Teil 64

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-Samus Sicht-

"Samu, lass das sein! Es reicht langsam!" - "Nein, ich will nicht." Riku versuchte mich schon seit einer gefühlten Ewigkeit zum Bus zu bringen. Aber ich wollte Alkohol. Ich brauchte Alkohol. Ich hatte mit jeder Reaktion von Lea gerechnet. Aber nicht damit, dass sie wortlos verschwindet. Das verletzte mich tief.
"Einen Tequila.", rief ich dem Barkeeper entgegen, der nur die Augen verdrehte. "Samu, es reicht! Du kommst jetzt mit zum Bus.", Riku zerrte an mir. Ich wollte aber partout nicht hier weg. Am liebsten würde ich hier die ganze Nacht über verweilen und trinken, bis nichts mehr geht.

Lea hatte mich so verletzt. Erst musste ich mir ansehen, wie sie mit diesem halbwüchsigem Bubi rummacht, dann gestand ich ihr meine Liebe und sie haute einfach ab. Ihr diese drei Worte zu sagen, brauchte -trotz des Alkohols- viel Überwindung. Ihr Verhalten zeigte doch eigentlich, dass sie meine Liebe absolut nicht erwiderte. Und echte Freunde würden auch nicht einfach so abhauen. Anscheinend hatte ich mich echt in Lea getäuscht.

Nachdem ich meinen Tequila in einem Zug ausgetrunken hatte, schleppte ich mich zu Riku, der draußen am Eingang stand und rauchte.
"R..Riku?", lallte ich. "Endlich! Komm, wir gehen!" - "Nein, Riku. Bitte."
Einzelne Tränen fanden den Weg über mein Gesicht. Im nächsten Moment fing ich heftig an zu lachen. Dummheit! Ich lachte über meine eigene Naivität. Wie blöd konnte ich eigentlich sein, um zu glauben, dass Lea auch Gefühle für mich hatte. Schwachsinnig!

"Komm her.", sagte Riku und nahm mich in seine Arme. Ich war so froh, dass er da war. Ich brauchte ihn so doll und er war da. "Sie ist für mich gestorben.", schrie ich in die Nacht hinein. "Sag sowas doch nicht.", ermahnte mich Riku.
"Oh doch. Das verzeihe ich ihr nicht.", wisperte ich. Immerhin wusste sie die Geschichte mit Sari. Sie müsste doch eigentlich genau wissen, wie sensibel ich war, bei dem Thema frauen.

Der Weg zurück zum Bus war alles andere als einfach. Wie oft stolperte ich und blieb auf dem Boden liegen? Wie oft musste ich mich mitten auf der Straße und sogar im Taxi übergeben? Und wie viele Tränen hatte ich geweint? Keine Ahnung, habe irgendwann aufgehört zu zählen. Aber Riku war an meiner Seite und half mir, immer wenn ich Hilfe benötigte. Allein deswegen kamen wir irgendwann auch im Bus an.
Es herrschte dort absolute Stille. Die Vorhänge vor den Betten waren alle zu und man spürte gar keine Anwesenheit von niemandem. Ich ging gezielt auf mein Bett zu und schlief daraufhin sofort ein. Der nächste Morgen ähnelte der vorigen Nacht: Der nächste Morgen war einfach nur die Hölle!

Unholy GroundWo Geschichten leben. Entdecke jetzt