Kapitel 108. Frieden?

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Ora ging wieder durch den Wald.
Und wieder hatte sie nichts zu tun.
Sie schlenderte eine Weile vor sich hin, bis sie etwas hörte.
Sie drehte sich um.
Da war der Junge aus dem Wald.
Er war ihr gefolgt und blieb vor ihr stehen.
Das Mädchen hob verdutzt die Augenbrauen.
Der Fremde musste zuerst Luft holen.
"Einem Moment noch, ja?", bat er erschöpft.
Der Drache schnaubte genervt.
Sie schlug mit dem Schweif in den Schnee.
"Darf ich dich etwas fragen?", fragte der Mann, als er wieder genug Atem hatte.
Die Königin nickte nur kurz.
"Ich glaube dir nicht ganz, dass du nicht sprechen kannst!", sagte der Jugendliche, "Ich weiß, dass man im Internet nicht alles glauben sollte, aber da bin ich mir ziemlich sicher! Du hast uns veräppelt!"
Die Drachin kicherte.
"Ich weiß garnicht, was du meinst!", summte sie vergnügt.
"Ich wusste es!", sagte der Teenager erfreut.
Ora grollte.
"Ich hoffe, dass das unser Geheimnis bleibt!", sagte sie, "Wir können nicht noch mehr Leute brauchen, die alles über uns wissen!"
"... aber ich dachte, ihr wollt uns alles zeigen!", sagte der Junge.
Das Mädchen sah ihn verwirrt an.
"Wie kommst du darauf?", fragte sie.
"Das haben doch deine Artgenossen in diesem Video gesagt!", sagte der Mann.
"... Video?", fragte der Drache.
"Na, ihr habt doch diesen Kanal aufgemacht!", sagte der Jugendliche, "Übrigens Respekt, 2000 Follower auf ein paar Tage kriegen nicht viele hin!"
Die Königin stockte.
"Du sprichst in Rätseln!", sagte sie.
"Du weißt also nichts davon?", fragte der Teenager verwundert.
Die Drachin schüttelte den Kopf.
"Warte mal...", sagte der Junge und zog sein Smartphone aus der Tasche.
Er tippte etwas herum.
"Hier, das hier!", sagte er und zeigte ihr ein Video, "Sie sind sogar grade Live!"
Ora runzelte die Stirn.
"Das... das geht doch nicht!", sagte sie, "Ist das der Grund, warum uns alle hinterher rennen?"
"... möglich...", sagte der junge Mann, "Warum? Stimmt was nicht?"
"Allerdings!", sagte das Mädchen, "Das sind Menschen! Sie belügen euch alle! Und stellen uns schlecht dar!"
"Oh... nicht gut, oder?", fragte der Jugendliche.
"Ganz und garnicht!", sagte der Drache, "Wegen ihnen hat meine Art Probleme und wird gejagt! Niemand von uns würde jemals ein solches Video machen! Wenn überhaupt! Ich kenne keinen, der jemals eine Kamera in der Hand hatte!"
"Sie benutzen übrigens auch Schimpfwörter...", sagte der Teenager, "Nicht, dass ich petzen wollen würde, aber du solltest es wissen!"
Die Königin knurrte.
"Wegen denen kriegen wir Ärger!", sagte sie, "Das kann ich nicht dulden!"
"W... was hast du jetzt vor?", fragte der Junge.
"Ich mische mich da mal ein wenig drunter!", sagte die Drachin, "Diese Lichtung ist nicht weit! Und du gehst besser nach hause!"
"Ist gut, denke ich", sagte der Mann, "Sei vorsichtig! Und... tut mir Leid, dass ich dir fast in den Fuß geschossen hätte!"
"War ja nur fast!", sagte Ora, "Wiedersehen!"
Sie gingen verschiedene Wege.

