Kapitel 105. Ereignisreicher Tag

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"Also, jetzt erzähl!", befahl Maelle, als sie im Wald gingen, "Was ist mit der Zahnfee passiert?"
"Wisst ihr, das ist schon sehr sehr lange her!", sagte Ora, "Ich war noch garnicht auf der Welt! Die Zahnfee wurde vor sehr langer Zeit in eine unterirdische Gruft gesperrt! Sie lebt bis heute dort! Ich versuche schon lang, den Zauber, der sue dort festhält, zu brechen, aber bis jetzt hab ich es noch nicht geschafft!"
"Wer tut denn sowas?", fragte Adelina, "Die Arme!"
"Eure Vorfahren tun sowas!", sagte der Drache, "Sie haben sie dort eingesperrt!"
"Wie bitte?!", fragte Mae ungläubig, "Aber warum denn?"
"Na ja, damals ging das Gerücht um, die Zahnfee hätte Kindern die Gebisse herausgerissen!", sagte die Königin, "Es sind damals wirklich einige Kinder morgens ohne Zähne aufgewacht! Natürlich fiel der Verdacht direkt auf sie! Heutzutage weiß man, dass es ein anderes Wesen war, aber sie wurde auf ewig in dieses Gefängnis verbannt!"
"Wie soll eine Fee ein ganzes Gebiss rausreißen?", fragte Rewe verwirrt.
"Die Zahnfee ist eigentlich keine Fee!", erklärte die Drachin, "Sie ist menschengroß und hat durchaus die Kraft dazu, sowas zu tun! Sie hat eine sehr niedliche Geschichte! Wisst ihr, sie hatte auch einmal ein Kind! Einen kleinen Jungen! Er hatte eine schwere Krankheit, wegen der seine Zähne so instabil waren, dass er nicht damit essen konnte! Seine Mutter war Magierin und versprach ihm, sie würde ihm echte Zähne geben! Das konnte sie aber nicht ohne die benötigten Materialien! Deshalb brach sie Nachts in die Häuser von Menschen ein und stahl die frisch herausgefallenen Zähne von anderen Kindern unter dem Kopfkissen heraus! Damals glaubte man, es würde Glück bringen, seine Zähne für eine Nacht unter das Kissen zu legen! Die Frau nahm die Zähne und hinterließ den Kindern aber als Trost ein Goldstück! Das tat sie viele Tage lang, bis sie genug hatte, um ihrem Sohn funktionierende Zähne zu geben! In ihrem Dorf verbreitete sich gleichzeitig die Legende von der Zahnfee und jedes Kind freute sich morgens über das Geld unter dem Kissen! Die Magierin brachte es nicht übers Herz, ihnen die Wahrheit zu sagen, weshalb sie immer weiter machte! Sie schöpfte unglaubliche Kräfte aus den Zähnen und wurde unsterblich! Ihre Flügel bestehen sogar auf Zähnen! Aber irgendwann wurde sie verbannt und die Eltern übernahmen ihren Dienst! Die echte Zahnfee wurde über die Jahre hinweg vergessen, bis sie zu einer angeblich erfundenen Geschichte wurde!"
Die Menschen sahen sich gegenseitig schuldbewusst an.
"Gibt es keinen Weg, sie zu befreien?", fragte Linas Mutter.
"Ich habe keinen gefunden!", sagte Ora.
"Wird sie uns denn überhaupt sehen wollen?", fragte Maelle, "Können wir ihr mit etwas Freude machen?"
"Wenn ihr zufällig irgendwo Milchzähne rumliegen habt, dann würde sie sich sicher darüber freuen!", sagte der Drache.
"Wir haben noch welche daheim!", sagte Madame Fontaine.
"Im Ernst?", fragte ihre Tochter.
"Klar!", sagte die Frau, "Wo sollen sie denn hin sein?"
Das Mädchen sah sie verwirrt an.
"Dann haben wir jetzt die Möglichkeit, sie loszuwerden!", sagte sie, "Das ist doch in Ordnung für euch, oder?"
"Ja, klar!", sagte ihre Mutter, "Wir können sie schnell holen!"
"Ich bring dich hin, du holst sie, dann kommen wir wieder!", sagte die Königin, "Geht schnell!"
Sie schnappte sich die Frau und teleportierte sich beide in deren Wohnung.
Diese sah schnell in eine Schublade und holte ein kleines Schächtelchen heraus.
"Das wär's schon!", sagte sie.
Die Drachin brachte sie zurück in den Wald.
"So, dann können wir sie jetzt besuchen!", sagte sie, "Da vorne ist es schon!"
Sie kamen an einen sehr alten Friedhof, der bereits stark überwuchert war.
Sie gingen in die bereits zerfallene Gruft, die in der Mitte stand.
"Ist das nicht gefährlich?", fragte Adelina, als sie die bröckeligen Mauern sah.
"Nein, das Teil wird mit Zaubern gehalten!", sagte Ora, "Das ist sicher, auch wenn's nicht so aussieht!"
Sie gingen die Treppe nach unten in den unterirdischen Raum.
"Joscelin Dent heißt sie!", sagte das Mädchen, "Ihren Nachnamen hat sie sich selbst ausgesucht, falls ihr euch wundert!"
Sie ging zu besagtem Grab.
Sie zog die Steinplatte aus der Fassung und legte sie vorsichtig zur Seite.
"Bitte nach euch!", sagte sie und wies die anderen in den leeren Schacht hinein.
"Im Ernst?", fragte Maelle.
"Ja, ihr Gefängnis ist da drin!", sagte der Drache.
Die Menschen sahen sich gegenseitig ungläubig an, doch krochen schließlich nacheinander durch den Schacht.
Die Königin kam als letzte hindurch.

Die Königin der DrachenWhere stories live. Discover now