Zeit kümmern musste.

Da ich ja dann nachmittags frei hatte, hatte ich mich um ein Bestattungsunternehmen gekümmert. Das Hauptkriterium war der Preis gewesen und schließlich hatte ich eins gefunden, dass relativ billig war.

Abends war Vater nach Hause gekommen, aber jeglichen Gedanken an ihn verbannte ich lieber aus meinem Kopf...

Donnerstags hatte ich mich mit dem Bestattungsunternehmen geeinigt. Freitag und Samstag verstrichen grau und schmerzvoll. Ich versuchte, mir nicht anmerken zu lassen, wie sehr ich meine Mutter vermisste und wie sehr ihr Verlust mich aus der Bahn geworfen hatte. Ich gab mein Bestes, um meine Geschwister zu trösten, aber wir waren alle geschockt und traurig.

Heute im Diner waren wir alle seit Mutters Tod wieder einigermaßen fröhlich gewesen. Hoffentlich würden sie schnell darüber hinwegkommen...

Auf der anderen Seite unseres dunklen Zimmers wälzte auch Mary sich unruhig herum. Ich wandte den Kopf. Ich konnte nicht viel von ihr sehen, nur die schwarzen Haare, die sich in großen schönen Locken über das Kissen ergossen.

Nach kurzer Zeit hörte ich leise Geräusche, wie ein Wimmern. Weinte sie? Gequält verzog ich das Gesicht. Ich konnte so schlecht damit umgehen, wenn jemand weinte. Und im Trösten war ich die größte Niete der Welt...

Leise richtete ich mich auf und schwang meine nackten Beine aus dem Bett. Während ich zu ihr rüber tapste, flüsterte ich ihren Namen.

„Mary? Ist alles in Ordnung?"

Als ich mich auf die Bettkante setzte, drehte sie sich zu mir um. Ihr Gesicht war tränenüberströmt.

„Ich vermisse Mama so sehr...", schluchzte sie. Es brach mir das Herz, sie so traurig zu sehen. Betroffen rutschte ich zu ihr ins Bett und umarmte sie. Sie legte ihren Kopf an meine Schulter und weinte mein T-Shirt nass. Beruhigend strich ich ihr übers Haar.

„Scht, alles wird gut, ich vermisse sie doch auch..." Leise redete ich auf sie ein und versuchte, sie zu beruhigen. Als das nicht wirklich half, fing ich an, eine Melodie zu summen. Zuerst war es keine besondere Melodie, doch nach einer kurzen Zeit merkte ich, dass ich die Melodie des Liedes summte, dass Mutter uns immer vorgesungen hatte, wenn es Zeit fürs Bett gewesen war.

Natürlich war es schon sehr lange her, dass sie dieses Lied gesungen hatte, aber irgendwie trieb die Erinnerung daran auch mir die Tränen in die Augen. Sie war immer so liebevoll gewesen. Selbst wenn sie streng gewesen war, hatte man gemerkt, dass sie nur unser Bestes wollte...

Leise summte ich weiter, da mir der Text des Liedes nicht mehr einfiel. Es war seltsam beruhigend, dieses Kinderlied zu summen, mit meiner weinenden Schwester im Arm, während mir selbst heiße Tränen übers Gesicht liefen.

Nach einiger Zeit versiegten unsere Tränen, aber trotzdem hielten wir uns weiterhin fest umklammert bis uns irgendwann die Augen zufielen.

Ich war wieder auf der Straße. Es war Nacht und die Nacht war bedrohlich. Aus irgendeinem Grund wusste ich, dass ich irgendetwas finden musste... oder irgendwen? Ich irrte durch die Straßen, ich wusste, dass ich in Philly war, aber ich erkannte die Straßen nicht...

Ich hörte ein Geräusch hinter mir und als ich mich umdrehte, stand dort Ryan. Er hatte ein Messer in der Hand und seine Augen wirkten schwarz. Langsam kam er auf mich zu, den Kopf drohend gesenkt. Voller Entsetzen wirbelte ich herum und wollte wegrennen, doch die Luft war auf einmal so zäh und dickflüssig. Ich kam nicht vorwärts, egal wie fest ich mich mit meinen Füßen vom Boden abstieß. Verzweifelt ruderte ich mit den Armen, um wenigstens ein kleines Stückchen vorwärts zu kommen, doch ich bewegte mich einfach nicht.

Ich drehte mich wieder zu Ryan, doch plötzlich war da nicht mehr Ryan, sondern mein Vater. Er kniete auf dem Boden und er hatte meine sterbende Mutter in den Armen. Sie holte ein letztes Mal röchelnd Luft und schaute dabei mir in die Augen. Dann brach ihr Blick und nach und nach löste sich ihr Körper in Luft auf. Langsam stand mein Vater auf. Nun sah er noch angsteinflößender aus als Ryan. Sein Pullover war zerrissen und blutverschmiert, seine Augen blutunterlaufen. Mit zu Klauen verkrümmten Fingern streckte er seine Hand nach mir aus...

„Fünfzehntausend", flüsterte er, „du musst das Geld besorgen! Sie werden uns alle vernichten!"

Ich wollte zurückweichen, doch ich stolperte und plötzlich fiel ich, und fiel und fiel und fiel.



Hey, was haltet ihr von dem Kapitel? Wollt ihr mehr so Kapitel, in denen man mehr über Liz' Gedanken und Gefühle erfährt oder wollt ihr lieber mehr Handlung und Action?

Bis dann ;)

The dark inside meजहाँ कहानियाँ रहती हैं। अभी खोजें