Kapitel 34 - Stephen Kings Trick

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Jetzt kommen wieder regelmäßig Updates, die Lernzeit hab ich hinter mich gebracht :)

Wann hast du heute schulschluss? Ich würde dich gerne nochmal vor Freitag sehen., lese ich Brandons Nachricht, während ich durch den leeren Schulflur zum Nachsitzen laufe.

Ich muss nachsitzen, schreibe ich zurück. Vielleicht können wir uns morgen sehen. In der Cafeteria oder so.

Bis dahin halte ich es nicht aus. Ich muss dich heute sehen. Irgendwie.

Bei diesem Irgendwie muss ich schmunzeln. Ich mag dieses Irgendwie. Es ist so zurückhaltend und gleichzeitig so unglaublich süß.

„Sieben Minuten zu spät", sind die ersten Worte, die ich höre, als ich die Tür zum Nachsitzzimmer betrete. Harry sitzt in der ersten Reihe, verschränkte Arme, böser Blick. Wahrscheinlich freut es ihn, dass ich zu spät bin.

Vor ihm sitzt Miss Harper, unsere Geschichtslehrerin, am Pult und schiebt ihre Lesebrille höher. „Ich bin immer noch für die Predigten zuständig, Mister Styles, also zügeln Sie sich." Sie sieht zu mir. „Setz dich, Violet. Misses Heath meinte, ihr hättet viel zu tun."

Ich nicke nur und begebe mich an den Tisch neben Harrys und setze mich auf den Stuhl. Meine Tasche lasse ich zu Boden fallen und dann krame ich auch schon meinen Ordner mit den Texten für das Stück hervor. Ich will mit ihm nicht die Schlussszene von Henriette & Victor umschreiben. Für mich war alles perfekt, so wie es war. Noch dazu kann ich mir nicht vorstellen, dass irgendetwas Großartiges heute dabei rauskommen soll, wenn zwischen Harry und mir erneut dieser Hass herrscht.

„Hast du dir schon Gedanken über den Verlauf gemacht?", frage ich Harry, sehe ihn jedoch noch immer nicht an, als ich zur letzten Seite blättere.

„Nop."

„Sehr gut, dann hat sich deine Beschwerde ja gelohnt", murmle ich vor mich hin und hole noch einen Stift heraus, um die letzte Szene komplett wegzustreichen.

„Du bist doch zum Schreiben zuständig, nicht ich", gibt Harry zurück und lehnt sich etwas nach vorne. „Ich hab nicht mal einen Plan, um was es in dem Stück geht."

„Henriette und Victor sind Kinder zweier verschiedener Königreiche, füreinander bestimmt, wollen ausreißen, jedoch ist Victor irgendwann ein Idiot und schläft mit Henriettes Dienstmädchen, worauf Henriette jemand anderen heiraten will", fasse ich alles kurz zusammen.

„Und am Ende verzeiht Henriette ihm und alles soll vergessen sein."

„So wollte ich es, bevor du dich eingemischt hast, ja."

Harry lehnt sich wieder zurück und verschränkt die Arme. „Zum Glück habe ich mich eingemischt. Dann lass mal deine Fantasie spielen und schreib eine neue Endszene."

Ich sehe ihn mit verengter Stirn an. „Wir sind hier, um gemeinsam daran zu arbeiten, schon vergessen?"

„Richtig", mischt sich Miss Harper ein und sieht Harry über ihnen Brillenrand an. „Diesmal können die Streber nicht alles alleine für Sie machen, Mister Styles. Sie werden nun überwacht."

Verdutzt sehe ich sie an. „Miss Harper, haben Sie mich gerade Streber genannt?"

Harry lacht leise neben mir und sieht an die Decke.

„Natürlich nicht, Violet", sagt Miss Harper und holt ein Buch hervor. „Arbeiten Sie jetzt."

„Okay", sagt Harry und lehnt sich wieder nach vorne. „Wie fangen wir an?"

„Ich weiß nicht", sage ich unsicher und sehe auf das Papier vor mir. „Ich habe noch nie mit jemanden anderen geschrieben. Normalerweise mach ich das nur alleine."

Violet Socks I HSWhere stories live. Discover now