Kapitel 55. Abbruch

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Sobald Ora wieder im Haus war, verwandelte sie sich zurück und lief aus dem Stammraum nach draußen, bevor ihre Freunde fragen konnten, was passiert war.
"Ich bringe diesen Kerl um!", knirschte sie als niemand in der Nähe war, und fuhr ihre Krallen aus, "Und zwar nicht auf die sanfte Art!"
In diesem Moment hörte sie in ihrem Kopf ein lautes Piepsen.
"He, ihr zwei!", sagte sie wütend, "Ein bisschen leiser, wenn ich bitten darf!"
"Hö. u drrshh... wieder?", fragte jemand.
Das Mädchen konnte nicht ganz einordnen, wer von den beiden es war.
"Wie bitte?", fragte sie verwirrt.
"Versrrrrnnnn du uhrrrrssss?", hörte sie wieder.
"Ich glaube, irgendwas stört den Kontakt!", sagte der Drache, "Versucht mal, die Frequenz einzustellen! Dafür braucht ihr nur an dem hier drehen!"
Sie tippte in mit ihrer Schnauze die Luft und auf dem Zauberspiegel entstand ein schwarzer, digitaler Regler.
Es rauschte kurz und dann war es leise.

"Geht es jetzt?", fragte Lina.
"Perfekt!", sagte die Königin.
"Jetzt reden wir aber mal über deinen Plan, Barty Crouch umzubringen!", sagte Mae, "Ich sage nur: Vergiss es!"
"Wieso?", fragte die Drachin, "Er hat es doch verdient!"
"Kann schon sein, aber wenn du ihn umbringst, landest du schnurstracks in Azkaban!", sagte das Mädchen, "Mal abgesehen davon, dass du garnicht an ihn ran kommst!"
"Och, wenn ich will, komme ich überall hin!", sagte Ora und schnaubte, "Aber ok, ich werde noch einmal Gnade walten lassen!"
"Wo willst du überhaupt hin?", fragte Adelina.
"Dorthin, wo ich diesen Typen am meisten störe!", sagte der Drache, "Wer weiß, vielleicht erwische ich ihn ja bei irgendwas!"
"Und was wäre das?", fragte das Mädchen.
"Keine Ahnung... ein privates Gespräch oder so!", sagte die Königin.
Dann ging sie einfach weiter.
Die beiden Freundinnen waren wieder still und ließen sie ihr Ding tun.

Ora fand ihren "Freund" schnell.
Er stand in der großen Halle und sprach mit Dumbledore.
Das Mädchen lauschte und fand schnell heraus, worüber sie sprachen.
"Tut mir leid, doch sie ist nicht zu verkaufen!", sagte der Professor, "Sie ist ein lebendes Wesen und muss selbst entscheiden, was sie tut! Wir hatten abgemacht, dass sie hier bleibt! Der Minister hat es sogar bestätigt!"
"Ich zahle ihnen was sie wollen!", sagte Crouch, "Sie wird es bei mir gut haben!"
"Das glauben sie doch selbst nicht!", sagte der Schulleiter, "Ich werde sie nicht für jedes Geld der Welt gegen ihren Willen dazu zwingen, mit ihnen zu gehen! Wenn sie unbedingt einen Leibwächter brauchen, legen sie sich einen Hund zu!"
"Ein Hund?", fragte der Beamte, "Das soll wohl ein Witz sein!"
"Denken sie, was sie wollen, aber sie wird nicht mit ihnen kommen!", sagte der Direktor, "Nicht, solange sie es nicht selbst will! Und jetzt entschuldigen sie mich bitte, ich habe noch zu tun!"
Er ging nach draußen und verschwand um die Ecke.
"Ich kriege sie schon, verlassen sie sich darauf!", rief der andere Mann ihm nach.

