Kapitel 107

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Der Winter ist eine seltsame Zeit. Es ist kalt und düster, die Wolken stehen bedrohlich am Himmel und der Wind lässt uns frieren. Und trotzdem sind die Menschen glücklich und zufrieden. Die Straßen werden mit Lichtern geschmückt und im Haus wird der Kamin angemacht. Die Menschen freuen sich auf das bevorstehende Weihnachten, auf die Geschenke und die Familie. Bei mir konnte man allerdings nicht wirklich von Familie reden und der Trost, die Weihnachten bei Thomas zu verbringen war nun zum Albtraum geworden...
Es war der 23. Dezember und ich hüpfte die Treppen runter, um meine Fröhlichkeit auszudrücken, die ich meiner Mutter vorspielte.
"Mum, ich geh mal in die Stadt", rief ich und hörte meine Mutter im Wohnzimmer lachen.
"Immernoch nicht alle Geschenke?"
"Fast", sagte ich und sie lachte wieder.
"Ok, mach das. Vergiss nicht, dich warm anzuziehen!"
"Jaa", rief ich, bevor ich die Tür zuknallte. Ich lief an Thomas Haus vorbei. In seinem Zimmer brannte Licht. Ich musste noch die Zutaten für meine Plätzchen besorgen, aber ein anderer Grund, wieso ich aus dem Haus ging war, dass ich befürchtete, dass Thomas, nach den vielen unbeantworteten Anrufen von ihm an mich, noch rüber kommen würde. Er hatte mich gestern auch schon öfters angerufen, aber ich hatte nicht abgenommen. Er war zu mir rüber gekommen und hatte öfters geklingelt. Zum Glück war meine Mutter nicht da und ich hatte das Licht ausgemacht und er dachte, dass niemand zuhause war. Wieso gab er sich so Mühe? Was interessierte ich ihn?
Ich lenkte mich ein wenig ab, als ich im Supermarkt durch die Regale lief, meinen Einkaufszettel in der Hand hielt und das Lied 'last christmas' summte, das gerade im Laden gespielt wurde.
"Last christmas I gave you my heart...", sang ich leise mit und warf die Butter in den Einkaufskorb. In dem Moment hatte ich Thomas total vergessen und stellte mich hinter die lange Schlange an der Kasse.
Mit einer Einkaufstüte in der Hand öffnete ich die Haustür. Ich hörte Stimmen in der Küche und stellte die Tüte im Flur ab.
Wahrscheinlich jemand von Mums Arbeit...
"Laura?", hörte ich meine Mutter, als ich gerade hoch gehen wollte.
"Waas?", schrie ich zurück.
"Wir haben Besuch", antwortete sie und ich verdrehte die Augen, ging aber in die Küche.
"Was interessiert mich da-"
Sofort blieb ich stehen. Thomas saß mit meiner Mutter am Küchentisch und lächelte mich leicht an. Ich drehte mich ohne weitere Worte um und ging die Treppe hoch.
"Laura", hörte ich Thomas mir hinterherrennen und er hatte mich eingeholt, bevor ich die Zimmertür abschließen konnte.
"Thomas, ich will nicht mit dir reden"
"Wieso nicht? Was ist los?! Du kamst nicht zum Weihnachtsmarkt, antwortest nicht auf meine Nachrichten, nimmst bei keinem Anruf ab und rufst nicht zurück und gestern warst du auch nicht zuhause. Ich hab mir echt Sorgen gemacht!"
"Tzz", schnaubte ich verächtlich und er sah mich verwirrt an.
"Egal was du gehört hast, oder dir erzählt wurde, sag es mir und ich erklär es dir. Es gibt nichts, wieso du sauer auf mich sein könntest"
"Haha", lachte ich und verschränkte die Arme vor der Brust.
"Thomas ich hab nichts gehört, ich hab es gesehen!"
"Was denn?"
"Das Mädchen!"
"Welches-"
"Auf dem Weihnachtsmarkt!"
"Oh, du meinst Anna", sagte er und ich sah ihn wütend an.
"Mir egal, wie die Schlampe heißt"
Er seufzte.
"Anna ist keine Schlampe. Ist es das? Du denkst, ich hab was mit ihr?"
"Nein ich denke, dass du, obwohl du eine Freundin hast, trotzdem von allen Mädchen angemacht wirst und du anscheinend nichts dagegen hast"
"Laura, lass mich eins klarstellen: Anna ist eine alte Freundin, okay? Ich habe sie, nachdem ich aufs Internat bin, niewieder gesehen und es war ein Zufall, dass wir uns getroffen haben"
"Oh", sagte ich überrascht und er nickte.
"Aber trotzdem", motzte ich.
"Trotzdem machen dich die Mädchen andauernd an!"
"Und das stört dich?"
"Natürlich stört das mich!"
"Beruhig dich", sagte er beruhigend.
"Du... du wirst immernoch von den Mädchen angesprochen, oder angestarrt und das mag ich nicht und will ich nicht", sagte ich ruhiger.
"Und was soll ich dagegen tun?"
"Nichtmehr mit Mädchen reden, ausser mit mir"
"Soll das ein Witz sein? Du weißt, dass ich das nicht tun kann und auch nicht werde"
"Ich weiß, ich wünschte nur, dass die die Finger von dir lassen würden!", zischte ich und er kam mir näher.
"Laura", sagte er ruhig und hob meinen Kopf, damit ich ihm in die Augen schaute.
"Geht es hier darum, dass du Angst hast, mich zu verlieren und, dass du eifersüchtig bist?"
Ich schluckte und nickte leicht und er seufzte.
"Wieso sollte ich das tun?"
"Ich weiß nicht... du hast so viel Auswahl", sagte ich leise und er lachte kurz in sich hinein.
"Und wenn schon. Egal, ob ich jedes Mädchen, oder kein Mädchen haben kann: ich will nur dich", sagte er und ich wurde rot. Mir wurde total heiß und ich hatte weiche Knie. Ich bemerkte, dass ich die ganze Zeit über, in der wir zusammen waren, nur auf diesen Satz gewartet hatte. Ich hatte mit so sehr gewünscht, dass Thomas das zu mir sagen würde.
"Laura?", fragte er nach meinem Schweigen.
"Ich weiß, ich hätte nicht zulassen dürfen, dass Anna mir auf die Backe küsst... verzeihst du mir?"
Ich schaute ihm verliebt in seine unglaublich schönen Augen.
"Ich liebe dich", sagte ich als Antwort und er lächelte und küsste mich lange.
"Ich liebe dich auch"

Forever strong (TBS ff) ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt