Kapitel 41. Krankenpflege

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Zur gleichen Zeit lief auch bei Ella alles weiter.
Sie stand noch immer vor dem Krankenwagen.
Für sie ging es aber einfach nur weiter.
"Alles in Ordnung?", fragte der Arzt, dem sie gerade die Hand weggerissen hatte, "Du brauchst keine Angst zu haben!"
"A... alles gut!", sagte das Mädchen stotternd, "I... ich hab' nur... wer sind sie?"
"Ich bin Doktor Venier (gespr. Weniè), der Oberarzt in unserem Krankenhaus!", sagte der Mann, "Tut mir leid, dass ich mich nicht vorgestellt habe!"
"Komm, wir wollen dir helfen!", sagte Elena und reichte ihr die Hand.
Der Drache nahm das dankend an.
Sie ließ sich in das seltsame Gefährt führen und legte sich nach Anweisung auf die Liege in der Mitte.
"Ihr müsst sie und euch anschnallen!", sagte der Fahrer, "Das ist Vorschrift!"
Die Prinzessin schluckte.
Sie konnte sich nicht vorstellen, dass er das gleiche meinte, das sie im Flugzeug erfahren hatte.
"Mach' einfach kurz die Augen zu!", bat der Arzt, "Das macht es einfacher!"
Ella durchfuhr ein seltsames Gefühl, als sie einen rauhen Riemen an ihren Schultern spürte.
Ein zweiter wurde über ihre Taille gelegt.
Auch ihre Füße wurden festgeschnallt.
Ihr Herzschlag wurde immer stärker und sie kniff die Augen zu.
Als sie jedoch von irgendetwas an ihrem Finger gezwickt wurde, riss sie sie auf.
Eine Klemme war daran gesteckt worden und mit einem seltsamen Gerät verbunden.
Als der große Bildschirm plötzlich aufblitzte und seltsame Striche zeigte, fing es an zu piepsen.
Zuerst war es sehr unruhig, doch dann wurde es immer gleichmäßiger.
Das Mädchen sah zu, wie auf der geraden Linie in gleichen Abständen kleine Berge entstanden.
Immer genau zur gleichen Sekunde wie das Geräusch ertönte.
"Was ist das?", fragte sie interessiert.
"Ein Pulsoximeter!", sagte der Mann, "Das misst, wie gesagt, deinen Puls und den Oxigen- oder Sauerstoffgehalt im Blut! Dieser rote Strich da ist dein Herzschlag!"
"Das ist... schön...", sagte der Drache, bevor sie friedlich einschlief.
Die Ärzte sahen sich fragend an.
"Sie muss es wohl sehr entspannend gefunden haben!", sagte Elena leise.
"Oder sie war einfach sehr müde!", flüsterte der Mann zurück, "Aber dann spart sie sich zumindest den Stress beim fahren!"
Der Fahrer fuhr ohne Sirene, um sie nicht zu wecken.

Am Krankenhaus angekommen, warteten bereits einige Ärzte, um zu helfen.
"Nun macht schon, wir wollen sie nicht verlieren!", sagte einer von ihnen.
"Nun mal langsam!", sagte Venier, "Ihr geht es gut, sie schläft gerade!"
"Was?", fragte der Mann, "Aber uns wurde ein schwer verletztes Mädchen gemeldet!"
"Weiß ich, das ist sie auch, aber sie ist gesund!", sagte der Chefarzt, "Wir bringen sie vorerst in ein Krankenzimmer, bis sie aufwacht, und dann sehen wir weiter!"
Doch sobald sie Ella losgeschnallt hatten, die Klemme vom Finger abnahmen und das Piepsen aufhörte, wachte sie auf.
Sie stöhnte kurz und setzte sich dann hin.
Als sie bemerkte, dass sie plötzlich ganz woanders war, sah sie die Ärzte fragend an.
"Na, gut geschlafen?", fragte Elena.
"I... ich hab' geschlafen?", fragte das Mädchen, "Ihr habt doch gesagt, ich darf nicht einschlafen wegen... er ist hier!"
"Er?", fragte die Ärztin, "Ich verstehe nicht..."
"Wird er mich jetzt holen?", fragte die Prinzessin ängstlich, "E... er ist doch böse, der Tod, habe ich recht?"
"Wir haben nie etwas davon gesagt, wie kommst du darauf dass...", fragte die Medizinerin, "G... geht es dir gut?"
"Ihr dürft ihn nicht beleidigen!", schrie der Drache, "Er kommt euch auch holen! Euch alle!"
Ihr letztes Wort verhallte, als würden sie in einem riesigen Raum stehen.

Plötzlich wachte Elena schweißgebatet auf.
Sie saß noch immer im Krankenwagen neben dem Arzt.
Ella lag friedlich vor ihnen und schlief.
"Alles gut!", sagte der Mann, "Sie haben schlecht geträumt!"
"I... ich hab' geschlafen?", fragte die Frau vorsichtig, "Das war... so real!"
"Haben sie in letzter Zeit viel Stress?", fragte Venier, "Sie sollten sich danach ins Bett legen!"
"Das sollte ich vielleicht...", sagte die Ärztin und lächelte zögerlich.

