Kapitel 119. Ausflug mit Hindernissen

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Die drei Drachen segelten beruhigt über den Wald.
"Es ist nichtmehr besonders weit!", sagte Ora nach einer Weile.
"Warum noch gleich fliegen wir dorthin?", fragte Rewe.
"Einfach so!", sagte das Mädchen, "Phoenix kommt ja sonst nicht zum fliegen!"
Sie sah nach vorne.
"Wenn wir in der Stadt sind, sprechen wir nurnoch mit Lauten!", sagte sie, "Kein einziges französisches Wort mehr! Das ist sicherer!"
"Ist gut, Mami!", brummte Phoenix.
"Warum sagst du immer nur 'ist gut, Mami'?", fragte ihre Mutter, "Du bist viel zu wenig nervig für ein Kind! Sag doch wenigstens mal... sowas wie 'okay' oder 'wenn es sein muss'!"
"Ist gut, Mami!", sagte das Kind.
Der Drache seufzte.
Die Frau lachte.

Kurz darauf kamen sie an die Stadtgrenze.
Sie stiegen etwas höher und flogen elegant zwischen ein paar Wolkenkratzern hindurch.
"Was haltet ihr von ein paar Kunststücken?", fragte die Königin.
"Ich bin dabei!", sagte der Vogel.
"Jaaaa!", rief die Kleine.
"Gut, dann los!", sagte die Drachin und stürzte sich in die Tiefe.
Die anderen beiden folgten ihr.
Sie sausten an einem Haufen Menschen vorbei, flogen unter einer kleinen Brücke hindurch und schossen dann zurück nach oben, sodass sie das Wasser durch den Wind mit sich schleuderten und nach oben zogen, bevor sie sich wieder im Gleitflug fingen.
Die Leute sahen ihnen begeistert hinterher.
Die Drachen segelten langsam tiefer, bis sie nur noch wenige Meter über dem Boden schwebten.
"Mami, mir ist kalt!", murrte Phoenix plötzlich.
Die beiden Freundinnen drehten sich sofort zu ihr um und blieben auf der Stelle stehen.
"Machen wir eine Pause!", beschloss Ora und landete auf einem niedrigen, flachen Hausdach, auf dem kein Schnee lag.
Ihre Tochter landete neben ihr und kuschelte sich sofort in ihren Flügel.
Rewe legte sich einfach daneben.
"Wir hätten vielleicht nicht so nah am Wasser fliegen sollen!", sagte das Mädchen, während sie ihre Tochter mit ihrer Zunge trocknete.
"Nächstes mal wissen wir's!", sagte die Frau.
"Aww, seht euch das an!", hörten sie plötzlich.
Eine Gruppe Minderjähriger stand in nächster Nähe auf einer Dachterrasse und beobachtete sie neugierig.
Einer von ihnen wollte über eine Leiter zu ihnen nach oben gelangen.
Der Drache stellte drohend die Schuppen auf und spannte ihre Muskeln an.
Ihre Pupillen wurden zu Schlitzen und sie fauchte.
Sie hielt ihren Kopf vor ihre Tochter und fletschte die Zähne.
Der Fremde brach sein Vorhaben sofort ab und stellte sich hinter die anderen.
Die Königin beruhigte sich.
"Ist das Ora?", hörten sie wieder.
Einige Menschen hatten sich unter ihnen auf der Straße versammelt.
Der Vogel senkte nun ebenfalls leise knurrend den Kopf.
Bevor die Drachin reagieren konnte, kletterte ihre Tochter plötzlich unter ihrem Flügel heraus und stolzierte zur Kante.
Sie streckte den Kopf interessiert nach unten, um die Gerüche aufzunehmen.
Eine junge Frau hielt frech ihre Hand nach oben, um sie zu berühren.
Ora sprang sofort ebenfalls zur Kante und knurrte laut.
"Finger weg von meiner Tochter!", fauchte sie.
Die Fremde trat sofort zurück.
Das Mädchen beruhigte sich.
"Nur angucken, nicht anfassen, kapiert?", fragte sie wütend, bevor sie zurück zu ihrer Freundin kletterte.
"Du hast eine verdammt coole Mutter, Kleine!", sagte ein junger Mann.
Der Drache schnaubte ein wenig genervt, doch legte sich wieder gemütlich hin.
Rewe legte einen Flügel über sie.
"Nicht aufregen, Darling!", brummte sie, "Sie wissen es doch auch nicht besser!"
"Wenn es um Phoenix geht, ist der Spaß vorbei!", knurrte die Königin.
"Weiß ich doch, Dummerchen!", sagte die Frau, "Aber es ist ja nichts passiert!"
"Ob das ihr Liebhaber ist?", hörten sie plötzlich, "Bei ihrer Schönheit muss sie fast einen Freund haben!"
"Bitte?", fragte der Vogel empört, "Sehe ich für die so männlich aus? Und wie kommen sie dazu, dich ohne meine Erlaubnis schön zu nennen?"
Die Drachin brummelte belüstigt.
"Mich kann jeder schön nennen, nur von dir liebe ich, es zu hören!", sagte sie.
Sie stubste sie sanft neckisch an.
Der Papagei grollte leise.
"Können wir weiter fliegen?", fragte sie.
"Ooch, lass den Menschen doch ihren Spaß!", sagte Ora und sah sie mit großen Hundeaugen an.
Rewe schnaubte.
Sie warf sie mit einem kräftigen Kopfstoß auf den Rücken und hielt sie mit ihren Vorderbeinen fest.
"Dann bleibst du jetzt so liegen!", knurrte sie.
Das Mädchen schlug provuziert mit dem Schweif.
Sie schubste sie weg und drehte sich wieder um.
"Später!", sagte sie, "Jetzt müssen wir auf Phoenix aufpassen!"
Die Frau murrte.
"Dir ist wirklich nicht zu Späßen zumute, wie?", fragte sie.
"Ich habe kein gutes Gefühl!", sagte der Drache, "Wegen Dune... oder wie auch immer er heißt! Es gehört nicht zu ihrer Art, sich einfach zurückzuziehen!"
"Ey, du hast ihn richtig überrumpelt!", sagte ihre Freundin, "Der wäre blöd, nochmal anzugreifen!"
"Ich weiß, aber... er ist ja auch noch jung!", sagte die Königin.
"Du meinst...?", fragte der Vogel.
"Ihr tatsächliches Alter spiegelt sich auf ihre verwandelte Gestalt wieder!", sagte die Drachin, "Er war noch sehr sehr jung für seine Spezies! Und ein Kind hat meistens auch Eltern!"

Die Königin der DrachenWhere stories live. Discover now