Kapitel 97. Neue Stadt, neue Freunde

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Die beiden Zauberwesen gingen gemütlich langsam durch den Wald.
Sie genossen ein wenig die Stille und stapften mit ihren hohen Stiefeln durch die wenige Zentimeter dicke Schneeschicht.
Die hellweiße, noch völlig unberührte Schicht knarzte leise, als sie hindurch gingen.
"Es ist wunderschön in dieser Jahreszeit!", sagte Ora, "Es lohnt sich, ab und zu eine Erkältung in Kauf zu nehmen!"
"Warst du dieses Jahr schon einmal erkältet?", fragte Rewe verwundert.
"Nein, dieses Jahr noch nicht!", sagte das Mädchen, "In deiner Nähe ist mir immer schön warm!"
Sie schmiegte sich an sie.
Die Frau lächelte.
"Dann ist's ja gut!", sagte sie und strich ihr über die Schulter, "Aber deine Öhrchen musst du wieder zaubern!"
"Oh... stimmt ja, hatte ich vergessen!", sagte der Drache und ließ die Katzenohren wieder auftauchen.
"So ist's brav!", sagte die Erwachsene, "Lass mich deine Wunde mal eben sehen, bevor wir es wieder vergessen!"
Sie zog den Verband von ihrem Kopf.
"Oh, ist eh schon fast verheilt!", sagte sie, "Das geht bei dir aber deutlich schneller als bei Menschen!"
"Wirklich?", fragte die Königin und tastete die Stelle ab, "Stimmt!"
Sie lächelte.
"Dann kann ich den Verband ja abgenommen lassen!", sagte der Vogel, "Ohne das Ding gefällst du mir besser!"
"Ich mir auch, ja!", sagte die Drachin.
Sie kuschelte sich an sie.

In diesem Moment wurde die Ruhe im Wald von lautem Geheul übertönt.
Ora erschrak.
"Hey, ganz ruhig!", sagte der Papagei, "Das sind doch nur Wölfe!"
"In diesem Teil von Frankreich gibt es keine Wölfe!", sagte ihre Freundin.
"Was?", fragte Rewe, "Was sollte es denn sonst gewesen sein?"
"Weiß nicht!", sagte das Mädchen.
In diesem Moment hörten sie einen Schuss.
"Das war aber kein Tier!", sagte die Frau.
Sie rannten zu dem Ort, an dem sie den Schuss gehört hatten.
Sie waren kaum in der Nähe, als sie Stimmen hören konnten.
Einige Menschen standen auf einem winzigen belichteten Fleck.
Ihnen gegenüber standen zwei große Hunde, die sie anzugreifen schienen.
An deren Mäulern lief weißer Schaum nach unten.
Die Leute hielten sich völlig still.
Auf dem Boden lag eine Pistole.
"Das ist eine Polizeiwaffe!", sagte der Drache, "Ich kenne dieses Fabrikat!"
"Und wieso greifen die Hunde sie an?", fragte die Erwachsene.
"Soweit ich das sehe, haben sie ziemlich sicher Tollwut!", sagte die Königin, "Wir müssen den Leuten helfen!"
"Nein, du bleibst hier!", sagte der Vogel, "Ich lasse nicht zu, dass du wieder von Menschen eingesperrt wirst!"
"Sollen wir zulassen, dass die Hunde sie zerfleischen?", fragte die Drachin, "Das kannst du nicht von mir verlangen!"
"Was ist mit Phoenix?", fragte der Papagei, "Du kannst sie nicht wieder allein lassen!"
"Du musst ihr sagen, dass es mir gut geht!", sagte Ora, "Ich bin vorsichtig, versprochen! Ich komme so schnell es geht wieder nach hause! Versprich mir, dass du nichts selbstständig unternimmst!"
Rewe schluckte.
"Ich weiß, dass ich dich nicht davon abbringen kann!", sagte sie, "Aber versuch wenigstens, dich nicht fangen zu lassen!"
"Ich tue, was ich kann!", sagte das Mädchen, "Ich komme noch heute zu euch zurück!"
Sie gab ihrer Freundin einen Kuss.
"Jetzt geh!", sagte sie, "Kümmer dich um Phoenix und sag ihr alles!"
"Sei vorsichtig!", bat die Frau.
Dann verschwand sie.

Der Drache rannte auf die winzige Lichtung zu, ohne ihre Schuppen zu verstecken.
Sie stürzte zu den Fremden ins Licht und riss einen der Hunde zu Boden.
Der andere zögerte nicht lange und griff sie an.
Er biss ihr in den mechanischen Arm.
Die Königin fuhr ihre Krallen aus und stieß ihn weg.
Sie versetzte ihm einen starken Schlag in den Bauch und hinterließ eine lange Kratzsspur.
Das pelzige Tier knurrte und setzte sofort wieder zum Angriff an.
Sein Artgenosse biss der Drachin in ihre Beinprothese.
Diese stand auf und brach ihm mit einer geschickten Beinbewegung das Genick.
Das zweite Tier lief um sie herum und sprang sie von hinten an.
Er kratzte Ora stark am Hinterkopf, bevor sie ihn abschütteln konnte.
Dabei zerriss ihr Mantel völlig.
Sie sah ihm im nächsten Moment genau in die Augen.
Der Hund hörte schlagartig auf, zu knurren.
Er drehte wie aus dem Nichts um, rannte mit voller Wucht gegen einen Baum und brach sich selbst das Genick.
Die Menschen sahen erschrocken zu und brachten kein Wort heraus.
Das Mädchen hielt sich die neue Wunde am Kopf zu.
Ihr wurde schwummrig.
Sie sah die Leute kurz benommen an, bevor sie ohnmächtig wurde.

Die Königin der DrachenDonde viven las historias. Descúbrelo ahora