Prolog

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Oben ein Fanart von @chiaracorleone  :)

Eigentlich mochte ich meine Socken schon immer.

Es gibt sie in so vielen verschiedenen Variationen und Farben, wenn einem ein Paar Socken nicht gefällt, dann zieht man eben ein anderes, besseres, bequemeres Paar an. Manchmal sind sie flauschig und dick, aber diese Art von Socken ziehe ich nur an, wenn mir kalt ist. Denn dann können sie mich wärmen und mir ein gemütlicheres Gefühl vermitteln, damit ich mich besser und geborgener fühle. Ab und zu ziehe ich sie auch an, wenn ich Zuhause bin und durch mein Flur rutschen will, denn mit den Socken ist das perfekt, auch wenn sie mich eigentlich nur aufmuntern sollten.

Dann gibt es noch die Socken, wo man jeden einzelnen Zeh einzeln reinstecken muss. Sie sind extrem kompliziert und man muss sich extra anstrengen, um sie anziehen zu können. Um ehrlich zu sein, verstehe ich nicht, wieso man so Socken überhaupt erfunden hat. Was will man damit bezwecken? Man könnte sie mit Flip Flops anziehen, aber bevor ich das tue, ziehe ich lieber gar keine Socken an. Socken, die so viel Aufmerksamkeit für einen einzigen Tag brauchen, können mir gestohlen bleiben.

Kommen wir zu den stinknormalen Socken, die man einfach anzieht, weil man welche braucht. Sie sind nicht besonders dick, haben keine besonderen Muster, sind nicht gewagt oder gar dazu gemacht, um einen zu wärmen. Sie können etwas länger oder kürzer sein, aber im Nachhinein ist das total irrelevant, denn es sind einfach nur Socken. Oftmals kauft man sie nur in schwarz oder weiß, damit man nicht so viel Mühe beim Zusammensuchen der einzelnen Pärchen hat, wenn man sie wäscht. Sie sind einfach da, doch bedeuten einem nichts. Eigentlich schade, aber ich bin mir sicher, dass es ihnen sowieso egal ist.

Dann gibt es noch die besonders tollen Socken. Meine Lieblingsart an Socken, wohl angemerkt. Kniestrümpfe. Um Himmels Willen, wer auch immer diese Art von Socken erfunden hat, ist ein wahrer Gott. Sie umschließen fast dein ganzes Bein, lassen dich länger wirken und sehen außerdem noch gut aus. Wenn etwas zu mir passt, dann sind es Kniestrümpfe. Ich habe sie in tausend verschiedenen Ausführungen. Pink, blau, lang, kurz, flauschig, nicht flauschig, mit lustigen Muster oder Löchern. Ich liebe sie, denn sie füllen mein Leben perfekt aus. Aber trotzdem hat jeder immer ein oder zwei bestimmte Paare, die einen am ehesten ansprechen und diese zwei habe ich auch. Sie liegen vorsichtig verstaut in meiner Nachttischschublade und warten nur darauf, von mir angezogen zu werden und mir den Komfort zu schenken, den ich brauche. Sie wissen immer, wie sie für mich da sein müssen.

Aber dann. Oh, dann gibt es noch die alten, vergammelten, ekligen Socken mit Löchern, die kein Mensch mehr braucht. Sie stinken, verlieren ihre Farbe und versinken mit jedem weiteren Tag tiefer in meiner Sockenschublade, damit ich sie nie wieder sehen muss. Ich hasse diese Socken. Ich habe sie mal getragen, das ist schon Ewigkeiten her, wahrscheinlich passen sie mir gar nicht mehr. Manchmal wundere ich mich, wie ich sie überhaupt kaufen konnte, denn, um ehrlich zu sein, sehen sie grauenvoll aus. Manche sind so altmodisch und hässlich, dass ich mich wundere, wieso ich sie nicht einfach wegschmeiße. Sie sind aufgebraucht und unnütz.

Doch irgendwie kann ich sie nicht wegschmeißen. Irgendwie waren sie doch ein großer Bestandteil meines Lebens und ich verbinde viele Erinnerungen mit ihnen. Gute, wie auch schlechte. Irgendwie waren sie ja doch an manchen Tagen für mich da, um mich zu wärmen und mir keine Blasen in meinen neuen Schuhen zu verpassen.

Aber ... Aber ... Aber wiederum stinken sie auch fürchterlich und die Löcher in ihrem Stoff sind so groß, wie die Krater auf dem Mond! Sie nerven und ich bin mir sicher, sie kratzen total, wenn man sie nochmal anziehen würde! Diese verdammen Socken haben beschlossen ätzend zu werden und meinen, sie wollen aufhören toll zu sein? Na gut! Dann sollen sie eben in der hintersten Ecke meiner Schublade vor sich hinschimmeln, Partys mit ihren anderen gammligen Socken feiern, Alkohol trinken und mit anderen ekligen Socken rumknutschen! Zur Hölle mit diesen alte, verbrauchten Socken!

Ich brauche sie nicht mehr, genauso wenig wie all die Erinnerungen mit ihnen! Lieber knutsche ich Derek aus der Nachbarklasse, der den ganzen Tag Zwiebeln isst, anstadt diese eklige, widerwärtige, mit Grübchen bestückte Socke anzuziehen!

Aber da ist noch so ein verdammtes Problem. Dieses verdammte, verkrüppelte Paar Socken in meiner Schublade stinkt jetzt schon seit vier Jahren vor sich hin und noch immer habe ich sie nicht weggeschmissen. Und das nervt mich. Jeden Tag sehe ich sie an und bin kurz davor, sie mir einfach zu greifen und zu verbrennen, aber ich tue es nicht.

Wieso?

Keine Ahnung. Vielleicht sind es die Blicke die ich manchmal mit diesem Paar Socken austausche oder der Flashback den ich erlebe, wenn ich mich daran erinnere, wie dieses violette Paar Socken mir Zuflucht und ein offenes Ohr schenkte, während sonst niemand da war.

Verdammt, was tue ich hier eigentlich? Ich versuche meine Socken mit den verschiedenen Arten meiner Freunde zu vergleichen, um eine Metapher zu erstellen, die sowieso niemals jemand verstanden hätte, außer vielleicht dieses verdammte violette Paar Socken in meiner Schublade. Wie verdammt paradox das doch ist, ich sollte endlich damit aufhören.

Dennoch.

Es gibt eine vergammelste und am meisten mit Löchern und Flecken beschmutzte Socke in meiner Schublade.

Harry Styles.







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