Kapitel 5 - Der IQ eines Steins

39.6K 2.7K 372
                                    

Harry bleibt gestresst stehen und dreht sich stöhnend um.

Misses Heath kommt auf uns zugeklackert, da sind Chris und die anderen schon längst verschwunden. Sie stemmt die Hände in die Hüften, als ich die zerrissenen Blätter aufsammle, um einen elendigen Eindruck zu machen, damit sie Mitleid mit mir hat. Harry kann gerne eine Strafe bekommen, auch wenn er rein theoretisch nichts gemacht hat. Mir egal. Er hat mich letzten Freitag beleidigt und das kann er jetzt gerne zurückbekommen.

„Was ist hier passiert?", kräht Misses Heath und starrt Harry böse an, der genervt die Augen verdreht.

„Ich habe mit dieser Scheiße nichts zu tun", erwidert er.

Sie wird wütender und ihre Zornfalte größer. „Das sagen Sie immer Mister Styles. Was fällt Ihnen ein, einfach Misses Berrymores Arbeitszettel zu zerreißen?"

„Die übrigens enorm wichtig für mich waren", werfe ich noch ein.

Harry sieht erst mich böse an und dann Misses Heath. „Ich habe diese verdammten Zettel nicht zerrissen! Was kann ich dafür, wenn Violet nicht geradeaus gucken kann?"

„Was kann ich dafür, wenn du mitten im Weg stehst!", blöke ich ihn von der Seite an.

„Was kann ich dafür, wenn du deine Klappe nicht halten kannst?", meckert er sofort zurück.

Misses Heath wechselt den Blick zwischen Harry und mir hin und her. Sie scheint zu überlegen, während ich eingeschnappt die Arme verschränke. Er kann ruhig mal nachsitzen, das tut ihm gut. Vielleicht kommt er dann endlich mal zum Lernen und tut was für die Schule, außer nur blöd in den Gängen rumzustehen.

„Was ist mit deinem Strumpf passiert?", fragt Misses Heath.

„Jemand Nettes hat den Faden gelöst", erkläre ich missbilligend und wünschte, ich könnte Melissas Augenbrauen abrasieren, jedoch sind sie ja permanent.

„Also wirklich", schnauft Misses Heath wieder und wendet sich entrüstet an Harry. „Sie wissen wirklich nicht, wann Schluss ist oder?"

Harry hebt unglaubwürdig die Brauen. „Was? Ich habe den Faden ganz bestimmt nicht gezogen!"

„Natürlich haben Sie das nicht." Sie schüttelt mit dem Kopf und legt einen Arm um meine Schulter. „Ihr beide kommt mit mir ins Sekretariat, damit wir für Sie eine gerechte Strafe aussuchen können, Mister Styles."

Er wirft die Hände fassungslos in die Luft. „Man, ich war das nicht! Nichts hiervon war ich! Violet sag's ihr, verdammt!"

Doch ich schweige und grinse nur leicht. Tja, da hast du dich aber geschnitten, Mister Styles. Hoch lebe die guten Beziehungen zu den Lehrern. Ich lüge zwar in der Schule nie, was so was angeht, doch heute habe ich mir das mal verdient, nachdem ich einen Strumpf verloren habe.

Als Harry merkt, dass ich nichts darauf sagen werde, wird er noch wütender. „Ist das dein scheiß Ernst?"

„Gefluche wird Sie auch nicht mehr weiterbringen", sagt Misses Heath und zieht mich mütterlich in Richtung des Rektorenbüros. „Los, folgen Sie uns oder es gibt direkt den nächsten Eintrag ins Schulregister."

Zufrieden laufe ich mit Misses Heath zum Büro und ich höre, wie Harry noch kurz im Flur stehen bleibt, sich jedoch irgendwann dazu entscheidet uns tatsächlich zu folgen, denn seine Akte im Schulregister ist schon ziemlich voll. Kein Wunder, dass ihm die Rektorin nicht glaubt, ich würde es auch nicht tun. Er stellt eine Gemeinheit nach der anderen an. Ärgert hier mal den Schulnerd oder krikselt da mal ein paar Karikaturen von Lehrern an die Tafel. Früher hätte er so was nie getan, aber früher hätte er mir auch hochgeholfen, wenn ich hingeflogen bin. Also wundere ich mich über gar nichts mehr, was ihn betrifft.

Violet Socks I HSWhere stories live. Discover now