Kapitel 125. Eine entscheidende Stunde

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Es war eine halbe Stunde vor Mitternacht.
Die Aufregung im Saal wurde immer größer.
Vor wenigen Minuten war der Polizeipräsident auf dem Fest erschienen und erklärte noch einmal alles.
"Wir werden gleich einen roten Teppich auslegen, der bitte von niemandem betreten wird!", sagte er, "Wählen sie ihre Seite aus und bleiben sie hinter der Absperrung! Diese Wesen sind schüchtern, wir wollen sie nicht ängstigen! Ich rufe jeden in diesem Saal dazu auf, dass er sie auf keinen Fall berührt! Und seien sie bitte leise, ihr Gehör ist äußerst empfindlich! Fragen können nach der Unterzeichnung beantwortet werden, sofern sie damit einverstanden sind! Aber was gestern in Troyes passiert ist, sprechen wir nicht an! Ihre persönlichen Anliegen gehen uns nichts an!"
"Schätze, wir müssen gehen!", sagte Ora, "Sonst kommen wir nichtmehr raus!"
"Geht klar, viel Glück!", sagte Anna.
"Können wir brauchen!", sagte Rewe nervös.
"Kein Grund sich zu fürchten, diese Leute freuen sich auf euch!", sagte Madame Rousseau.
"Die meisten schon...", sagte das Mädchen und ließ den Blick über die Menge schweifen, "Aber danke! Gehen wir!"
Sie verließen die Party und teleportierten sich nach hause.
Dort zog die Frau ihre Rüstung an und der Drache zauberte sich einen langen, lilafarbenen Rock, der mit Lederbändern festgehalten wurde, die ein Flechtmuster um ihren Bauch bildeten.
Auch ihr Diadem setzte sie auf.
Ihrer Tochter zauberte sie ebenfalls ein gleichfarbiges Kleid und ein Diadem.
"Jetzt bist du eine richtige Prinzessin!", sagte sie und lächelte.
Sie nahm das Baby in den Arm und dann gingen sie ins Ende, um Taran und Jade zu holen.
Diese warteten bereits voll bekleidet auf sie.
Sie hatten ähnliche Rüstungen an, wie Rewe, doch ohne Helme und mit lilafarbenen statt goldenen Verzierungen.
Mund und Nase hatten sie von schwarzen Tüchern verdeckt, um gefährlicher zu wirken.
Da sie in Drachen- sowie Menschengestalt die gleiche Größe und ähnliche Farben hatten, passten sie gut zusammen.
"Haben wir alles?", fragte die Königin, "Dann können wir ja gehen, nicht? Um Punkt Mitternacht müssen wir da sein!"
"Natürlich, machen wir uns auf den Weg!", sagte Jade, "Wir sind bereit! Auch wenn sich keiner von uns ganz sicher ist, ob das eine gute Idee ist!"
"Wir müssen drauf vertrauen!", sagte der Vogel, "Wird schon schiefgehen!"
"Das ist die richtige Einstellung!", sagte die Drachin, "Los, kommt!"
Sie erzeugte ein Portal, durch das sie hindurch gingen.
Sie landeten im Wald an der Stadtgrenze, von dem die Konzerthalle nur noch einen kurzen Weg entfernt war.
Der Papagei sah auf die Uhr.
"Manchmal ist die Zeit im Ende auch ganz praktisch!", sagte sie, "Es ist zehn Minuten vor Mitternacht!"
"Perfekt, dann ab geht's!", sagte Ora.
Sie gingen auf die Halle zu.

