Kapitel 2. Der Tod der Königin

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Im vierten Lebensjahr der beiden Töchter, trauerten viele noch immer um die kleine Anna, sie eingeschlossen.
Drachen auf der ganzen Welt suchten nach Ella, die noch immer als entführt galt und fanden sie nicht, obwohl sie oft direkt vor ihrer Nase war.
Die Kleine hatte sich nämlich jedes mal, wenn sie einen anderen Drachen sah, unsichtbar gemacht und fand es lustig, wie diese nie merkten, dass sie ihnen wortwörtlich direkt vor der Nase herumtollte. Außerdem hatte sie ein Versteck gefunden, in dem sie ihre Ruhe hatte.
Alles in allem hatte Ella ein tolles Leben seit sie nicht mehr zuhause war.

Doch wie ging es Lilly?
Nun, ihr konnte es nicht besser gehen.
Sie wurde von ihrer Mutter geradezu umschwärmt, und obwohl sie sich ein bisschen schlecht fühlte, wegen ihren Schwestern, so genoss sie es.
Denn sie wusste, dass Ella es ihr nicht übel nahm.
Die Drachen lebten ihr Leben auf ihre Art.

Auch bei den Menschen nahm alles seinen gewohnten Lauf, doch dennoch war Irgendetwas anders.
Eine ungewohnte Stille lag in der Luft.
Hätten die Drachen doch nur früher gewusst was ihnen drohte.
Einer der Menschen, Stephan, den alle nur Steve nannten, hatte etwas gegen die Drachen.
Er fand, was schlecht für die Drachen war, schnell Anhänger.
Sie hatten vor, den Enderdrachen zu töten.
"Alles, was die Drachen tun ist, unseren Kindern Angst zu machen! Ohne sie haben wir ein besseres Leben!", sagte der Mann.
Auch wenn viele nicht sehr zuversichtlich waren, den Drachen töten zu können, schlossen sie sich ihm an. Die Männer, die mit Steve in den Kampf ziehen wollten, schmiedeten sich Rüstungen und Waffen. Auch wenn die meisten Frauen dagegen waren, dass sie den Drachen töten.
Steves Frau, Alexia, oder Alex, war mehr als einverstanden.
"Ich komme mit! Ich will dieses Biest fallen sehen!", sagte sie.
Ihr Mann war zuerst nicht sehr begeistert von der Idee, doch als er sah, wie viele der anderen Männer von ihren Frauen überredet wurden, zuhause zu bleiben und da er wusste, wie gut Alex kämpfte, änderte er seine Meinung.
Es waren nur vier übrig geblieben.
"Also gut!", sagte er, "Du darfst mitkommen! Aber sei vorsichtig, ich will nicht, dass dir etwas geschieht!"
Sie war einverstanden.
"Ihr dürft den Enderdrachen nicht töten!", rief eine Frau ihnen plötzlich zu.
"Wieso nicht?", fragte Steve, "Gibt es einen Grund wieso wir dies nicht tun sollten?"
"Was wird aus ihrem Kind? Wir können ihm doch nicht einfach die Mutter nehmen!", erwiederte die Fremde.
"Es gibt kein Kind! Oder hat einer von euch es schon mal gesehen? Diese Monster benutzen es nur als Ausrede, damit wir sie nicht angreifen! Würde es dieses Kind wirklich geben, dürften wir es sehen!", sagte der Mann.
Die Frau wusste nicht was sie sagen sollte und ging, als er ihr drohte, sie ins Gefängnis zu stecken.
"Dann lasst uns aufbrechen! Wir werden diesem Vieh zeigen, wozu wir fähig sind!", rief er.

