Loving Girls

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Sehr unerwartet spürte ich Devils Lippen auf meinen. Sie schmeckte nach dem Cupcake, den wir vorhin gegessen hatten. Ihre Lippen waren weich und warm. Es war ein unbeschreibliches Gefühl. Ich hatte noch nie jemanden geküsst und ich hatte nicht erwartet, dass es so... überwältigend sein würde.

Obwohl es sich wie eine Ewigkeit anfühlte, waren es nur einige Sekunden bis sich Devil wieder von mir löste. Mit riesigen Augen wich sie einen Schritt zurück. Ich hatte keine Ahnung, was ich tun sollte und sah sie einfach nur an. Ich muss sehr geschockt ausgesehen haben, denn auf einmal hatte sie Tränen in den Augen.

"Oh Gott, es tut mir leid!", sie drehte sich halb weg, als sie das sagte, sie klang aufgelöst. Ich runzelte meine Stirn, ich war betroffen. Ich wollte nicht, dass sie weinte.

"Hey, ist doch nichts passiert...", versuchte ich, sie zu beruhigen. Vorsichtshalber streckte ich meine Hand aus und strich ihr behutsam über den Arm. Sie atmete einmal tief durch, dann sah sie mich wieder an. Sie wirkte furchtbar verzweifelt. Einem Impuls folgend setzte ich mich auf den Boden und lehnte mich an den Badezimmerschrank. Ich klopfte leicht neben mich auf den Boden, um ihr zu bedeuten, dass sie sich auch setzten sollte.

Sie sackte neben mir auf dem Boden zusammen. Ihre Brust hob und senkte sich, sie schien nah an der Grenze zu einem Panikanfall. Unsicher legte ich ihr meine Hand auf die Schulter.

"Es tut mir leid", wiederholte sie noch einmal. Ich schüttelte nur den Kopf und zuckte gleichzeitig mit den Schultern, um zu zeigen, dass es wirklich nicht schlimm war. Sie holte tief Luft. Langsam schien sie sich zu beruhigen.

"Ich habe das noch nie jemandem erzählt! Aber ich fürchte, ich steh auf Mädchen..." Ein verzweifeltes Schluchzen entwich ihr. Ich blickte sie verwirrt an.

"Aber... das ist doch nichts Schlimmes" Endlich sah sie mir wieder in die Augen. 

"Mein Vater rastet aus, wenn er das erfährt... Ich bin sowieso schon so anders als er mich gern hätte. Was glaubst du, warum er mich auf das Internat geschickt hat..." Sie seufzte schwer und in diesem Laut steckte ihre ganze Verzweifelung. "Es würde einfach nicht in sein Weltbild passen, dass seine Tochter nicht wie normale Mädchen auf Jungen steht."

Ich schüttelte ungläubig meinen Kopf.

"Bist du sicher, dass er es nicht tolerieren würde, dass du lesbisch bist?" Sie zuckte zusammen.

"Ich hasse dieses Wort. 'Lesbisch', das klingt einfach so hässlich." Ich grinste schief.

"Ok, dann also bist du sicher, dass dein Vater es nicht tolerieren würde, dass du auf Mädchen stehst?"

Devil setzte gerade zu einer Antwort an, als plötzlich die Tür aufgerissen wurde. Ryan stand in der Tür. Er blickte auf uns herab und schwankte kurz.

"Devil...", sagte er. Dann schwieg er einige Sekunden. "Ich finde es nicht gut, dass du mir Liz weggenommen hast", führte er dann weiter aus. Er schien Schwierigkeiten zu haben, die Worte richtig zu formulieren. Ich zog eine Augenbraue hoch. Vor einigen Minuten war er doch noch nicht so betrunken gewesen.

"Scheiße, ich glaube, er hat sich ein paar Shots genehmigt...", meinte Devil, schon wieder offensichtlich genervt von Ryan. Der schien inzwischen seinen Faden wieder gefunden zu haben.

"Liebes Cousinchen, bitte verzeih mir, aber ich muss deine zauberhafte Freundin für einen kurzen Moment entführen..." Erstaunt sah ich Devil an. Sie zuckte mit den Schultern.

