Teil 87

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Welches Wort konnte meine Gefühle wohl gerade am besten wiederspiegeln?
Enttäuschung? Oder Verletzung? Oder doch eher Wut? Alles, weil Samu sich nicht zusammenreißen konnte um eine Reaktion von sich zu geben. Er stand unverändert da, als hätte er die vergangenen Minuten nicht erlebt oder mir wenigstens zugehört.
Eine weitere Bestätigung dafür, dass seine Gefühle für mich komplett unterschiedlich waren,  als meine für ihn.
Warum tat das denn eigentlich immernoch so weh? Immerhin war mir das ja schon längst klar!

"Ich komme morgen früh, bevor ihr nach Stuttgart fahrt um mich von euch allen zu Verabschieden. Hoffentlich findest du dann ja die passenden Worte dazu. Machs gut bis dahin.", flüsterte ich und gab ihm einen leichten Kuss auf die, von den Tränen angefeuchtete, kalte Wange.
Dann rannte ich zurück zu den Parkplätzen und ich war echt froh, dort keinen angetroffen zu haben.

Als mich Elena dann abgeholt hatte, und wir gemeinsam in ihre Wohnung gefahren waren, konnte ich alles in Ruhe nochmal verdauen. Natürlich war ich total dankbar dafür, meine beste Freundin dafür an meiner Seite zu haben.

".. Er hat nichts gesagt? Also ich meine er war wirklich still?" - "Ja, er hat sich nichtmal bewegt. Deswegen wollte ich es ihm nie sagen, weißt du? Genau vor so einer Reaktion hatte ich Angst." - "Aber es wurde auch mal langsam Zeit, dass du es ihm gesagt hast. Jetzt weißt du wenigstens, woran du bist."
Elena und ich saßen in einer Decke eingewickelt auf dem Sofa und schlürften Tee. Es tat wirklich gut,  mit ihr darüber geredet zu haben.

"Brauchst du denn noch etwas für morgen? Ich meine, hast du alles?" - "Jap. Meine Klamotten sind in den Koffern verstaut und meine Reiseunterlagen und sowas hab ich auch. Meine Papiere für den Leihwagen und die Ferienwohnung muss ich noch ausdrucken." - "Gott, Lea ich werde dich so vermissen! Bist du dir auch wirklich sicher, dass du gehen willst?" - "Ja, ich werde das durchziehen! Außer dir hält mich ja sowieso nichts mehr hier."
Sie schlang ihre Arme um mich und zog mich in eine Umarmung.

"Wenn ich wieder da bin, bringe ich dir ein Känguru mit. Du findest Hunde ja langweilig.", lachte ich dann, um die traurige Stimmung zu lösen. Warum war ich eigentlich trotzdem noch so mies drauf? Sollte ich mich nicht eigentlich auf mein neues Leben in meinem Traumort freuen? Das war sicherlich nur der schwere Start. Ich war mir sicher, dass ich die Zeit in Australien ziemlich genießen würde.

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