What's my age again?

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Den ganzen restlichen Nachmittag konnte ich mich kaum auf irgendetwas konzentrieren. Ich war total hibbelig und konnte keine zwei Sekunden stillsitzen. Immer wieder schweiften meine Gedanken zu Ryan, egal wie sehr ich versuchte, mich davon abzuhalten. Er hatte gesagt, dass er mich mochte...

Aber... was bedeutete das jetzt? Mochte er mich als eine Freundin? Ich hatte ihm geantwortet, dass auch ich ihn mochte und in dem Moment hatte es sich genau richtig angefühlt. Trotzdem, jedesmal wenn ich an Mittwoch dachte, als er mich so furchtbar behandelt hatte, fühlte ich mich, als hätte ich gelogen. Einerseits stimmte es, ich mochte ihn, allerdings nur, wenn wir allein unterwegs waren. Nur dann war er zumindest ein paar Mal nett zu mir gewesen.

In Gedanken ging ich den Verlauf unseres bisherigen Verhältnisses durch. Am Anfang hatte ich Angst vor ihm gehabt, zu groß erschien mir die Macht, die er hatte; seine Beliebtheit, der Reichtum seiner Eltern hatte mich gelähmt. Am Anfang hatte ich nur in Ruhe gelassen werden wollen, hatte nichts von ihm wissen wollen. Aber ich musste zugeben, dass ich mich nach und nach an ihn und seine manchmal respektlose Art gewöhnt hatte.

Hatte ich mich zu sehr an ihn gewöhnt? War ich deswegen so verletzt gewesen, als er mich am Mittwoch so fertig gemacht hatte? Hatte ich zugelassen, dass er hinter meine Schutzmauer schauen konnte? Ich wusste es nicht.

Ich wusste nur, dass ich ihn mochte, wenn wir allein waren und dass ich gleichzeitig immer Angst hatte, seine Freunde würden auftauchen und er würde sich wieder zu dem Arschloch transformieren, als das ich ihn von früher kannte.

Ich dachte auf dem ganzen Weg nach Hause darüber nach. Als ich schließlich die Tür aufschloss, war ich noch kein Stück weiter gekommen. Finn lachte mich vom Teppich vor dem Sofa aus an. Ich musste automatisch lächeln. Er war schon wirklich niedlich. Auch wenn die Umstände seiner Geburt nicht so erfreulich gewesen waren.

Ich brachte meine Schultasche in mein Zimmer, begrüßte dabei David und Lily und schaute kurz in das Zimmer der Jungs, wo Tyler saß und schnell ein Comic weglegte, als ich reinschaute.

„Ist ja schon gut, ich mache ja schon meine Hausaufgaben", knurrte er. Ich hob abwehrend meine Hände.

„Ich habe nichts gesagt!", verteidigte ich mich. Wann war ich nur zur Ersatzmutter meiner Geschwister geworden? Als Mutter krank geworden war? Oder war es schon früher gewesen, in den Jahren, in denen sie von morgens bis abends gearbeitet hatte und Vater immer weniger zuhause gewesen war?

Ich ging zurück ins Wohnzimmer und setzte mich neben Finn auf den Teppich. Vielleicht konnte er mich ja ablenken... Er krabbelte zu mir her, hielt sich an meinem Knie fest und richtete sich langsam auf. Als er es geschafft hatte und mehr oder weniger sicher stand, lachte er mich an. Ich stupste mit dem Zeigefinger seine süße kleine dunkle Nase an. Seine schwarzen Haare fingen schon an sich zu kräuseln. Ich zog ihn auf meinen Schoß und küsste ihn auf den kleinen Kopf.

Ich konnte mich noch genau an den Tag erinnern, an dem ich ihn kennen gelernt hatte. Ich war damals nicht begeistert gewesen. Noch ein Geschwisterchen, um das ich mich kümmern musste. Und dann noch der riesige Streit zwischen meinen Eltern. Es war furchtbar gewesen. Sie hatten tagelang nicht miteinander geredet. Ich war damals eindeutig auf Mutters Seite gewesen, was gleichzeitig bedeutete, dass ich Finn nicht wirklich freundschaftliche Gefühle entgegenbrachte.

Aber inzwischen hatte ich ihn sehr lieb gewonnen, meinen kleinsten Bruder. Und Mutter war tot, sie würde sich nie wieder über ihn aufregen können. Bei dem Gedanken daran stiegen mir Tränen in die Augen. Ich vermisste sie so sehr. Aber ich wusste auch, dass es besonders am Ende so schlimm gewesen war, dass es vielleicht jetzt besser für sie war. Doch wer wusste das schon. Den Zurückgebliebenen bleibt nur die Trauer und die Erinnerung.

Ich würde mich immer an sie erinnern, als die Mutter, die sie in meiner Kindheit gewesen war. Als sie noch liebevoll und sanft gewesen war. Als sie noch peinlich genau darauf geachtet hatte, dass wir immer alle Hausaufgaben machten und immer dafür gesorgt hatte, dass wir uns vor nichts fürchten mussten. All das hatte sich später so stark verändert. Irgendwann war sie immer nur noch im Stress gewesen. Und sie hatte wieder mit dem Rauchen angefangen. Sie hatte die ganze Wohnung mit dem Geruch nach ihren Zigaretten verpestet. Wahrscheinlich waren der Stress, die ganze Belastung und das Rauchen der Auslöser für den Krebs gewesen.

Während ich diesen Gedanken nachhing und gleichzeitig mir Finns Händchen spielte, schwor ich mir, niemals mit dem Rauchen anzufangen oder von Alkohol abhängig zu werden. Ich wollte nicht in dem Sumpf versinken, der meine Eltern verschlungen hatte!

Hoffentlich würde ich es schaffen. Ich hatte Angst davor, was mein neuer Job mit mir machen würde. Ich hatte Angst, mich auszuziehen, ich hatte Angst, mich begaffen zu lassen, ich hatte Angst, angefasst zu werden.

Ich spürte, wie ich wieder Bauchschmerzen bekam. Schnell schaute ich auf die Uhr, die im Wohnzimmer hing. Ein paar Stunden blieben mir noch, bis ich los musste, ein paar Stunden Gnadenfrist. Ich atmete tief ein und aus, um mich wieder zu beruhigen. Vielleicht würde es ja gar nicht so schlimm werden?

Am liebsten wäre ich weggelaufen. Einfach aus dieser Stadt verschwunden und nie wieder aufgetaucht. Genauso wie Marc es gemacht hatte. Vielleicht hatte er damals die richtige Entscheidung getroffen...

Doch dann musste ich an meine Geschwister denken und schüttelte beinahe unmerklich den Kopf. Nein, ich konnte nicht einfach abhauen. Wer würde sich dann um sie kümmern? Und ich wusste, wenn ich heute Abend nicht auftauchen würde, würden sie Mary holen. Das musste ich um jeden Preis verhindern. Ich musste sie alle vor den Hounds of Hell beschützen, alle meine Geschwister...


Hey Leute, sorry dass es wieder nur so ein langweiliges Kapitel über ihre Gedanken geworden ist. Ich hoffe, es gefällt euch trotzdem. Würde mich sehr freuen, wenn ihr votet :)

The dark inside meDonde viven las historias. Descúbrelo ahora