Bei den Drachen war bisher alles friedlich.
Ihre Mutter hatte Lilly in ihr Schlafzimmer gesperrt, wie sie es immer tat wenn sie ein privates Gespräch führte.
Sie wusste, wie neugierig ihre Tochter war.
Doch diesmal kam dem Mädchen das Gespräch ungewöhnlich lang vor.
Als würde es nie vergehen.
Sie war mit ihrer Geduld am Ende und schmiedete einen Plan, um auszubrechen.
Sie wollte sich doch noch mit Ella treffen.
Sie dachte so viel nach, dass sie zuerst garnicht merkte, wie Menschen in ihre Welt kamen.
"Wir wollen mit der Königin sprechen! Wo ist sie?", schrie ein Mann, den sie zuvor noch nicht gesehen hatte.
Wie auch, wenn sie nicht in die Stadt gehen durfte.
Sie sah ihre Mutter, wie sie auf die Leute zuflog, und kurz vor ihnen landete.
"Was gibt's?", fragte diese vorwurfsvoll, "Ich habe im Moment wirklich wichtigeres zu tun!"
"Oh, ich denke das hast du nicht!", sagte Steve und zog sein Schwert, "Ich fordere dich zum Kampf heraus!" "Das soll wohl ein Witz sein?!", knurrte der Drache. Doch dann lief einer der Männer auf Sie zu, und schlug mit seinem Schwert auf sie ein.
Was er nicht bedacht hatte war, dass ihre Schuppen beinahe undurchdringlich waren.
Das einzige was er tat, war das Tier zu provozieren.
Sie wurde wütend und flog in die Luft.
Doch Steve hatte dies bedacht.
Er hatte Pfeile geschmiedet und lange mit dem Bogen trainiert.
Außerdem wusste er so gut wie alles über die Drachen, auch dass sie unter den Flügeln sehr empfindlich waren.
Alles lief genau nach Plan.
Er zerstörte die Kristalle, damit sich die Königin nicht heilen konnte, schoss ihr mehrmals unter die Flügel und zwang sie so zur Landung.
"Was soll das werden?", fragte diese, "Denkt ihr wirklich ihr könntet mich töten mit ein paar einfachen Pfeilen?"
Sie riss ihr Maul auf, um Feuer zu speien, doch im gleichen Moment schoss der Mann ihr direkt in den Rachen.
Sie schrie vor Schmerz auf und versuchte einen klaren Gedanken zu fassen, doch es war zu spät.
Die Klingen duchbohrten bereits ihr Herz.
Die Männer hatten ihre Schwerter an den richtigen Stellen zwischen den Schuppen hindurch gerammt als die Gelegenheit da war.
Das Tier viel zu Boden.
"Mom!" ,schrie Lilly, die gerade aus dem Schloss herauskam.
Sie hatte es endlich geschafft, die Tür aufzubrechen.
Alles, was die Leute hörten, war ein klägliches Jaulen, denn die Kleine konnte ihre Sprache noch nicht sprechen.
Die Prinzessin lief auf ihre Mutter zu, obwohl sie wusste, dass sie hätte getötet werden können.
"Das Kind! Es existiert doch!", sagte Alex, die gerade realisierte was sie getan hatten.
Auch Steve war geschockt, als er die kleine Echse sah.
"Mom, bitte steh auf!", schluchzte Lilly, "Ich... ich liebe dich..."
Steve verspürte Reue, auch wenn er es innerlich gewusst hatte.
Er versuchte, Tränen zu unterdrücken.
"Es tut mir leid!", rief er, und viel auf die Knie.

Lilly war traurig.
Ihre Mutter bewegte sich nicht.
Ein paar Sekunden später löste sie sich in Staub auf, wie es bei ihrer Drachenart so üblich war, und die Prinzessin lag alleine auf dem Boden.
Doch in diesem Moment wurde sie von einem Blitz getroffen, der sie einige Meter schleuderte und aber nicht verletzte.
Denn jetzt wo ihre Mutter tot war, erbte sie all ihre Kräfte und das passierte laut Geschichte, in ihrer ganzen Familie durch einen Blitz.
Die Menschen wichen erschrocken ein Stück zurück, als sich der kleine Drache, von dem sie glaubten er wäre durch den Blitzschlag umgekommen, wieder aufrappelte.
Sie versuchten, so schnell wie möglich zu fliehen.
Alle, bis auf Steve, der immernoch am Boden kniete.
"Töte mich, aber lass meine Freunde gehen!", sagte er.
Er schien großen Respekt vor der Kleinen zu haben.
"Ich weiß wozu du imstande bist!", rief er ängstlich.
Lilly wusste nicht, was er meinte und wunderte sich, wieso sie ihn plötzlich verstehen konnte, doch nutzte sie dies aus.
"Geh! Bring deine Freunde nach hause! Ich will dich hier nie wieder sehen!", sagte sie ungewohnt entschlossen, und versuchte, ihre Wut zu unterdrücken.
Sie wollte nicht so sein, wie er.
Außerdem ahnte sie, dass er mit dieser Schuld nicht leben konnte.
Ihre Ahnung verwirktliche sich.
Steve brachte seine Freunde nach hause, und verschwand dann im Wald.
Er wurde nie wieder gesehen.
Viele Erzählen, er habe sich umgebracht, andere behaupten, er hätte sich versteckt.
Genau wusste dies Niemand.

Lillys Leben hatte sich für immer verändert, sie war nun Königin.
Sie erzählte den anderen Drachen, was passiert war, und klärte die vielen Lügen ihrer Mutter auf.
Sie konnte endlich ihre Schwester zurückholen.

Es war Tradition, dass der Königin am Krönungstag ein neuer Name gegeben wurde.
Lilly bekam den Namen Ora.

Zum Schutz vor den Menschen, erschuf sie die Kristalle neu, und zerstörte alle Portale, bis auf eines, das sie gut versteckte und deaktivierte, sodass nie wieder jemand einfach so in ihre Welt gelangen konnte.
Die anderen Drachen zogen sich in eine geheime Welt zurück, in der sie nie jemand finden würde.

Doch das ist inzwischen mehr als zweihundert Jahre her, und kaum jemand glaubt noch an die Geschichte.

Die Königin der DrachenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt