Teil 38

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Diesen zickige Unterton in ihrer Stimme konnte man einfach nicht überhören. Sie hatte jetzt bereits 3 Wörter gesprochen, und ich hatte jetzt schon die Schnauze voll von dieser alten Schachtel. "Frau May, schön sie zu sehen.", sagte ich mit viel zu hoher Stimme und einem sichtlich aufgesetztem Lachen im Gesicht. Sie war meine Vermieterin, deshalb musste ich mich ihr gegenüber immer lieb verhalten, sodass sie mir nachher nichts böses nachweisen könnte. Natürlich wusste sie, dass ich sie nicht ausstehen konnte. Sie mich ja ebenso wenig. Aber das wir mir sowas von scheiß egal! Ich meine, sie konnte mich nur rausschmeißen, wenn sie etwas beweisliches gegen mich in der Hand hätte. Mit mehreren Mieterhöhungen hatte sie mir schon oft genug gezeigt, dass sie mich rausekeln wollte. Ich wäre natürlich nicht ich, wenn ich das einfach so auf mir sitzen lassen würde.

Jedenfalls kam Frau May dann auf uns beide zu. Samu stand irritiert neben mir und hatte auch schon die ganzen Taschen abgestellt. Ich dachte eigentlich, sie hätte Samu nicht erkannt, da sie ja schon ziemlich alt war. Aber anscheinend wusste sie genau, wer da gerade vor ihr stand. "Was machen sie denn mit so jemandem hier?", fragte sie mich. "Ich wüsste nicht, was sie das angeht.", entgegnete ich. "Nun ja, wenn sie deswegen keine Miete bezahlen, geht mich das sehr wohl etwas an." Oh Mist! Das hatte ich total vergessen. In dem ganzen Stress in letzter Zeit, hatte ich da überhaupt nicht dran gedacht. "Ich bezahle immer unregelmäßig, das wissen sie doch.", versuchte ich mich rauszureden. Vielleicht würde sie mir das ja glauben... In diese. Alter war das ja so eine Sache mit dem Gedächtnis.

"Verkaufen sie mich nicht für dumm! Bis morgen früh um 6 liegt das Geld bei mir im Briefkasten." Sie war nun wirklich sauer. Aber mir war das ziemlich egal. "Achja, die 100 Euro für die große Vase, die im Flur stand,  können sie mir gleich auch noch geben.", fügte sie grinsend hinzu. Bitte was? Ich hatte doch gar keine Vase gschrottet!

"Sie war ein Erinnerungsstück meines toten Mannes und kaum kommt ihre komische Freundin hier her, liegt sie in tausend Scherben zerstreut auf dem Kellerboden." Elena! Sie war doch nur hier her gekommen, um meine Blumen zu gießen! Aber im Endeffekt war mir auch das egal. Elena war eine gute Freundin und sie würde auch für den Schaden aufkommen, da war ich mir sicher.

Was würde Frau May eigentlich sagen, wenn sie erfahren würde, dass ich nun ein halbes Jahr nicht da sein würde? War das nicht eigentlich ein guter Zeitpunkt, das anzusprechen? Wenn wir uns doch gerade so schön unterhalten hatten! "Da wäre noch was, was sie vielleicht wissen sollten.", fing ich an. Ich wollte meinen Satz gerade beenden, als sie mir dazwischen quatschte.

"Sag mir jetzt bloß nicht, dieser super reiche Rockstar will zu dir ziehen. So einen verstrahlten Typen, der nur Geld und Sex im Kopf hat, dulde ich hier nicht. Ich habe keine Lust, die ganzen Weiber hier ständig kommen und gehen zu sehen. An deiner Stelle hätte ich mir so einen gar nicht ausgesucht.", sagte sie und sprach somit direkt in Samus Gesicht.


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