"Seine Familie kann man sich nicht aussuchen." Kurz zuckten meine Mundwinkel. Wie recht sie doch hatte. Da Ryan nicht den Anschein machte, als würde er ohne mich wieder verschwinden, stand ich gezwungenermaßen auf und zog ihn aus dem Bad. Er torkelte bedrohlich hin und her, weswegen ich beschloss, dass wir lieber in den Garten gehen sollten, bevor er noch seinen Mageninhalt auf den teuren Teppich entleerte. Draußen war es weiter abgekühlt und ich bekam sofort eine Gänsehaut in meinem knappen T-Shirt. Frierend verschränkte ich meine Arme über der Brust.

Ich hatte vollkommen den Zeitüberblick verloren, es war gut möglich, dass es schon nach zwölf Uhr war. Ich sollte langsam meine Schwester suchen und mit ihr nach Hause gehen. Es wäre wahrscheinlich um diese Uhrzeit schon ziemlich gefährlich, durch unsere Viertel zu laufen und je später es wurde, desto gefählicher wurde es auch. Aber im Garten sah ich sie nicht mehr und Ryan machte momentan nicht den Eindruck, als könnte man ihn alleine lassen.

Er war ein paar Meter von mir weggelaufen und pinkelte gerade gegen den nächsten Baum. Seufzend drehte ich mich weg. Er benahm sich wirklich noch unmöglicher, wenn er betrunken war. Nachdem ich das Geräusch seines sich schließenden Hosenstalls gehört hatte, wagte ich es wieder, mich umzudrehen. Ryan sah sich verwirrt um und grinste plötzlich, als er mich sah. Ich sah ihn an und spürte, dass dieses Grinsen nichts Gutes bedeutete. Langsam schlenderte er auf mich zu.

Als er direkt vor mir stand, strich er langsam eine Strähne aus meinem Gesicht und ich hatte plötzlich das Gefühl, dass er vielleicht doch gar nicht so sehr betrunken war. Er bedeutete mir, näher zu kommen, was ich mit einem Runzeln meiner Augenbrauen quittierte, mich dann aber doch auf die Zehen stellte. Wie in Zeitlupe beugte er sich vor, bis seine Wange an meiner lag und sein Mund fast mein Ohr berührte.

"Also meine liebe Elisabeth, jetzt sei mal ganz ehrlich. Warum bist du heute zu der Party gekommen?", wisperte er mir ins Ohr, ich spürte die Bewegungen seines Mundes bei jedem Wort. Hart schlug mein Herz gegen meine Rippen und ich spürte, wie sich meine Brust heftig hob und senkte. Warum hatte er so einen Effekt auf mich? Wie konnte er so viel Macht über mich haben?

"Bilde dir bloß nichts ein. Ich bin ganz sicher nicht wegen dir gekommen..." Es war wirklich an der Zeit, dass seine Arroganz einen Dämpfer bekam. Er lachte leise an meinem Ohr. Plötzlich spürte ich seine Hände, die langsam von meinen Schultern meine Arme hinabfuhren. Unwillkürlich bekam wurde meine Gänsehaut noch ausgeprägter. Verdammt, das hatte er bestimmt mitbekommen. Sein Mund verzog sich zu einem Grinsen. Ja, er hatte es definitiv gemerkt. Ich spürte, wie mir die Hitze in den Kopf stieg und sich auf meinen Wangen zeigte. Er wich einen kleinen Schritt zurück und sah mich an. Verlegen senkte ich meinen Kopf. Doch er legte zwei Finger unter mein Kinn und zwang mich, ihm in die Augen zu sehen, diese furchtbaren eiskalten Augen.

"Bist du ganz sicher, dass du nicht doch wegen mir zu dieser Party gekommen bist?" Sein überhebliches Grinsen riss mich aus meiner Benommenheit. Er war ein dreckiges Arschloch und alles, was er mit dieser Aktion bezwecken wollte, war eine weitere Bestätigung für sein Ego. Wut stieg in mir auf, heiß und rot.

"Glaub mir, du wärst der Letzte wegen dem ich zu einer Party kommen würde! Ich bin nur wegen meiner Schwester hier." Mit diesen Worten riss ich mich von ihm los, drehte mich um und ließ ich ihn stehen. Es wurde wirklich Zeit, dass wir uns auf den Weg nach Hause machten...


The dark inside meWhere stories live. Discover now