Teil 94

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-Samus Sicht-

"Samu, das sagst du doch nur, weil du willst, dass ich bleibe.", sagte sie, nachdem sie einen großen Schritt entweicht war.
Ja, das tat weh. Ich hätte nie gedacht, dass sie die Worte, die aus dem Tiefen meines Herzens kamen, als Lüge bezeichnen würde.
Aber deswegen durfte ich jetzt erst recht nicht aufgeben.

"Nein, Lea. Ich will dich nicht nur aufhalten! Ich will, dass du bei mir bleibst, weil ich dich liebe. Und ich will doch nur geliebt werden, und das willst du doch ebenso. Das klappt aber nicht, wenn du Kilometer weit weg bist." - "Ich muss jetzt los.", sagte sie monoton und drehte sich um und lief zu der Schlange, die allmählich immer kürzer wurde. Mein Gott, seit wann war sie denn so hartnäckig geworden? Berührte sie diese Worte gar nicht?
Dann kam mir plötzlich eine Idee. Was wäre, wenn ich sie einfach küssen würde? Ich würde meine ganzen Gefühle für sie in diesen Kuss stecken und sie dann halt mit Taten überzeugen.
Also holte ich den Abstand zwischen uns ein und zog sie in meine Arme.
Ich legte meine Hände an ihre Ohren und kam dann immer näher auf sie zu. Sie wehrte sie überhaupt gar nicht und ließ mich machen. Ich schloss dann langsam meine Augen und dann, ganz vorsichtig legte ich meine Lippen auf ihre. Dort ruhten sie einen kleinen Moment, ohne, dass sie den Kuss erwiderte. Sie tat es erst, als ich meine Lippen langsam, wirklich langsam auf ihren bewegte.
Der Kuss wurde immer intensiver und er warf mich regelrecht aus der Bahn.
Immer wieder setzte ich kurz aus, um nach Luft zu schnappen, wir setzten den Kuss jedoch immer wieder fort. Nachdem wir unsere wilde Knutscherei dann beendet hatten, wurde der Kuss immer leichter.

Der Kuss wurde so unschuldig. Kein Rumgeknutsche mehr, kein forderndes Drängen mehr. Er ist war nur eins, unendlich liebevoll. Unsere Lippen berührten sich nur federleicht. Aber trotzdem fühlte es sich so intensiv an. Dieses Gefühl von erwiderter Liebe hatte ich so schrecklich vermisst. Wie lange war mein letzter unbeschreiblich schöner Kuss her? Und Lea! Sie war ein naturtalent im Küssen und ich wollte gar nichts anderes mehr mit ihr tun.

Immernoch total versunken in dem Spiel unserer Zungen, legte ich meine Hand in Leas Nacken. Ganz zärtlich berührte ich sie dort und spürte, wie ein Schauer über ihren Körper lief. Ihre Hand lag an meiner Wange und sie fing an, sie leicht mit dem Daumen zu streicheln. Ein paar Sekunden genossen wir dieses wunderschöne Gefühl einfach. Oder genoss ich es nur? Keine Ahnung. Für mich fühlte es sich einfach nur furchtbar toll an und gerne hätte ich diesen Kuss Stunden länger ziehen können. Jedoch als der aller letzte Aufruf für Leas Flieger aus den Lautsprechern dröhnte, lösten sich Leas Lippen von meinen. Zeitgleich öffneten wir unsere Augen und sahen uns an. Das erste, was ich sah, waren die Tränen auf Leas Wangen. Das brachte mich fast um. Warum weinte sie? Hatte sie den Kuss etwa nicht so empfunden, wie ich es getan hatte?

"Mein Flug geht jetzt. Pass bitte auf dich auf, ja? Ich werde dich unbeschreiblich doll vermissen, hörst du? Bitte finde ein Mädchen, die es verdient hat, von dir geliebt zu werden."
Lea ging dann durch die letze Kontrolle, bis sie hinter der Glasscheibe auftauchte und ich sie bis zum Flugzeug verfolgen konnte.
Dann stieg sie ein. Und nachdem sie aus meinem Sichtfeld verschwunden war, sackte ich augenblicklich zusammen und weinte einfach nur. Wie konnte sie jetzt in dieses verdammte Flugzeug einsteigen und mich hier sitzen lassen? Das wars dann scheinbar mit uns. Obwohl es meine große Liebe gewesen war und ich wahrscheinlich nie wieder eine Frau so sehr Lieben würde, so wie ich Lea geliebt hatte.

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