Kurz vor der Ankunft wachte der Drache wieder auf.
"Sie sehen so blass aus!", fiel ihr auf, als sie Elena sah, "Fast als wären sie gestorben! Ist alles in Ordnung?"
"J... ja, ist es!", sagte diese stotternd, "Gestorben, ja... d... der war gut! U... und bei dir s... so? G... gut g.. g.. geschlafen?"
"Öhh... ja, schon!", sagte das Mädchen, "Ich hab' nur so was komisches geträumt..."
"Was d... denn?", fragte die Ärztin.
"Och das... nicht so wichtig!", sagte die Prinzessin.
Sie schien nachdenklich.
Kaum eine Minute später hielt der Wagen an.
Es verlief alles in etwa so, wie die Frau es geträumt hatte, nur passierte nichts.

Nach einer umfangreichen Untersuchung wurde festgestellt, dass Ella nicht wirklich schwer verletzt und alle wichtigen Organe völlig unversehrt waren.
Dass das nur von dem Zaubertrank kam, konnte sie natürlich nicht sagen.
"Wir werden im Op-Saal die Wunde versorgen und nähen!", erklärte der Chefarzt, "Bereitet alles für eine Narkose vor, damit wir das so bald wie möglich beginnen können! Keine Anämie festzustellen, soweit ist alles in Ordnung!"
"Eine was?", fragte das Mädchen.
"Eine Anämie ist eine Blutarmut, die...", sagte der Arzt.
"Nein, das weiß ich ja!", unterbrach ihn der Drache, "Was ist eine Narkose?"
"Du weißt, was eine Anämie, aber nicht, was eine Narkose ist?", fragte der Mann verwirrt.
"Ja, meine Schwester kennt sich sehr gut mit Medizin aus, aber von einer Narkose hab ich noch nie etwas gehört!", sagte die Prinzessin.
"Na gut... eine Narkose ist ein anderes Wort für vollständige Betäubung!", sagte Venier, "Damit du nichts spürst, wenn wir die Wunde zunähen!"
"Oh...", sagte die Drachin, "Ich mag' Betäubungen garnicht!"
"Warst du schonmal betäubt?", fragte Elena.
"Ja, als mich letztes Mal ein Betäubungspfeil getroffen hat!", sagte Ella genervt, "Das hat ganz schön doof gepiekst!"
"Öhh... ich weiß zwar nicht, wieso dich so ein Pfeil getroffen hat und ehrlich gesagt möchte ich es auch garnicht wissen, aber bei uns brauchst du das Mittel nur einzuatmen!", sagte der Arzt, "Das geht ganz schnell!"
"Och, mich hat wahrscheinlich nur ein Jäger mit einem Reh oder so verwechselt!", sagte der Drache, "Kommt mal vor!"
"Hmm... ja...", sagte der Mann, "Leg' dich doch bitte hier hin, dann machen wir dich fertig für die Operation!"

"Na gut!", sagte das Mädchen und legte sich auf die mit einem blauen Tuch bedeckte Liege.
Die anderen schlossen sie wieder an den Pulsmesser und andere verschiedene Geräte an.
"Das piekst jetzt kurz!", sagte der Doktor und stach ihr mit einer Nadel unterhalb des Ellenbogens in den Arm.
Die Prinzessin konnte sich ein Jaulen nicht unterdrücken und zappelte kurz.
"Lustig!", sagte Elena, "Klang fast wie ein Hund!"
Die Nadel wurde mit einem Schlauch verbunden, welcher an einem Infusionsbeutel hing.
Als sie mit allem fertig waren, schoben sie die Patientin auch schon in den Operationssaal.
Dort setzten sie ihr eine Atemmaske auf.
"Atme tief durch und zähl langsam bis zehn!", bat der Chefarzt, welcher auch die Operation leitete.
"Eins... zwei.... drei..... vier...... f... fünf...... se..ch..s.... ", sagte Ella und war auch schon eingeschlafen.
"Hmm... die meisten schaffen es nur bis zwei, das ist erstaunlich!", sagte der Mann und fasste sich dann wieder, "Na dann mal los!"
Es dauerte mehr als eine Stunde, bis das ganze geronnene Blut entfernt, die Wunde desinfiziert und die einzelnen Hautschichten zusammengenäht waren.
Zum Schluss wurde nur noch eine sehr lange Bandage über die Naht geklebt und dann waren sie endlich fertig.
Der Arzt und all seine Helfer waren froh, als sie sich endlich ausruhen konnten.
Sie brachten die junge Drachin in eines der Zimmer und ließen sie dann in Ruhe, da sie noch einiges mehr zu tun hatten.

Die Königin der DrachenWhere stories live. Discover now