Kapitel 6 - Warum nicht Brandon?

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Misses Heath die Idee, dass Harry nun wirklich in meiner Theatergruppe Mitglied sein soll, aus dem Kopf zu schlafen, ist unmöglich. Sie scheint richtig begeistert davon zu sein. Als wäre das die perfekte Strafe für so Rebellen, wie ihn.

Und genau deswegen schleifen Harry und ich durch die Flure zum Schauspielraum. Er läuft zwei Meter hinter mir und ich höre seine Füße bis zu mir schlurfen, weil er genauso wenig Lust auf diese Sache hat, wie ich. Nun muss ich ihn wirklich jeden Tag sehen. Und auch noch zweimal die Woche mit ihm interagieren! Verdammte Misses Heath.

Als Harry nun schon zum dritten Mal durchatmet, weil er mir indirekt verklickern will, wie genervt er von meiner Präsenz ist, sage ich, als wir vor der Theatertür angekommen sind: „Hey, ich habe mindestens genauso wenig Lust darauf, dass du mir die nächsten drei Wochen um die Ohren springst, wie du, also stell dich nicht so an."

„Ich stelle mich an?" Er sieht mich böse an, als ich meine Tasche nehme, die noch vor der Tür lag. „Schon vergessen, dass ich ohne Grund hier bin? Du hättest Heath sagen sollen, dass ich deine verdammten Zettel nicht zerissen habe, genauso wenig wie deine scheiß Socke."

„Du hättest Chris ja sagen können, dass er das lassen soll und vielleicht hätte ich dann die Wahrheit gesagt." Aber nur vielleicht.

Harry lacht auf und wendet sich ab. „Wohl kaum."

„Siehst du? Also hast du es dir doch selbst eingebrockt."

„Du hättest ihn ja nicht so dumm anmachen müssen."

Ich hebe unglaubwürdig eine Braue. „Wie bitte? Er macht mich fast täglich dumm an. Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich mir das gefallen lasse."

Jetzt verdreht er die Augen, was mich fast zum Ausrasten bringt. „Öffne einfach nur die Tür, damit wir das schnell hinter uns bringen können."

Ich werfe ihm einen bösen Blick zu, doch tue ich, was er sagt. „Du solltest es hier mit deiner Coolheit nicht so übertreiben, denn die 'Loser' sind hier in der Überzahl."

Er folgt mir in den Raum, wo nur die Bühne vorne beleuchtet ist. „Schon klar", höre ich ihn murren.

Mein Blick fällt auf die paar Leute, die schon vorne verteilt auf der Bühne oder im Raum stehen. Wir sind nicht sonderlich viele Leute in der Theatergruppe, aber immer genug, dass wir jedes Jahr ein ganzes Stück auf die Beine stellen. Benja und ich haben die Gruppe vor vier Jahren selbst gegründet und sie kam immer gut bei den Eltern an. Die Stücke schreiben wir hauptsächlich selbst, was unsere Auftritte noch besonderer macht, jedoch auch mehr Arbeit für mich bedeutet, denn ich bin der alleinige Schreiberling.

Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob die anderen sich so sehr über Harrys Anwesenheit freuen werden. Hier sind nämlich nur so Menschen wie Benja, Charly und ich und keine oberprotzigen Machokerle, die jeden Tag Collegejacken tragen. Man könnte uns die Gruppe der Verlassenen nennen. Wir sind gemeinsam die Außenseiter.

Benja entdeckt Harry und mich auch schon, als wir an den Publikumsstühlen vorbeilaufen. Er runzelt die Stirn, was bedeutet, dass er sich nicht ausmalen kann, wieso ich gerade Harry Styles im Schlepptau habe. Auch Benja ist kein sonderlich großer Fan von ihm.

Und als hätte Benja ein stummes Signal versendet, hören alle auf die Bühne aufzubauen oder ihre Kostüme anzuprobieren. Wir werden regelrecht angestarrt. Beziehungsweise der Kerl hinter mir.

„Hallo, Leute", unterbreche ich deswegen die Stille und schmeiße meine Tasche achtlos auf einen Stuhl neben der Bühne. „Tut mir leid für die Verspätung, aber Misses Heath hat mich aufgehalten."

Violet Socks I HSWhere stories live. Discover now