Der Drache war völlig fassungslos.
"Der will mich doch nicht im Ernst kaufen, oder?!", fragte sie leise.
"Hörte sich ganz so an!", sagte Lina, "Aber keine Sorge, Dumbledore sorgt dafür, dass er dich nicht kriegt!"
Die Echse lief in die Halle, um Crouch die Meinung zu sagen.
"Ach, hallo Ora!", sagte dieser, "Wir haben gerade von dir gesprochen!"
"Du dumme Ausgeburt einer Kakerlake, du... Mistkerl du... du dämliche Schlange!", warf die Königin ihm an den Kopf, "Ich hoffe, du verreckst an deinem dämlichen Grinsen, du... du Scheusal!"
Sie lief am Gitter hin und her, als würde sie einen Ausgang suchen.
"Ora, mach mal langsam!", sagte Maelle mit zusammengebissenen Zähnen, "Pass auf, was du sagst!"
"Na, wer wird denn gleich so böse sein?", fragte der Mann und grinste.
Er kam näher und blieb vor ihr stehen, sodass sie ihn gerade so nicht erreichen konnte.
"Ich könnte dich jetzt wegen Beamtenbeleidigung einsperren lassen!", sagte er, "Aber dann komme ich nicht mehr an dich ran!"
Die Drachin ging ein Stück zurück und lief auf ihn zu, doch wurde wieder durch das Gitter gestoppt.
"Ich kriege dich schon noch, warte nur ab!", sagte sie und versuchte es nochmal.
Sie krachte immer wieder gegen die Stäbe, bis ihr schließlich der Kopf wehtat.
Dann knurrte sie nur noch schwach.
"Willst du dir lieber den Kopf einschlagen, als mit mir zu kommen?", fragte der Erwachsene.
"Lieber bleibe ich mein ganzes Leben lang hier eingesperrt, als dich vor irgendetwas zu beschützen!", schnaubte Ora und verschwand wieder.
Sie zog sich in ihr Büro zurück, welches vollkommen vergittert war, und legte sich auf das Sofa.
"Ich kann das nicht mehr!", jammerte sie, "Wir brechen dieses Experiment ab, sofort! Und dann machen wir garnichts mehr!"
Die Mädchen seufzten.
"In Ordnung, aber sag zumindest auf wiedersehen!", bat Mae, "Einfach abhauen geht nicht, auch wenn wir das alles nicht abspeichern!"

Der Drache lief nach oben zu Dumbledore und bedankte sich bei ihm.
Den Schülern erklärte sie alles.
Von der anderen Welt bis zu ihren Freundinnen.
Dann verabschiedete sie sich und ging.
Die Mädchen stoppten die Geschichte und die Echse kam zurück zu ihnen.
Sie verwandelte sich und setzte sich neben sie auf das Sofa.
Kurz war es ruhig, doch dann brach sie in Tränen aus.
Ihre Freundinnen fühlten sich schlecht und wollten sie trösten.
Ihre Lehrerin kam herein, da sie ein Schluchzen gehört hatte, und beruhigte die Königin, während die Schülerinnen sämtliche Dateien löschten, auf welchen sie zu sehen war.
"War es denn so schlimm?", fragte Rousseau leise, sobald die Drachin in ihrem Arm eingeschlafen war.
"Ich glaube, sie hat sich an etwas erinnert!", sagte Lina, "Du weißt schon, das mit dem Schiff, was sie uns erzählt hat! Das war wahrscheinlich einfach zu viel für sie! Ich meine... wir sind auf einem Schiff UND jemand hat gesagt, er möchte sie kaufen!"
"Erklärt ihr mir das?", fragte die Frau.
Die Mädchen erzählten ihr die ganze Geschichte in kleinen Stichpunkten.
"Oh...", sagte die Lehrkraft dann, "Wisst ihr, ich könnte mir vorstellen dass... ich glaube, das könnte ein sehr traumatisches Erlebnis gewesen sein, auch wenn sie es nicht mehr so in Erinnerung hat! Da reicht oft eine kleine Erfahrung um sie wieder daran zu erinnern!"
"Das... das wussten wir nicht!", sagte Maelle, "Wir wollten es doch nur ausprobieren! Woher sollten wir den wissen, dass dieser Crouch so versessen darauf ist, einen Drachen zu besitzen?"
"Das konntet ihr ja nicht!", sagte Rousseau, "Aber ihr solltet in nächster Zeit nicht darüber reden! Lasst sie einfach glauben, das wäre ein böser Traum gewesen!"

Die Königin der DrachenWhere stories live. Discover now