Kapitel 47 - Meine Theorie

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Ich reiße die Augen auf und richte mich ruckartig auf. „Tor'n."

Harry dreht sich um, weil ich wie hypnotisiert dort hinstarre, doch wendet sich dann wieder an mich. „Was ist Tor'n?"

„Torb'n!", versuche ich mich besser auszudrücken und schmeiße mich vor die Couch, um mich unter dem Tisch zu verstecken. Mit wildpochendem Herzen und der Angst, Torben könnte mich noch mehr blamieren, als ich es schon selbst tue, knie ich mich auf den dreckigen Boden. „Seiße", murmle ich vor mich hin und starre auf den Boden. „Seiße, seiße, seiße."

Von links taucht Harrys Kopf unter dem Tisch auf. „Violet, ich bin mir sicher, es gibt einen wirklich ernstzunehmenden Grund, weshalb du dich dort unten unter dem Tisch versteckst, aber du willst nicht wissen, wie viele Leute hier schon hingekotzt haben."

„Seiße", sage ich erneut und sehe entsetzt auf den Boden unter mir, wo ich schon so einige Flecken mit komischer Farbe sehe. „Ichin nirgens sicher!"

„Wovor denn, man?"

Ich denke schnell nach. Dann handle ich und krabble unter dem Tisch hervor, in Harrys Richtung, der sich verwirrt wieder aufrichtet, als ich nun vor ihm knie, wie ein Hund. Als ich kurz aufblicke treffe ich sofort auf Torbens Augen, der mir entgegengrinst.

„Verammt!", flüstere ich leise und krabble auf die Couch, indem ich mich in Harrys Schenkel kralle. Ich schmeiße mich bäuchlings auf seinen Schoß und verstecke meinen Kopf in seiner schwarzen Sweatshirtjacke, worauf er den Arm heben muss, weil dieser im Weg ist.

„Okaaay", sagt Harry und betrachtet mich, wie ich mit dem Bauch auf seinem Schoß, mit den Beinen über der Couch und dem Kopf unter seiner Achsel hänge. „Erklärst du dich noch? Oder belassen wir es dabei?"

„Tor-Torben", flüstere ich leise gegen den Stoff seiner Sweatshirtjacke, gegen den ich meinen Kopf presse. „Er darf mich nich' –''

„Violet?", bringt mich Torbens Stimme beinahe reflexartig zum Weinen.

Ich halte inne, sage nichts und hoffe, dass er einfach wieder verschwindet. Er hat mein Gesicht noch nicht gesehen, vielleicht denkt er ja, ich bin eine von Harrys Knutschtussen. Die halt unter seiner Achsel in seiner Jacke hängt.

„Violet, was machst du da?", fragt Torben lachend und ich höre, wie er seinen Becher auf den Tisch stellt.

„Ichlaube, er hat mich noch nich' gesehen", nuschle ich in Harrys Jacke, damit Harry Bescheid weiß.

Worauf Harry Torben fragt: „Hey, wer bist du?"

„Oh, klar", sagt Torben mit seiner Torbenmäßigen Stimme. „Ich bin Torben. Violet und ich hatten mal was."

Ich hebe leicht den Kopf, doch zeige mein Gesicht nicht. „Was?", zische ich.

„Ihr hattet mal was", sagt Harry und ich spüre, wie er nickt.

„Ja, ich habe ihr ein paar meiner Reime aufgesagt und ich glaube, das fand sie ziemlich gut." Torben lacht wieder und ich kann mir seine Fresse schon genau vorstellen. „Ich war mit ihr hier auch verabredet. Ich habe sie gestern beim Shoppen in der Mall getroffen. Hey, wie heißt du eigentlich?"

„Harry."

Sofort ruft Torben: „Harry-Library!"

Harry sagt nichts darauf.

„Wiktionary!"

Ich spüre, wie Harrys Brust sich etwas mehr hebt und senkt. Und dann sagt er, nachdem er wohl verstanden hat, wie seltsam Torben ist: „Okay, ich verstehe schon. Schon mal was von schwarzen Löchern gehört, Torben?"

Violet Socks I HSWo Geschichten leben. Entdecke jetzt