Kapitel 46. Ein perfekter Plan

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Als Monsieur Bour zu seinen Gefangenen kam, um ihnen das Abendessen zu bringen, schlief Ora noch immer.
"Drachen haben schon eine seltsame Vorstellung von Gemütlichkeit!", sagte er leise.
"Was soll sie denn machen?", fragte Leroy, "Sie kann sich ja nicht hinlegen!"
"Och, wir hätten es ihr schon gemütlicher gemacht!", sagte der Mann, "Das ist jetzt eher vorübergehend, weil sie sich so stark gewehrt hat!"
"Also bleibt das nicht so?", fragte die Polizistin.
"Nein, ich bin doch kein Unmensch und lasse sie ein halbes Jahr da hängen!", sagte der Jäger, "Wir werden sie sich zumindest hinsetzen lassen und dann mal sehen, was sich mit Kissen so machen lässt!"
Er nahm der schlafenden Drachin die Maske ab.
"Ihr wisst ja, eine halbe Stunde!", sagte er und ging.

"Wir haben ihn wohl doch ein bisschen falsch eingeschätzt!", sagte Peyrot, "An sich ist er wirklich freundlich!"
"Ja, da hast du recht!", sagte seine Verlobte, "Wir sollten Ora aufwecken!"
Sie ging zu dem Mädchen und tippe sie vorsichtig an.
Diese schrak auf und sah sich kurz um, bevor sie sich erinnerte, wo sie war.
"Guten Morgen!", sagte Morel, "Oder eher, guten Abend!"
Der Drache lächelte schlaftrunken und streckte sich kurz, so weit es ging.
"Abendessen!", sagte die Detektivin und half ihr wieder.
Als sie fertig waren, war die halbe Stunde schon wieder vergangen und Bour kam zurück.
Doch sobald er Ora die Maske aufgesetzt hatte, kamen ein paar Männer dazu.
"Soo... jetzt sehen wir mal zu, dass wir es dir gemütlicher machen!", sagte der Anführer und löste die Kette an ihrem Halsband.
Der Drache brummte fragend.
Die Anderen öffneten alle Schnallen, die sie an der Wand hielten, bis auf die an den Flügeln.
Diese betäubten sie zuerst mit einem starken Mittel, damit sie sich damit nicht wehren konnte.
Das gleiche machten sie auch bei ihrem Schweif.
"Geh' zu deinen Freunden und setz' dich dazu!", befahl der Jäger, "Und keine Dummheiten!"
Sobald das Mädchen aus dem Weg war, fingen sie damit an, ein paar neue Ringe unterhalb der anderen und die Ketten tiefer anzubringen.
Auch am Boden befestigten sie einen Ring.
Anschließend holten sie einige Polster, die sie ebenfalls festschraubten.
Die Königin kuschelte sich an den Dètective, welcher seinen Arm um sie gelegt hatte.
Der Mann strich ihr sanft über den schuppigen Rücken und brachte sie so erneut zum Schnurren.
Die Drachin fuhr ihren Rückenkamm ein, damit er sich nicht wehtat.
Als sich die anderen zu ihnen gesellten, brummte sie fröhlich.

"Och, wie süß!", sagte Bour mit ironischer Betonung, als sie fertig waren, "Jetzt brauchen wir dich aber wieder, Kleine!"
Ora knurrte.
"Nennen sie sie nicht immer Kleine!", sagte Peyrot wütend, "Das mag sie nicht!"
"Ach ist das so?", fragte der Jäger, "Wie gut, dass es mir egal ist, nicht wahr?"
Er packte das Mädchen am Halsband und zog sie zu ihrem Platz.
"Sei ein braves Mädchen und mach sitz!", sagte er dann.
Der Drache sah ihre Freunde ängstlich an, doch gehorchte ihm.
Sie setzte sich direkt auf das Kissen, das am Boden befestigt war.
Der Mann band ihr Halsband erneut an einem Ring und hing die Flügel an die selben Ketten wie zuvor.
Dann ließ er einige Männer auf ihre Freunde zielen, damit er ihre Hände losmachen konnte.
Er schnallte sie vorne wieder zusammen und befestigte sie wieder an dem Ring um ihre Hüfte.
Er legte ihr gebogene Metallstücke über die Oberarme, damit sie sich nicht nach vorne beugen konnte.
Auch über ihre Oberschenkel legte er eines und schraubte sie fest.
Die Kette an ihren Füßen befestigte er an dem Ring vor ihr am Boden.
Ihren Schweif schraubte er ebenfalls fest.
"Soo... gemütlich?", fragte er.
Die Drachin nickte zögerlich.

"Wo haben sie die ganzen Ketten her?", fragte Leroy, "Dieses Netherit ist doch bestimmt nicht so einfach zu finden, oder?"
"Auf dem Hexenmarkt kriegt man alles!", sagte Bour, "Und wenn man denen sagt, dass man damit einen Drachen festhalten will, kriegt man es sogar umsonst! Den Rest erledigt dann unser persönlicher Schmied! Der hat sogar eine hübschere Maske angefertigt, seht mal!"
Er holte ein weiteres Teil aus seiner Tasche.
"Maßgeschneidert für unsere süße Freundin, an den Seiten mit Stoff gepolstert und sogar mit eingravierter Drachenschnauze!", sagte er, "Der Gute hat sich wirklich Mühe gegeben! Er hat sogar dafür gesorgt, dass sie zumindest für einige Zeit angenehm riecht!"
"Wie denn das?", fragte die Frau, "Mit Fisch eingerieben?"
"Keine Ahnung, er hat gesagt, Drachen mögen das!", sagte der Mann, "Riecht für mich einfach nur nach garnichts, aber diese Tiere haben ja viel empfindlichere Nasen als wir!"
Ora schnaubte und zog ungeduldig an ihren Ketten.
"Ist ja gut!", sagte der Jäger, "Seht ihr, sie hat es schon erschnuppert!"
"Na, dann hat sie wenigstens Freude daran!", sagte die Polizistin, "Zumindest bis es verfliegt!"
Monsieur Bour nahm dem Mädchen die alte Maske ab und setzte ihr die neue auf.
Die Riemen waren so befestigt, dass der obere nicht mehr über ihre Stirn, sondern von einem Ohr zum anderen ging, was es angenehmer machte.
Der Drache schnurrte und ihre Pupillen wurden größer.
"Hmm... ist wohl sehr lecker, der Duft!", sagte der Mann belüstigt, "Na ja, ich lasse euch dann mal in Ruhe! Gute Nacht!"
Dann ging er.

Die Königin der DrachenWhere stories live. Discover now