Kapitel 47 - Meine Theorie

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Harry lacht auf. „Zu der Erkenntnis bist du schnell gekommen, meinen Glückwunsch."

„Ja, aber weißu", füge ich noch mit erhobenem Finger hinzu, während ich hin und her schwanke. „Es is' nich' nur die Tadsache, dass er'n Arsch is. Ich habe da so eine hö-höst interessante Deorie aufestellt, die evenduell erklären könn-te, wesalb er michier einfach sitzenelassen hat. HARRY, HÖRSU MIR ZU?"

Harry, der noch immer aufmerksam vor mir sitzt, betrachtet mich kleingläubig. „Ich höre dir schon die ganze Zeit zu."

„Okay, sehr, sehr, sehr gut", lalle ich und halte mich an der Couchlehne fest. „Äääh. Wo war ich? Ah! Die Deorie!"

„Hat die Theorie einen Namen?"

Mit schiefem Kopf sehe ich Harry an. „Wat?"

„Na, einen Namen. Es gibt Relativitätstheorie, die Es-Gibt-Schwarze-Löcher-Theorie von Hawkings."

Ich kneife die Augen zusammen. „Ichlaube nich', dass man es Es-Ibt-Schwarse-Löcher-Deorie nennt."

„Ist doch vollkommen egal. Erzähl mir von deiner Theorie."

„Meine Deorie, genau", sage ich und hebe erneut tatkräftig den Finger. „Harry. Hasu schon mal was von Monogmi ehört?"

„Monogmi? Du meinst Monogami oder?"

„Monogmi, 'enau. Also ich!" Ich zeige auf meine Brust. „Ich laube an Monogmi. Und Brandon!" Ich zeige wütend auf die Küche. „Nich'!"

Harry hebt eine Braue. „Und das ist die Theorie, die du-''

„Stop, stop, stop, stop, stop!", unterbreche ich ihn sofort. „Ichin noch nich' fertig! Harry, HÖRSU MIR ZU?"

„Ja, immer noch."

„Okay, sehr, sehr, sehr guuut. Also. Ich! Bin überseugt davon, dass Brandon ein Arsch is. Und ichlaube, dass er und ich sowieso nieeemals ein gutes Pärchen hädden werdn könn', weil ... weißu, wir sin' wie Batterien."

„Wie ... Batterien", wiederholt Harry vorsichtig.

„Wie. Batterien." Ich nicke überzeugt. „Ichin das Plus un' Brandon is aber auch das Plus, aber, Harry, jeder weißoch, dass Batterien nur funsionieren, wenn plus und minus sich" – Ich haue meine Fäuste mehrmals aneinander, um meine Metapher anschaulicher zu machen – „sie müssn sich vereinen, Harry!"

Ich beachte Harrys argwöhnischen Ausdruck nicht und rede weiter.

„Brandon war su gut, um wahr zu sein", sage ich seufzend. „Er warsu plusig."

„Was zur Hölle redest du da?", fragt Harry schließlich und anscheinend versteht er wirklich nicht, was ich von ihm will. „Das ergibt absolut keinen Sinn."

Ich bin traurig. Ja, Brandon war wirklich zu gut, um wahr zu sein. Ich hätte auf Benja hören sollen. „Und das is' der Grund, weshalb Brandon ein Arsch is'. Jetzt 'in ich wieder traurig."

„Du bist nur traurig, weil du betrunken bist. Wärst du nüchtern, würdest du jetzt mit Beleidigungen um dich schmeißen."

Ich schüttle traurig den Kopf und lasse mich nach hinten in die Couch sinken. Trotzig sehe ich auf den verschütteten Waldmeisterschnaps vor mir. „Nein, ich süre die Trauer. Tief ... tief in meim Hers. Wie Henrie-Henriette in meim Stück."

Harry atmet tief ein und aus und sieht mich an, als halte er mich für verrückt. Dabei bin ich einfach nur betrunken und traurig. „Kannst du nicht weiter über irgendwelche Theorien sprechen? Das war lustiger."

Ich will gerade sagen, dass ich doch kein verdammtes Zirkuspferd bin, das ihn unterhalten soll, sondern Violet Berrymore, die gerade ihr Herz ausschüttet. Doch dann entdecke ich einen dunkelbraunen Haarschopf, vor dem ich mich schon den ganzen Abend fürchte.

Violet Socks I HSWo Geschichten leben. Entdecke jetzt