Teil 25

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-Samus Sicht-

Ich musste noch ungefähr 3 Minuten warten, bis sich Lea zu mir aufs Bett gesellte. Sie trug bloß eine von Rikus Boxershorts und einen grauen Strickpulli. In dem Pulli sah sie so aus, als würde sie jede Freie Haut ihres Oberkörpers verdecken wollen und sofort entwickelten sich Schuldgefühle bei mir. "Listen, Lea. I'm very sorry for my behaviour." - "Ist gut, Samu."
Aber war es das wirklich? Ich war mir da selbst nicht so sicher. "I don't belive you." Lea schaute auf den Boden und spielte mit dem unteren Teil ihres Pullis. "Lea, schau mich an." Sie schüttelte mit dem Kopf. Irgendwie war die Situation zwischen uns beiden komisch.

Normalerweise zickten wir uns jede freie Minute an. Und nun? Wir hockten mitten in der Nacht, nebeneinander auf einem Bett, und schwiegen uns an. Das aller komischste war jedoch, dass dies alles andere als bedrückend war. Ich genoss ihre Nähe einfach nur. War es der Auftritt vorhin, der mich so beeinflusst hatte? War Lea vielleicht gar nicht so schlimm, wie ich sie anfangs eingeschätzt hatte?

"Darf ich dich was fragen?", kam plötzlich von ihr. "Warum bist du aufeinmal so nett von mir?" Ja, genau dies fragte ich mich auch gerade. Ich konnte sie doch eigentlich nicht ausstehen. Und dazu hatte ich ja auch meine Gründe gehabt. "Vielleicht, weil ich einfach erkannt habe, dass du eigentlich eine tolle Frau bist." - "Nein, ich bin keine tolle Frau. Ich stehe mir oft selbst im Weg, weißt du?"

Wie war das denn jetzt gemeint? Sprach sie ihre große Klappe an? Aber so war es doch bei mir eigentlich auch. Ich machte mir selber Feinde durch mein mieses Verhalten.
Ich hatte jedoch einfach keine andere Wahl. Ich musste mir Feinde machen, denn Freunde gab es bei mir schon längst nicht mehr. Sie würden mich alle verletzen. Besonders die Frauen und das wollte ich nicht riskieren. Bis auf meine Familie hatte ich fast alle aus meinem Leben gestrichen. Natürlich vertraute ich auch auf meine Bandkollegen, wenn es drauf an kam. "Kenne ich.", antwortete ich ihr schlussendlich. Sie entgegnete mit einem herzlichen Lächeln. "Kann ich dich noch was fragen?", fragte sie. Das Lächeln hatte sich aus ihrem Gesicht gestrichen. Ich nickte bloß. "Was ist damals vorgefallen, dass du so Angst davor hast, anderen zu vertrauen?" Woher wusste sie das denn jetzt? War ich so durchschaubar? Ich wollte erst sofort wieder auf sie los gehen und sie fragen, was sie das überhaupt angehen würde. Aber war es das alles Wert? Sollte ich nicht einmal über meinen Schatten springen und es jemandem erzählen? Bis jetzt wusste einzig und allein meine Schwester davon Bescheid. Sie wusste als Einzige, was wirklich passiert war.

War es möglicherweise nicht doch viel zu riskant es ihr zu sagen? Wir waren uns doch völlig fremd. Ich entschied mich aber dann doch dazu, mich ihr anzuvertrauen.

"Bevor ich es dir erzähle, kannst du mir was versprechen?", Lea nickte. "Du darst keinem etwas davon sagen. Wenn du jemandem auch nur ein Wort darüber verlierst, mache ich dir dein Leben zur Hölle, verstanden?" - "Ich verspreche es, Samu.", Lea zuckte mit ihren Mundwinkeln.

"Okay, pass auf. Wenn du alles gesagt hast, zeige ich dir meine gesamte Schulter und den Rücken. Von mir aus auch die Geschichte dazu." Oh, das hatte ich überhaupt nicht erwartet und um Gottes Willen auch nicht gewollt. "Du musst nicht, wenn.." - "Doch, das bin ich dir dann schuldig.", unterbrach sie mich.
Dann fing ich an, ihr die gesamte Wahrheit zu erzählen.

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