19. Kapitel

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Langsam stieg ich aus dem Aufzug aus und sah Fünf und Luther ungeduldig herumlaufen.

„Fünf?", fragte ich, und lächelte, was schon echt gut war, da mein Lachen tief in meiner Seele rauswollte.

„Was?", fragte der nur genervt.

„Ja, okay, es tut mir leid. Ich hätte nicht so asozial sein sollen. Doch mal ganz ehrlich, würdest du an meiner Stelle, dich nicht auch ein wenig auslachen?"

„Nein!", schnauzte er.

„Und deswegen soll das mit uns nicht sein!", sagte ich etwas betrübt, zucke mit den Schultern, und das Lachen war wie weggeweht.

Ich setzte mich an die Bar, trank einen Drink, dann einen zweiten, dann einen dritten, einen vierten, fünften, sechsten, siebten, bis mir Fünf die Flasche aus der Hand nahm, und außer Reichweite stellte.

„Besauf dich nicht, wir haben eine Mission!", womit er mitsamt der Flasche verschwand.

„Aber du darfst?", schrie ich verzweifelt hinterher.

„Ich bin auch fünfundvierzig Jahre älter als du!", brüllte er und ich sackte in meinem Barhocker zusammen.

Viktor kam zu uns und kassierte ein paar fragende Blicke.

„Hey!", rief ihm Fünf zu, „Es ist so weit! Wo ist Harlan?"

Viktor blickte nur stumm zu uns und sagte: „Weg"

Luther seufzte. „Du hast ihn entkommen lassen!", stellte Luther fest.

Fünf sah abwartend zu Viktor.

„Harlans Tot ändert nichts am Kugelblitz", fing Viktor an, während sich Fünf verzweifelt durch die Haare fuhr, „Er wäre nur eine weitere Tragödie in einer Tragödie. Und wir finden auch, ich finde auch einen anderen Weg."

„Herzlichen Glückwunsch Viktor", sagte Luther passiv aggressiv, „Du hast es geschafft alles zu zerstören! Mal wieder"

„Ich hatte gedacht du wärst klüger!", meinte Fünf verzweifelt und Viktor verschwand, definitiv verletzt.
Luther verschwand ebenfalls.

„Das lief ja super!", lachte Klaus und sprang von der Bar, auf der er gesessen hatte.

Er klatschte mit seinen ausgezogenen Schuhen ineinander und setzte sich neben mich. Ächzend griff er nach einer Flasche und Fünf setzte sich neben mich.

„Ihr wart hart zu ihm", sage ich.

„Es gut um das Ende der Welt", entgegnete Fünf aufgebracht, und Klaus nahm drei Gläser und schenkte uns allen ein.

„Also hier erstmal, bitte!", sagte er während er die Gläser füllte.

„Danke", murmelte ich.

„Wer ist dieser Harlan eigentlich?", fragte ich nach einer ganzen Weile.

„Ein Junge aus den Sechzigern. Viktor hat ihn wiederbelebt, als er ertrank", informierte mich Klaus.

„Der Junge aus der Scheune", sagte Fünf noch, so hatte er Harlan genannt, als er mir von seiner Vergangenheit erzählt hatte.

Ich nickte nur verständlich und wir schwiegen.

„Ich hab mein Zukunfts-Ich sterben sehen", begann Fünf zu erzählen und Klaus unterbrach: „Ohhhhh, das ist ja krass, mir ist fast genau das selbe passiert."

„Er hat gesagt", erzählt Fünf weiter und Klaus erzählt irgendetwas von wegen Jenseits und ich war tot, „Ich soll die Welt nicht retten!", beendete Fünf seinen Satz, „Und dann ist er gestorben. Was könnte er gemeint haben?"

„Müsstest...", begann Klaus, doch Fünf unterbrach ihn: „Müsstest du nicht wissen... okay!"

So schnell gaben sie also auf. Die Brüder prosteten sich zu und exten den Drink weg, was ich mitmachte.

„Klaus, ich habe mein ganzes Leben damit zugebracht die Apokalypse zu verhindern. Apokalypsen, Plural! Und er sagt zu mir, es ist...was? Zwecklos?", Fünf trank noch einen Drink.

„Naja", begann Klaus, „Ihr habt...Keine Ahnung..."

„Vielleicht will er mir sagen, dass ich nicht so werden soll wie er", überlegte Fünf.

„Oh", redet Klaus auf Fünf ein, „Das macht dir zu schaffen oder?"

Fünf atmet hörbar aus und antwortete: „Ich habe die Zeit so oft ausgetrickst, dass ich auch irgendwie dachte, ich würde auch den Tod austricksen. Aber anscheinend gehe ich als einarmiger Alptraum ins Grab. In einer von mir selbst geschaffenen Bürokratie Hölle."

„Spoileralarm!", lachte Klaus und ich lachte leise mit. Erschrocken drehten sie sich zu mir um. Hatten die ernsthaft vergessen, dass ich da war?!?!?!

Fünf fuhr fort: „Ganz zu Schweigen von dem Scheiß Tattoo", und warf einen Hautfetzen aus seiner Jacketttasche auf den Tisch, auf den etwas drauf tätowiert war.

„Ihhhh", sagte ich und Klaus fragte: „Ist das deine Haut?"

„Ich will verdammt sein, wenn ich mit diesem Arschgeweih für Opas abtrete", meinte Fünf, und Klaus fasste den Fetzten an.

„Wenn du nicht enden willst wie dieser Typ hier, dann mach doch komplett anderes, komplett", schlug Klaus vor, „Zieh aufs Land und werd Alpakafarmer!"

„Ja ja, das könnte ich tun", erwiderte Fünf, „Wir haben schon bewiesen, dass Zeitlinien veränderbar sind."

Stanleys SchwesterWhere stories live. Discover now