Kapitel 81. Ereignisreicher Tag

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Während die Zauberwesen in ihrer Höhle saßen, redeten sie nicht miteinander.
Die beiden älteren saßen neben dem friedlich schlafenden kleinen Mädchen.
Sie genossen nur die Stille und die Wärme, die von dem jeweils anderen ausging.
"Ist doch auch mal schön, einfach hier zu sitzen, oder?", fragte Ora leise.
Rewe nickte nur und lächelte.
Sie strich dem Mädchen über den schuppigen Rücken.
Diese schnurrte leise und lehnte sich an sie.
"Nichts für ungut an Aro, sie ist wirklich nett, aber ich mag dich als dieses unschuldige kleine Mädchen lieber!", flüsterte die Frau, "Sie hat sich zu stark gewehrt, für meinen Geschmack!"
"Ich hab' schon gemerkt, dass du gerne das Sagen hast!", wisperte der Drache, "Außerdem ist sie ja das genaue Gegenstück zu mir! Und wenn du mich wirklich so gern hast, wie du immer behauptest, müsstest du Sie eigentlich garnicht mögen!"
"Sie ist erträglich!", sagte die Erwachsene, "Dieses kleine Stückchen Gut in ihr macht auch ein bisschen was aus! Aber du bist natürlich nicht zu übertreffen! Du hast genau die richtige Menge an Bosheit für meinen Geschmack!"
"Du kleine Schmeichlerin!", sagte die Königin und kicherte.
Der Vogel warf sich ohne Vorwarnung auf ihren Schoß und schlang ihre gefiederten Arme um ihren Hals.
Die Drachin keuchte auf, als sie ihr Gewicht auf ihren Beinen spürte.
"Hey, sind wir plötzlich schwach geworden?", fragte der Papagei.
"Mein Körper war heute einige Zeit von jemand anderem besetzt!", sagte Ora, "Mir geht meine Energie aus! Du hast uns ziemlich zugesetzt mit den Verletzungen! Es tut nicht weh, aber es schwächt uns trotzdem!"
"Och, das ist kein Problem!", sagte Rewe.
Sie strich sanft über ihre aufgeschlitzten Arme.
Die Wunden verschwanden spurlos.
"Du kannst Wunden heilen?", fragte das Mädchen überrascht.
"Wir foltern nicht, ohne unsere Opfer zu heilen, wenn sie gestanden haben!", sagte die Frau, "Es ist eine Art... Belohnung!"
"Kannst du auch... tiefere Fleischwunden heilen?", fragte der Drache.
"Natürlich!", sagte die Erwachsene, "Wieso? Hast du so eine Verletzung?"
"Nein, aber... meine Schwester, Anna, sie kann nicht fliegen!", sagte die Königin, "Unsere Mutter hat ihr die Flügel aufgeschlitzt! Wir suchen schon länger einen Weg, sie zu heilen! Glaubst du, du kannst das?"
"Ich werde es versuchen!", sagte der Vogel, "Wenn du mich zu ihr bringst!"
"Klar!", sagte die Drachin, "Aber... ich glaube nicht, dass es eine gute Idee ist, jetzt zu verschwinden! Und außerdem habe ich gerade nicht die Kraft, uns beide zu uns nach hause zu bringen!"
"Das ist mir ganz recht!", sagte der Papagei und lächelte, "Da bleibt mehr Zeit für uns!"
Sie gab ihr einen langen, sanften Kuss.

Plötzlich hörten sie ein Poltern aus dem Höhleneingang.
Wie aus dem Nichts stand der Zoodirektor mit ein paar Leuten dort.
"Ähh... stören wir?", fragte er vorsichtig.
"Ja!", sagten die Freundinnen gleichzeitig.
"Was wollt ihr?", fragte Ora genervt und schob ihre Freundin sanft von sich herunter, "Klopft beim nächsten Mal, das ist privat!"
"Entschuldigt schon!", sagte der Mann, "Die Polizei will mit einem von euch reden! Wer das macht, entscheidet ihr!"
"Ich mach das!", sagte das Mädchen sofort und stand auf.
"Sei vorsichtig!", sagte Rewe.
"Bin ich!", sagte ihre Freundin und küsste sie auf die Wange.
Dann ließ sie sich von den Menschen nach draußen führen.
Dort warteten einige Polizisten auf sie.
Darunter auch der, den sie auf dem Marktplatz schon kennengelernt hatte.
"Na, so sieht man sich wieder!", sagte er, "Wie waren die ersten paar Stunden in unserem Zoo, Kleine?"
"Nenn mich nicht so!", schimpfte der Drache.
"Ist ja gut, ist ja gut!", sagte der Beamte.
Er zog ein paar Handschellen aus seiner Tasche.
"Ich weiß nicht, ob du das schonmal gesehen hast, aber die muss ich dir anlegen!", sagte er, "Also los, gib die Hände her!"
"Solange ihr mich nicht wieder in einen Käfig steckt!", sagte die Königin.
Sie hielt ihm ihre Hände hin und ließ sich die Schnallen anlegen.
"Komm, steig ein!", sagte der Mann und hielt ihr die Autotür auf.
Er berührte sie an der Schulter.
"Fass mich nicht an!", fauchte die Drachin.
"Woow, ganz ruhig!", sagte der Erwachsene und nahm seine Hand weg, "Ich wollte doch nur helfen!"
"Die gute Laune ist aber schnell verflogen!", sagte der Zoodirektor.
"Ist sie nicht!", sagte Ora, "Ich habe nur relativ wenig Lust, jetzt auch noch meine Freundin mit meiner Tochter allein lassen zu müssen, nur damit ihr mir irgendwelche dummen Fragen stellen könnt! Und jetzt fahren wir endlich, ich will endlich fertig werden! Ich bin müde, nur damit ihr's wisst!"
Dann stieg sie ein und zog die Tür zu.
Kurz darauf fuhren sie los.

Die Königin der DrachenWhere stories live. Discover now