Als sie fast da waren, war es schon beinahe Mitternacht.
In etwas Abstand zur Tür standen zwei Polizisten, die auf sie zu warten schienen.
Rewe stellte ihre Stimme um, bevor sie zu ihnen gingen.
"Warum steht ihr hier in der Kälte?", fragte das Mädchen.
"Wir sollen euch begrüßen!", sagte einer der Männer, "Nur der Höflichkeit halber!"
Der Drache lächelte.
"Dann gehen wir nach drinnen, nicht?", fragte sie, "In zwei Minuten ist es Mitternacht!"
Sie gingen in Richtung der Tür, doch die Frau zögerte.
"Kommst du?", fragte die Königin.
"Ähm... k... klar!", sagte der Vogel zögerlich.
Die Drachin lächelte mitfühlend.
"Bleib einfach neben mir!", sagte sie, "Nervöser als ich kannst du garnicht sein!"
"Sagt die, für die es normal ist, vor etwa zweitausend Artgenossen zu reden!", sagte der Papagei, "Ich bin noch nicht so lang adlig wie du!"
"Punkt für dich!", sagte Ora, "Aber du kannst das auch!"
Sie packte ihren Arm und zog ihn an die andere Seite ihrer Hüfte.
"So, und da bleibt er, ok?", fragte sie, "Das kriegst du doch hin?"
"Sollte ich schaffen!", sagte Rewe, "Solange ich nicht reden muss!"
In diesem Moment läutete die Kirchturmglocke in der Nähe.
"Dann mal los!", sagte das Mädchen.
Die Polizisten öffneten die Tür und die Drachen traten hindurch in den lichtdurchfluteten Saal.
Die Menschen darin waren tatsächlich sehr leise.
Nur leises Getuschel überdeckte eine unangenehme Stille.
Alle sahen die ungewöhnlichen Wesen erstaunt und neugierig, doch trotzdem respektvoll an.
Unter diesen breitete sich leichtes Unbehagen aus, doch sie ignorierten es einfach.
Die beiden Wachen behielten immer eine Hand an ihren Schwertgriffen und musterten die Menge misstrauisch.
"Kommt rauf, kein Grund, schüchtern zu sein!", sagte der Polizeipräsident in das Mikrofon vor ihm.
Sein Gesicht war groß auf zwei Bildschirmen rechts und links der Bühne zu sehen.
Der Drache hielt die Hand ihrer Freundin sanft fest, damit diese ihr hinterher kam.
Sie gingen die kurze Treppe nach oben.
Der Mann schüttelte der Königin die Hand.
"Schön, dass ihr zu uns gefunden habt!", sagte er und lächelte.
"Ich denke, unsere Anwesenheit auf diesem Fest ist von allgemeinem Interesse, oder nicht?", fragte die Drachin und lächelte ebenfalls.
"Das ist wahr!", sagte der Erwachsene, "Können wir?"
Er wies sie zum Sprechpult, auf dem zwei zusammengeheftete Blätter Papier lagen.
Ora ging mit ihrem Sohn im Arm dorthin.
Sie las sich die Blätter innerhalb weniger Sekunden vollständig durch.
"Wenn du fertig bist, dann bitte hier unterschreiben!", sagte der Beamte und zeigte auf eine Linie unten auf der zweiten Seite.
Er hielt ihr einen Stift hin.
"Ist es ein Problem, wenn ich mit meiner Farbe unterschreibe?", fragte das Mädchen.
"Was ist denn deine Farbe?", fragte der Polizeipräsident.
"Lila!", sagte der Drache, "Es ist die Farbe der Königsfamilie, wissen sie?"
"Das wäre in Ordnung, aber wir haben keinen Lila Stift!", sagte der Mann.
"Ich habe meinen eigenen!", sagte die Königin.
Auf dem Pult erschien ein lilafarbenes Tintenfässchen mit einer gleichfarbigen Feder.
"Gut, dann bitte!", sagte der Erwachsene.
Die Drachin nahm die Feder und setzte mit ihrem freien Arm ihren Namen auf die Linie.
"War es das?", fragte sie.
"Das war es schon, ja!", sagte der Beamte und lächelte.
Sie gaben sich die Hände.
Die Menschen im Saal fingen an, zu klatschen.

Die Königin der DrachenWhere stories live. Discover now