Kapitel 59 - Der Papierball

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Nur ein kurzes Kapitel, aber dafür hattet ihr heute ja schon eine ganz schöne Dosis. Heute kommt wahrscheinlich kein Kapitel mehr :)

Mein Pulsschlag geht heftig, beinahe zu heftig. Ich habe keine Ahnung, was auf mich zukommt, wenn ich mit Harry rede. Können wir normal reden? Oder werden wir uns anbrüllen? Oder werden wir uns wieder ... Nein. Ich denke gar nicht daran.

Ich zähle gedanklich bis zehn, die Tür öffnet sich immer noch nicht. Deswegen beschließe ich einfach langsam die Tür zu öffnen und mein Kopf durch den Türspalt zu schieben. Sofort sehe ich, wieso Harry mich nicht gehört hat. Er hört wieder Musik durch seine Kopfhörer, nur liegt er diesmal nicht in seinem Bett, sondern irgendetwas an seinem Schreibtisch zu suchen scheint. Ich schließe die Tür hinter mir und sehe zu, wie er ein paar Zettel herauskramt, sie kurz ansieht und sie dann zweimal zerreißt, um sie dann nochmal zu zerknüllen, bevor er die Schnipsel zusammenknüllt und den Papierball einfach in die Ecke seines Zimmers schmeißt.

Weil er mich fast trifft, gehe ich schnell einen Schritt zur Seite und sehe auf den Papierhaufen. Er scheint ziemlich schlecht gelaunt zu sein, was auch erklärt, wieso er jetzt tief durchatmet, die Augen schließt und sich über seinen Tisch beugt. Die wilde Rockmusik, die durch seine Kopfhörer ertönt, höre ich bis zu mir.

Ich bin wie festgewurzelt, stehe wie ein Depp mit diesen zwei Muffins zwei Meter hinter ihm und starre ihn an. Beim letzten Mal, als ich einfach in seinem Zimmer aufgetaucht bin, war er auch nicht freundlich und jetzt wird er es erst Recht nicht sein, ich habe das im Gefühl. Da können auch die Muffins nicht besser machen.

Und dann dreht er sich auch schon zu mir. Er erschreckt sich schlagartig, wodurch ich mich auch erschrecke und den Kopf einziehe, als er sich die Kopfhörer aus den Ohren reißt. „Scheiße, Violet!", sagt er laut. „Wieso tust du das immer wieder?"

„Ich wollte dich nicht erschrecken", sage ich kleinlaut und hebe leicht die Muffins an. „Aber ich habe Muffins."

Jedoch ignoriert er die Muffins total. „Was tust du hier?"

„Meine Mutter wollte, dass ich deinen Vater besuche und-"

„Ich meinte, was du hier tust."

Ich schlucke die Furcht vor seiner Wut herunter und lasse die Muffins sinken. „Ich, ähm ... Ich wollte einfach gucken, was du machst."

Harry schaltet die Musik an seinem Handy aus und zieht sich dann die Jacke aus, um sie auf sein Bett zu schmeißen. „Ich bin in meinem Zimmer", sagt er kalt und setzt sich auf seinen Schreibtischstuhl.

„Das sehe ich."

„..."

„Wieso bist du  nicht in der Schule?"

„Wieso bist du nicht in der Schule?"

„Ich wollte nicht."

„Ich wollte auch nicht."

Ich muss einen frustrierten Seufzer unterdrücken, weil diese Konversation so verdammt unnahbar ist. Ich hätte nicht herkommen sollen, aber jetzt ist es sowieso zu spät. Deswegen setze ich mich auf Harrys Bett und lege vorsichtig die zwei Muffins neben mich. „Was hast du da zerrissen?"

„Violet, was soll das werden?"

Ich sehe ihn verwirrt an.

Harry verschränkt die Arme und lehnt sich zurück. „Du weißt genau, was ich meine. Was willst du hiermit bezwecken? Es gibt nichts zu besprechen."

Deprimiert sehe ich auf meine Finger, die miteinander spielen. „Ich wollte einfach ... Mit dir reden. Denke ich."

„Worüber?"

Violet Socks I HSDonde viven las historias. Descúbrelo ahora