Das Mädchen machte sich auf den Weg zu der Lichtung.
Dort saßen ein Mädchen und zwei Jungen als Halbdrachen verkleidet mit einer ganzen Filmausrüstung.
"Tz tz, noch schlechter fälschen geht wohl nicht!", dachte der Drache, "Das wird lustig!"
Sie ging auf die Lichtung.
"Hey ihr, was macht ihr da?", fragte sie.
Die Menschen erschraken und sahen sie geschockt an.
"Was guckt ihr so, ist ein Monster hinter mir?", fragte die Königin und sah hinter sich.
"N... nein, wir... nicht so wichtig!", sagte ein Junge.
"Na dann!", sagte die Drachin, "Also, was macht ihr hier?"
"Wir... reden mit Menschen!", sagte der Fremde.
"Wozu das?", fragte Ora.
"Damit sie... erkennen, wer die Chefs sind!", sagte der "Drache".
Das Mädchen hob eine Augenbraue.
"Hatten wir nicht besprochen, dass wir uns versteckt halten?", fragte sie, "Wir wollen uns doch nicht in Schwierigkeiten bringen! Menschen sind schon neugierig genug! Apropros... ich hab euch bei der Versammlung nicht gesehen! Wie heißt ihr? Seid ihr neu hier?"
"Ähh... ja, wir sind neu hier!", sagte das Mädchen, "Ich bin Noèmie und die zwei sind Bastien und Renè!"
Der Drache hob die Augenbrauen.
"Interessante Namen!", sagte sie, "Hab ich so noch nie gehört! Eure Eltern müssen einen exotischen Geschmack haben!"
"Sind eben... französisch!", sagte Renè.
"Aha...", sagte die Königin.
"Und wie heißt du?", fragte Noèmie.
"Blusinjiaè!", sagte die Drachin, "Aber soweit ich gehört habe, nennen Menschen mich Sira!"
"Ähh... ok... wir benutzen den kürzeren, wenn's recht ist!", sagte Bastien.
"Wenn ihr meint!", sagte Ora.
Sie sah in die Kamera.
"Wie genau funktioniert das?", fragte sie, "Kennt ihr euch damit aus?"
"Wir haben uns ein wenig damit befasst und jetzt kennen wir uns aus!", sagte das Mädchen.
"Ok...", sagte der Drache, "Na ja, ich gehe dann mal wieder! Macht's gut!"
Sie ging zwischen ihnen hindurch und zog an einem von Renè's Flügeln.
Das Pappmachè hielt nicht lange und zerriss.
Die drei hielten die Luft an.
Die Königin grinste.
"Netter Versuch, meine Lieben!", sagte sie, "Aber niemand legt mich herein!"
Sie riss jedem von ihnen die Kostüme ab und warf sie in den Schnee.
"Die werdet ihr nichtmehr brauchen!", flüsterte sie ihnen ins Ohr, "Ihr seid erledigt!"
Sie ging zu der Kamera.
"Sollte noch einmal jemand versuchen, sich für solch sinnlosen Profit als einer von uns auszugeben, dann wird es Konsequenzen haben!", sagte sie, während sie darum herum ging.
Sie fuhr ihre Krallen aus und hielt sie in die Linse.
"Wir sind nicht feindselig!", sagte sie, "Aber durchaus in der Lage, einen Menschen schwer zu verletzen! Und glaubt mir, nicht viele meiner Artgenossen sind so zutraulich wie ich! Da kann schon einmal die ein oder andere Kralle ausrutschen! Wollt ihr Frieden, schließen wir uns an! Also denkt darüber nach!"
Sie beendete den Film und schaltete die Kamera aus.
Sie sah die drei Menschen an.
Diese wichen ängstlich zurück.
"B... bitte tu uns nichts!", bettelte Noèmie, "Wir wollten doch nur berühmt sein!"
"Das erreicht ihr aber nicht mit einer Lüge!", knurrte die Drachin, "Uns als gemeine Wesen bloßzustellen, schämt ihr euch nicht? Wisst ihr eigentlich, in welche Schwierigkeiten uns das bringt?"
"D... das tut uns leid!", schluchzte die Teenagerin, "Wir tun alles, ehrlich, aber tu uns nichts!"
"Ich möchte, dass ihr den Schwindel ganz aufklärt!", sagte sie, "Ihr sollt euch offiziell bei denen entschuldigen, die wegen euch in Schwierigkeiten stecken! Stellt euch vor die Kamera und zeigt euren sogenannten Freunden, wer ihr wirklich seid! Und ihr nehmt alles zurück, was ihr jemals gesagt habt! Ich möchte kein einziges unwahres Wort mehr über meine Art hören!"
Die Drei nickten.
"Und jetzt verschwindet aus diesem Wald!", sagte Ora, "Betretet ihn erst wieder, wenn eure Schulden beglichen sind!"
Die Menschen packten so schnell es ging zusammen und liefen davon.

Die Königin der DrachenTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang