Kapitel 10 - Zwei eingelegte Heringe

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Schockiert halte ich den Atem an und halte inne, während ich die warme Soße in meinem Gesicht spüre und die Nudeln langsam ihren Weg von meiner Nase auf meinen Schoß machen.

Für ein paar Sekunden herrscht komplette Stille am Tisch. Sogar Mikey und Coco haben aufgehört zu streiten. Und auch, wenn ich nicht gesehen habe, wer mich mit den Nudeln beschmissen hat, bin ich mir relativ sicher, dass es der gehässig grinsende Kotzbrocken vor mir war.

Innerlich auf hundertachtzig, schmiere ich mir die Soße von den Augen und sehe dann unmittelbar in Harrys Gesicht, das mich mit erhobenem Mundwinkel mustert.

„Das hast du jetzt nicht getan", zische ich ihn an.

Doch er scheint sich keiner Schuld bewusst und zuckt nur mit einer Schulter. „Mikey war's."

Unbelustigt lache ich auf und schüttle den Kopf, während ich mir noch ein wenig Soße aus dem Gesicht wische. Mikey war es. Wer es glaubt, wird selig, du Vollsparten.

„War ich gar nicht", flüstert Mikey Harry zu, worauf ich Harry wieder böse ansehe.

Meine ganzen Klamotten sind versaut und noch dazu können wir hier nach Misses Heaths Küche sauber machen, der Kinder eingeschlossen. Cocos Haare sind voll mit Soße und Mikey sieht nicht weniger schlimm aus.

„Ich würde sagen, das Essen hat sich gelohnt", sagt Harry nach einer kurzen Stillepause und steht auf, um die schmutzigen Sachen wegzuräumen.

Unglaubwürdig sehe ich ihm hinterher, wie er einfach verschwindet, als wäre nichts. Als hätte ich gerade keine Nudeln auf dem Schoß und der Rest am Tisch keine Soße im Gesicht. Und das lasse ich nicht auf mir sitzen. Er denkt, er kann mich mit Essen beschmeißen und vorher noch über Verschwendung von Lebensmitteln predigen?

Nein, da hat er sich geschnitten.

Mutig nehme ich meinen Löffel und mache Soße darauf. Ich will es nicht direkt übertreiben, ich will ihm einfach nur klarmachen, dass ich auch zurückschlage kann. Coco und Mikey gebe ich ein Zeichen, dass sie mich nicht verraten sollen und dann schleiche ich mich von hinten an Harry ran, der die beschmutzten Teller in die Spüle stellt.

„Hey, Harry."

Er dreht sich um – und schon landet die ganze Soße von meinem Löffel mitten in seinem Gesicht.

Selbstgefällig grinse ich ihn an, während er genauso inne hält, wie ich vorhin und leicht auflacht, als könnte er es nicht glauben.

„Tja", sage ich nur und wende mich selbst an die Spüle, als er einen Schritt zur Seite geht. „Du hast angefangen, also wage es dich bloß nicht, dich zu beschweren." Ich lasse Wasser über die schmutzigen Teller laufen, um sie sauber zu machen. „Außerdem kannst du das alles hier sauber machen. Und ich werde dir nicht helfen. Du hast – Verdammte Scheiße!"

Weil mich plötzlich eine seltsame Wärme von Kopf bis Fuß trifft und es sich alles andere als angenehm und natürlich anfühlt, schreie ich auf und hüpfe einen Schritt zurück.

Beinahe rutsche ich auf dem Fußboden auf, der jetzt in roter Soße getränkt ist und muss mich am Küchentresen festhalten, um nicht auf das Hinterteil zu knallen.

Mikey und Coco beginnen zu lachen, als ich zum zweiten Mal heute inne halte, um zu kapieren, was, zur verdammten Hölle, hier gerade passiert ist.

Außer mir sehe ich Harry, an der zufrieden mit dem Topf in der Hand, neben mir steht. „Sag mal, hast du sie noch alle?", brülle ich ihn an und wische wiederholt durch mein Gesicht, allerdings tropft mir daraufhin sofort Soße von meinen Haaren auf meine Stirn und Nase. „Was ist nur los mit dir?"

Violet Socks I HSWhere stories live. Discover now